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Autor Thema: mineraldünger pro / kontra  (Gelesen 6083 mal)

aurora

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mineraldünger pro / kontra
« am: 09. Januar 2006, 23:43:51 »

ich würde gerne mal was über eure meinung zu organischen und anorganischen düngern erfahren. da ich selbst zwar auf meinen kompost und brennessel bzw. allg. jauchen setze.

doch warum werden diese mineraldünger oftmals so verpöhnt?
weiß da jemand was?
würde mich freuen wenn jmd. was schreiben würde da ich über google nix wirklich informatives gefunden habe.
« Letzte Änderung: 09. Januar 2006, 23:44:28 von aurora »
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #1 am: 10. Januar 2006, 09:25:21 »

warum mineraldünger von manchen abgelehnt oder kritisch betrachtet wird, hat glaub ich weniger mit dem dünger an sich, als mit seiner herstellung zu tun...energieaufwändig + damit ökologisch bedenklich.

gegen den dünger selbst ist m.e. überhaupt nichts zu sagen. die notwendigen nährstoffe liegen bei sog. volldüngern bereits in pflanzenverfügbarer + insbesondere ausgewogener form vor + so erleichtert man den pflanzen mit geringem energieeinsatz die aufnahme der benötigten nährsalze. pflanzen selektieren im bereich der haarwurzeln die benötigten nährsalze + das kostet energie. je ausgewogener die nährstoffzusammensetzung oder besser je bedarfsgerechter die nährstoffzusammensetzung zum jeweiligen wachstumsstand der pflanze ist, desto geringer der energieaufwand der pflanze, diese nährstoffe aufzunehmen.

es gibt dazu eine hochinformative aufsatzreihe mit dem thema "transport + logistik in pflanzen" (einzelne pdf-dateien nach themen) die die zusammenhänge sehr anschaulich erläutern:

http://www.hesi.nl/deutsch/siglinde.htm

speziell dazu wären daraus die themen "wie kommt der dünger in die pflanze" + "selektion der düngesalze" interessant.

bei der übl. kompostierung oder verjauchung wird das organische material durch mikrobiologische prozesse mineralisiert. die in diesen prozessen entstehenden nährsalze sind nichts anderes als die nährsalze der mineral. dünger, denn anderes kann eine pflanze nicht aufnehmen.
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fisalis

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #2 am: 10. Januar 2006, 09:34:30 »

Weil die Nährstoffe bereits in pflanzenverfügbarer Form vorliegen, ist die Gefahr der Überdüngung und Auswaschung der Nährsalze ins Grundwasser grösser als bei organischen Düngern. Ausserdem nimmt man den Bodenorganismen, die organische Dünger in pflanzenverfügbare Salze aufspalten, die Arbeit weg. Synthetisch gedüngte Böden sind nach wenigen Jahren praktisch tot, was besonders im Bioanbau unerwünscht ist. Mineralisch sind übrigens nicht alle nicht organischen Dünger, daher spricht man besser von anorganischen oder Kunstdüngern und schliesst damit auch die synthetischen Dünger ein. Schliesslich der Hinweis, dass die meisten Gartenböden keinerlei oder nur einer gezielten und geringen Ergänzungsdüngung bedürfen. Voraussetzung jeder Düngung sollte eine Bodenanalyse mit Bedarfsabklärung sein.
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #3 am: 10. Januar 2006, 10:07:17 »

an dem thematitel zeigt sich, wie schwierig es ist eine "einfache" antwort zu geben. fisalis hat recht + doch wieder nicht. böden, vor allem sandige böden, können durch reine mineraldüngergaben verarmen, weil die humusierung des bodens verringert wird und so das edaphon schädigt.

aber wer macht das so in seinem garten? wer sammelt alles anfallende organische material + entfernt es aus seinem garten? ich wage zu behaupten, dass niemand hier sowas macht, obwohl ich solche sterilen gärten auch schon gesehen habe. wir betreiben aber keine intensivlandwirtschaft, sondern sind hobbygärtner + insofern halte ich fisalis tendenzielle aussage für abwegig, auf mineraldünger möglichst zu verzichten. es kommt darauf an, für welchen zweck ich den mineraldünger einsetzen will.

beispiel um auf den eigentlichen threadtitel zurück zu kommen...die millionen pflanzen, die jedes jahr invitro vermehrt werden, haben bis zu dem zeitpunkt, wo sie erstmals in normales topfsubstrat gesetzt werden, nur mineralsalze (makro+mikronährstoffe+vitamine) bekommen und wachsen, weil perfekt gedüngt, in küzestmöglicher zeit zu verkaufsreifen pflanzen heran.

was ich sagen will...nicht der mineraldünger per se ist schlecht, sondern seine unsachgemäße anwendung kann ünerwünschte/negative folgen haben.
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fisalis

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #4 am: 10. Januar 2006, 10:15:13 »

sondern sind hobbygärtner + insofern halte ich fisalis tendenzielle aussage für abwegig, auf mineraldünger möglichst zu verzichten.

