@hallo Toko,
genau deine Fragen hatte ich mir seinerzeit auch gestellt.
Ausgehend von der obligatorischen Fremdbefruchtung, auf die natürlich auch die Bittenfelder-Mutterbäume immer und überall angewiesen sind. Die Nachkommen, hier also die Unterlagensämlinge,
müssten doch in ihren Eigenschaften gerade bei Apfel mit seiner hohen genetischen Variabilität weit streuen. Wenn dann auch noch verschiedene Vaterbäume im Spiel sind, wäre die Streuung vermutlich noch größer. So meine Überlegungen. Wieso dann Bittenfelder-Sämling vorbehaltlos als die(!) starkwüchsige Unterlage insbesondere für hochstämmiges Streuobst empfohlen wird, wollte mir nicht einleuchten.
Letztlich kann ich es mir nur so erklären, das Bittenfelder als Mutterbaum wohl relativ gleiche Nachkommen bringt, zumindest hinsichtlich eines ausreichend starken Wuchses auch noch in der Ertragsphase, welches gerade im Streuobstbereich wichtig ist. Sprich,
langjährige bzw. jahrzehntelange Erfahrung mit den Sämlingen bzw. den
entsprechenden Sorten-Unterlagenkombinationen auch im Blick auf eine
allgemein ausreichende Widerstandsfähigkeit gegen diverse Schadfakoren.
Das scheint mir zumindest nach den paar Gesprächen mit interessierten Laien und Baumschulern so der Tenor zu sein. Aber genaues wusste keiner. Ein Baumschuler war der Meinung, Sämlinge von "Graham" seien s.E. genauso gut, würden aber vom "modischen"
Bittenfelder verdrängt und er mache eben, was der Markt verlangt.
Hilfreich wäre es, wenn es zu starkwüchsigen Unterlagen incl. der starkwüchsigen vegetativen Typen eine vergleichende, langjährig bis weit in die Ertragsphase angelegte Studie im wissenschaftlichen Rahmen gäbe. Da die starkwüchsigen Unterlagen aber wirtschaftlich gegenüber den schwachen Typenunterlagen ein Nischendasein fristen, dürfte das Zukunftsmusik bleiben.
Ausgehend vom Grundsatz, das die Eigenschaften der Unterlage auch in irgendeiner Weise die Eigenschaften der Edelsorte beeinflussen, wäre m.E. in Zeiten zunehmenden Feuerbrandes wichtig, eine starkwüchsige, feuerbrandresistente Unterlage für langlebiges hochstämmiges Obst zu haben, die aber auch sonst die guten Eigenschaften eines Bittenfelder mitbringt. Ob die gelegentlich in der Literatur erwähnte "Malus robusta 5" diese Eigenschaften außer ihrer feuerbrandresistenz dauerhaft mitbringt, weiß ich nicht. Auch im Netz findet man sehr wenig.
Interessant fände ich auch, welche Vaterbaum-Sorten von den Unterlagenbaumschulern verwandt werden. Auf der Seite der Baumschule Lodder in Dülmen z.B. werden Unterlagensämlinge von Bittenfelder, Graham und Antonowka sowie Malus communis (was immer auch sich dahinter verbergen mag?) angeboten.
Heißt das nun, das die die 3 oder 4 Mutterbäume auf ihrem Gelände nebeneinander stehen haben und sie sich im Zufallsprinzip gegenseitig befruchten lassen? Stehen diese Bäume weit genug isoliert, um nicht auch von Bäumen auf Nachbargrundstücken befruchtet werden zu können? Keine Ahnung. Ich habe das auch nicht mehr weiter verfolgt.