Warum sollte mir deine ANtwort nicht "gefallen"?
Weil sie nicht viel Hoffnung auf Genüsse von Raritäten macht? Ich schreib mal was zu ein paar Sachen, die ich schon ausprobierte:
Kiwi - Jenny, zweihäusige Sorte, wuchs sieben Jahre lang, riesig, schön, wollte allerdings gegossen werden und weigerte sich strikt, auch nur eine einzige Blüte anzusetzen. Umzug, weg. Ich kann nicht ein halbes Leben auf Blüten warten.
Weiki, schon keine Rarität mehr, drei Pflanzen nacheinander auf dem Gartengrundstück eingegangen, zu trocken. Am Hausgarten wächst sie halbwegs wenn man sie wirklich freihält und mit Rankhilfen führt. Blühte sogar nach drei Jahren. Festgestellt, dass der weibliche Zweig eingegangen ist. Drei Jahre umsonst gewartet, wahrscheinlich nochmal so lange bis die nächste Weiki mit weiblichem Zweig blüht. Wenn sie nicht vorher eingeht.
Sämlinge aus diversen Kiwis: Mal sehen. Auch hier jahrelange Wartezeit bis überhaupt klar ist, welches Geschlecht sie haben.
Essbare Ölweide: Nette Randbepflanzung, mehr auch nicht. Geschmack begeistert mich nicht.
Grossfrüchtiger Holunder: Okay. Angesichts einer Holunderschwemme in der Landschaft aber auf eigenem Grundstück entbehrlich.
"Bayernfeige" Violetta: Im Winter eingegangen trotz Weinbauklima und Schutz.
Asiminia Triloba, Pawpaw: Eine Pflanze eingegangen (vom Schnee letztes Jahr geknickt, keine Knospen unterhalb der Knickstelle gehabt), die andere kümmert so vor sich hin, kommt nicht vom Fleck, kaum Zuwachs. Päppeln, freihalten, düngen nutzt nichts.
Zierquitte: Geht so. Kümmert auch an trockenem Standort. Verarbeitung der Früchte nicht einfach, Wert fraglich. Am besten wachsen noch die Sämlinge.
Kornelkirsche: Hier scheint es mehr und mehr interessante Sorten zu geben, nicht nur Jolico und Sämlinge. Ist aber ein verschlafenes Pflänzchen, wenig jährlicher Zuwachs, lange so klein dass man es schützen muss. Noch keine Ernte gehabt, Wildobst kenne ich aber gut. Ausgerechnet die "Jolico" wächst am langsamsten, meine "Golden Glory" dagegen flotter, die Sämlinge so la la. Blühen erst nach Jahren. Wieder mal endlos warten angesagt. Die Früchte sind auch nicht so berauschend, mühsam zu sammeln ausser man schüttelt, manscht alles zusammen und verschnapst. Nur Fruchtsorten schmecken frisch halbwegs, die anderen sind zu sauer. Das Pürree schmeckt wie Tomatenmark aus sauren Tomaten...
Nashi: Geht so. Auf der Obstwiese aber ein totaler Reinfall, braucht zu viel Wasser und reagiert auf die üblichen Probleme wie Frostspannerfrass zu empfindlich. Muss unbedingt von Hand ausgedünnt werden, sonst Winzfrüchte, Überbehang und dann wieder ertragslos, schnell vergreisend, kleinbleibend. Hält den Vergleich mit europäischen Birnen nicht stand, saftige Frühsorten sind viel einfacher anzubauen und die Geschmacksbandbreite ist viel grösser.
Schwarze Maulbeere: Langsamer Wuchs, schlechte Fruchtqualität. In Europa wird offenbar grossflächig die minderwertige morus alba mit dunklen Früchten als morus nigra verkauft. Ob ich noch Eggerts "Morus nigra Wellington" ausprobiere? Eher nicht, keine Lust mehr.
Maibeere: Ich warte im dritten Jahr noch auf Ertrag. Immerhin sind die Pflänzchen angewachsen. Dürrer Habitus, unauffällig.
Apfelbeere: Lustigerweise wächst die aus dem Supermarkt von der Riesenpalette mit anderem Beerenobst aus Holland am besten. Mag aber auch keine trockenen Phasen, sonst Kümmerwuchs und Blattabwurf. Fruchtsorte ist eingegangen, nur im Hausgarten mit Pflege okay. Die Beeren sind roh kaum zu gebrauchen und verarbeitet auch keine Spezialität. Als Zierpflanze okay, blüht immerhin.
Dreiblättrige Orange, poncirus trifoliata: Wächst bzw. kümmert im hiesigen botanischen Garten im Freiland so vor sich hin. Bei mir ging sie gleich im ersten Jahr ein.
Japanische Weinbeere: Vertrocknet, die andere Pflanze kümmert. Geschmack reisst mich aber ohnehin nicht vom Hocker.
Felsenbirnen: Endlich mal was, das auch mit weniger Wasser zurechtkommt. Früchte roh mit etwas Vogelbeergeschmack, als Saft gut mit Kirscharoma, Marmelade langweilig. Aber seeehr mühevoll zu pflücken, klein und wenig Ausbeute. Irgendwie keine Bereichung der Obstspektrums. Leider kaum Züchtungen auf Fruchtqualität erhältlich. Nette Zierpflanzen.
Kaki: Mal sehen. Steht noch da wie gepflanzt. Habe noch nicht herausbekommen, ob sie selbstfruchtbar ist.
Loquat: Sämlinge sehr gut angegangen, Freilandpflanzen haben es in der Gegend zumindest ein paar Jahre ausgehalten, aber nie gefruchtet. Vermutlich auch im Weinbauklima nicht winterhart.
Über Esskastanien und andere Sachen wäre auch noch viel zu sagen, wird aber zu lang. Hinzuzufügen bleibt, dass man bei den "Raritäten" auch die Mühe und teilweise hohen Kosten hinzurechnen muss, die Pflanzen erstmal zu besorgen.
Vergleiche ich das mit den Erfolgen bei Weinreben, Quitten, Aprikosen, Mispeln, Haferpflaumen und anderen älteren Sachen, muss ich die "Raritäten" fast durchweg als Reinfall bezeichnen.
Die deutlich spürbare Klimaveränderung wird das Spektrum auch nicht erweitern, im Gegenteil: Es wird viel mehr wegfallen wie an wärmeliebenden Pflanzen dazukommt. Der Wasserbedarf ist ein ganz wichtiger limitierender Faktor und bei den immer längeren trockenheissen Perioden geht mir wirklich alles ein, was ich nicht regelmässig wässern kann. Intensivanbau mit Tröpfchenbewässerung, wie sie hier längst subventioniert wird weil es nicht mehr anders geht kann ich mir nicht leisten. Beim Winterfrost hat sich bei mir gezeigt, dass die einzelnen kalten Frostnächte viel schädlicher sind wie längere Perioden tiefer Temperaturen. Winterhärte wird nur aufgebaut, wenn die kalte Phase langsam eingeleitet wird. Wir haben aber nun wochenlang Plusgrade oder um die Null Grad, dann kommt eine Nacht mit "nur" minus acht Grad und die wärmeliebenden Raritäten gegen drauf. Tschüss, Feige, tschüss Loquat, tschüss Kiwitrieb.
Andere Meinungen willkommen :-)