Grad im Hobbygemüsegarten, der ja nicht auf einen Ertrag angewiesen ist, kann sehr gut ohne Dünger ausgekommen werden. Kompost und Jauchen, vielleicht ab und zu noch etwas Steinmehl genügen vollauf, um eine ansprechende Ernte einzubringen. Wer gar nicht anders kann, kaufe noch einen organischen Biodünger. Die grössten Kürbisse erhält man so natürlich nicht, dafür die schmackhaftesten, weil nicht getrieben. Alles andere bieten die Supermärkte feil, das muss ich nicht auch noch im Garten produzieren. Zum Ziergarten mögen sich andere äussern.
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #5 am: 10. Januar 2006, 10:42:55 »

ich geb dir ja recht fisalis, aber dein focus liegt halt auf dem gemüsegarten. aus auroras frage entnehme ich aber die verbreitete unsicherheit, ob mineraldünger grundsätzlich abzulehnen ist + man den sog. biodüngern den vorzug geben sollte. das thema ist zugegeben sehr komplex und kann mit wenigen statements nicht abgehandelt werden. bezogen auf den threadtitel wiederhole ich daher meine pro-aussage...der einsatz von mineraldünger, seien es mehrnährstoff- oder einzeldünger, ist notwendig um bestimmte ergebnisse erzielen zu können. mag sein, dass er im hobbygemüsegarten überflüssig sein kann, in anderen bereichen (z.b. bestimmte zierpflanzen, topfkultur) aber nicht wegzudenken.
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aurora

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #6 am: 10. Januar 2006, 10:50:17 »

ich hatte auch gehört, dass anorganische dünger die pflanzen wohl extrem aufquellen lässt. der innere pflanzendruck würde sich wohl verändern und die pflanze würde treiben ohne ende. also dieses holland-wasser gemüse.
auch wären sie wohl krankheitsanfälliger?!

ich hätte dazu schreiben sollen, dass ich schon speziell den gemüseanbau gemeint hatte.
viele leute ziehen ja zum beispiel tomaten in töpfen und düngen bis zur ernte weil sie meinen der boden wäre ausgezehrt.
da essen die doch das ganze zeugs mit?!
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #7 am: 10. Januar 2006, 11:12:46 »

aurora...ich lege dir nochmal ans herz, die beiden pdf-dateien "wie kommt der dünger in die pflanze" + "selektion der düngesalze" von siglinde von hesi mal anzugucken. leider lässt sich aus den pdf-files kein text kopieren, daher in kurzfassung...die zusammensetzung der mineralsalze des pflanzensaftes ist relativ konstant, ganz im gegensatz zum umgebenden boden (ständige veränderungen durch z.b. bewässerung, düngung). die wurzelzellen selektieren die benötigten salze. am beispiel einer alge wird das konkretisiert...im teichwasser sind z.b. 5% kalium (k2o) vorhanden, in der alge aber 18%, calcium (cao) im teich 46%, in der alge nur 22% ...die alge selektiert was sie braucht, so auch bei den pflanzen. es ist doch völlig egal, ob das mineralsalz direkt aus einer anorganischen oder über stoffumsatz aus einer organischen quelle stammt.

die fähigkeit zu selektieren ist aber begrenzt. die pflanze kann bei überangebot oder falscher zusammensetzung der nährsalze sich gegen ein eindringen auf dauer nicht erwehren. hesi hat dies am beispiel einer pflanze in einer kochsalzlösung anschaulich dokumentiert (in pdf-file "selektion der düngesalze").
« Letzte Änderung: 10. Januar 2006, 11:14:22 von knorbs »
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agathe

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #8 am: 10. Januar 2006, 11:16:42 »

ich überlege mir schon seit längerer zeit was denn wirklich besser ist:
mineralischer/anorganischer dünger nach vorschrift
oder
ein bisschen kompost + steinmehl + pflanzenjauchen + gekauften biologisch-organischen dünger + eventuell noch ein bisschen mist von welchem vieh auch immer

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Phalaina

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #9 am: 10. Januar 2006, 11:17:47 »

Ich war lange genug in einem Kleingartenverein, um zu sehen, dass das Ausmaß an Überdüngung und die Qualität der Anbauprodukte nicht unbedingt davon abhängt, ob jemand organisch oder mineralisch düngt. Es gab Leute, die ihren Boden mit Tauben-, Pferde- und Kaninchenmist, Knochenmehl etc. dermaßen überdüngten, dass der Boden über Jahre fast überhaupt keinerlei Düngung benötigt hätte, nicht einmal für schnellwachsende Gemüsepflanzen. Eine Bodenanalyse sah im Ergebnis nicht anders aus als bei den Blaukornfetischisten. Was das zum Beispiel für die Nitratbelastung der Ernte ausmacht, kann man sich ausrechnen.

