Guten Morgen donauwalzer,
wie Du siehst, führen verschiedene Schnittsysteme zu verschiedenen Handlungsanweisungen.
(Für mich wird der Thread dadurch interessant, weil es meine Phantasie anregt, um mir im Geiste jeweils vorzustellen, was dabei nach einigen Jahren herauskommt.)
Daraus ergibt sich zwingend, daß Du Dich zuerst in Sachen Schnitt kundig machst, bevor Du an einem Baum herumschneidest, denn daß es nicht gut gehen kann, wenn Du heute mal nach dieser und morgen nach jener Methode schneidest, das ergibt sich wohl von selbst.
Derzeit kann man in den Gärten sehr viel sehen, würde mir also den Garten heraussuchen, der Deiner Meinung nach die besten Bäume hat, und den dann mal fragen, nach welchem Schnitt er arbeitet.
Während es ein Baumleben lange dauert um im direkten Vergleich die endgültige Überlegenheit von einem Schnittsystem gegenüber einem anderen zu beweisen (denn die offensichtliche Überlegenheit nach einigen Jahren kann sich evtl. im weiteren Verlauf sogar ins Gegenteil verkehren, man denke nur in Sachen Ertrag an alle Abbindesysteme), sind andere Argumente schnell abgeklärt.
Wie viel Kraft ein Ast aus der Krone nimmt, bestimme ich durch den Winterschnitt.
Um als Fruchtast abzuspleißen muß sich der Ast, sofern der Abgangswinkel nicht sehr steil ist, sich kräftig durchbiegen, was bei 50 cm über dem Boden eine überschaubare Gefahr darstellt.
Ein verheilen gibt es bei einem Baum, im Gegensatz zu einem Tier nicht. Der Baum kann eine Wunde bestenfalls mit Rinde überwallen, wozu er allerdings bei der zu erwartenden Wunde länger als eine Vegetationsperiode benötigt, dieses Jahr kann er bestenfalls noch den Wundrand begradigen, dann kommt der Winter.
Aus nahe liegenden Gründen stimme ich dem Beitrag von Zuccalmaglio zu, mit der Anmerkung, daß der Schnitt nach Palmer richtig mit einer Leitastebene ist, aber mit einem Kelchschnitt (wenn auch mit einem Sahnehäubchen, der Stammverlängerung, in der Mitte), nicht! mit einer Pyramidenkrone, was sich auch schon aus der Beschreibung von Zuccalmaglio über die Stammverlängerung als Spindel ergibt.
Deiner Ansicht, daß es Zeit wäre an dem Baum etwas zu machen stimme ich voll zu, gerade am unteren Ast sieht man schön, daß dieser aufgrund mangelnden Lichteinfalles in Stammnähe bereits verkahlt ist.
Grüße
kupumalam