@Ramona
Ich bin, was die Pilzfestigkeit pilztoleranter Reben betrifft, nicht ganz so optimistisch wie einige meiner vorangegangenen Traubenfreunde.
Auch pilzfeste Reben sollte man ca. 4 ... 5 mal vorbeugend gegen Oidium und Pero spritzen. Allerdings reichen dazu die milden Mittel aus den Gartenmärkten, z.B. Netzschwefel und Kupferpräparate. In sehr feuchten Spätsommern ist bei einigen pilztoleranten Sorten auch eine Spritzung gegen Botrytis (Grauschimmel) sinnvoll. Hierfür gibt es in Gartenmärkten ein Mittel gegen Grauschimmel an Erdbeeren (der gleiche Erreger).
Reine Europäertrauben erfordern dagegen eine Vielzahl von Spritzungen mit "harten" Mitteln, die Du nur nach einem Lehrgang und mit einem Befähigungsnachweis kaufen darfst.
Dann möchte ich noch mit der Legende abrechnen, dass es kurative Mittel gibt, also Mittel, die nach Ausbruch der Pilzinfektion heilend wirken. Das ist absoluter Unsinn! Die Hersteller bezeichnen Mittel als kurativ, die noch 1 ... 3 Tage nach der Infektion wirken. Dann aber kann ein Laie an seinen Reben noch nichts erkennen, da diese sich noch in der Inkubationszeit befinden. Später helfen auch diese Mittel nicht mehr. Bei den Profis gibt es ein Warnsystem, so dass diese etwas bedarfsorientierter Spritzen können.
Auch außerhalb von Weinbaugegenden sind Sporen von Oidium und Pero überall vertreten, wenn auch nicht die besonders aggressiven und z.T. resistenten Stämme wie in Weinbaugebieten.
Echter und falscher Mehltau ist z.B. weit verbreitet auf Apfelbäumen, Rosen, Gurken, Zuchini, Jelängerjelieber und vielen vielen anderen Pflanzen und auch diese Mehltaustämme können auf die Reben überspringen.
Es gibt einige ganz wenige Sorten, die aber große Kerne und zähe Beerenhäute haben, z.B. Muscat Bleu und Galanth, die in vielen (trockenen) Gebieten bei luftiger Erziehung ohne Spritzen auskommen, aber diese wenigen Sorten haben, wie gesagt große störende Kerne, kleine Beeren und eine zähe Beerenhaut. Dafür schmeckt Muscat Bleu sehr gut.
Dann gibt es einige sehr widerstandsfähige amerikanische Sorten, die aber alle mehr oder weniger bäh schmecken (nach Foxton). Eine solche Sorte, wo man den Foxton eventuell gerade noch tolerieren kann, ist New York Muskat (so pilzfest wie Muskat Bleu, aber auch mit störenden Kernen und Beerenhäuten).
Nun kannst Du natürlich auch Trauben aus dem Supermarkt kaufen, aber die sind 12 bis 14 mal gespritzt. Dazu kommen noch Herbizite gegen Unkraut und Spritzungen gegen Insekten, Käfern, Milben und Raupen.
Da sind die ca. 5 Spritzungen bei pilzfesten Sorten gar nichts dagegen, wobei z.B. Netzschwefel und einige Kupfermittel sogar für den biologischen Weinbau zugelassen sind.
Pilzfeste Sorten, die mit diesem Minimalprogramm auskommen, gibt es eine Menge und es kommen immer wieder attraktive Sorten dazu. Allerdings sollte man seine Reben bei den Rebschulen kaufen, nicht bei Aldi, Versandgärtnereien und Gartencentern. Dort bekommt man zumeist nur veraltete und minderwertige Sorten und man erhält keine oder falsche Informationen zu den Sorteneigenschaften.
Wenn Du die Probleme beim Anbau von Tafeltrauben akzeptierst, dann muss ich Dich noch vor einem warnen: Der Anbau von Tafeltrauben kann in kurzer Zeit süchtig machen!