Ich denke, grundsätzlich wichtig ist die bedarfsgerechte Düngung. Und die ist abhängig vom Anbauprodukt und vom Bodenzustand (Kalkgehalt, pH-Wert, Humusgehalt). Hierzu benötigt man nicht unbedingt ein Chemiestudium, sondern vor allem Erfahrung, dann kann man mit bedarfsgerechter Nahrstoffergänzung (man entnimmt bei der Ernte ja Bio-Masse), guter Bodenpflege und geordneter Fruchtfolge ein Optimum an Ernte erzielen. Ob man zum Beispiel den notwendigen Stickstoff dabei mineralisch, durch Jauchen oder durch Hornspäne zuführt, ist egal, solange man jeweils die richtige Menge und den richtigen Zeitpunkt wählt, also Fragen beantworten kann wie:
  • wann braucht die Pflanze wieviel des Nährstoffs?
  • wie viel Zeit wird zur Mineralisierung eines organischen Düngemittel benötigt?
  • wieviel Nahrstoffverluste entstehen durch Ausschwemmung in den Untergrund oder durch den Nahrstoffbedarf der Bodenbakterien, zum Beispiel bei gemulchten Böden?
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aurora

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #10 am: 10. Januar 2006, 11:53:40 »

@knorbs.
habe mir das pdf durchgelesen. es ist mir schon klar das es egal ist ob aus anorganischen substanzen oder über stoffumsatz nährstoffe aufgenommen werden.
liegt das meist bessere wachstum dann an den schneller verfügbaren nährstoffen?
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #11 am: 10. Januar 2006, 11:59:49 »

so wie ich das verstanden habe liegt das bessere wachstum bei einer unterstellten optimalen nährstoffversorgung in dem deutlich geringeren energieaufwand begründet. die energie bezieht die pflanze ja aus der photosynthese, indem sie durch stoffwechsel zuckerverbindungen produziert. je geringer der selektionsaufwand im wurzelbereich ist, um die notwendigen nährsalze aufzunehmen, desto weniger zucker muss sie für diesen vorgang aufwenden + kann die energie in andere vorgänge, wie z.b. blatt + wurzelmassenbildung stecken.
« Letzte Änderung: 10. Januar 2006, 12:29:58 von knorbs »
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fisalis

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #12 am: 10. Januar 2006, 12:31:09 »

Vorteil anorganischer Dünger ist zugegebenermassen, dass sie präzieser bzw. gezielter zu dosieren sind, seis nun hinsichtlich Menge oder Wirkungszeitpunkt. Ihr grösster Nachteil liegt indessen in der Verarmung des Bodenlebens. Da mag nun auch ein emotionales Element des Hobbygärtners wichtig werden: Mir macht es eben keinen Spass, Pflanzen in fast oder wirklich totem Substrat zu ziehen. Lebende Erde macht für mich ein Grossteil der Faszination des Erlebnisses Garten aus. Daher bemühe ich mich um eine Annäherung an die Kreislaufwirtschaft, und mache im steten Bewusstsein, dass dies ein Ideal ist, Bodenanalysen, um nötigenfalls Anpassungen vornehmen zu können.
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knorbs

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #13 am: 10. Januar 2006, 12:37:46 »

zitat fisalis:
Zitat
Lebende Erde macht für mich ein Grossteil der Faszination des Erlebnisses Garten aus

da geb ich dir uneingeschränkt recht. der threaditel zielte zumindest nach meinem verständnis auf einen anderen aspekt ab.
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Equisetum

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Re:mineraldünger pro / kontra
« Antwort #14 am: 10. Januar 2006, 12:46:01 »

Verarmung des Bodenlebens findet IMHO dann statt, wenn überwiegend oder ausschließlich auf mineralische Dünger gesetzt wird. Was spricht dagegen, den Boden mit Mulch und Humus zu versorgen und nur die Defizite gezielt mineralisch auszugleichen?
Auch Organische Dünger wie Hornspäne, pelletierter Rinderdung etc. werden industriell erzeugt, sind bzgl. ihrer Inhaltsstoffe spezifiziert und können daher bedarfgerecht dosiert werden. Die Nährstoffe sind aber nicht sofort verfügbar, müssen durch das Bodenleben erst aufgeschlossen werden.
Für eine Kopfdüngung sind mineralische Dünger hervorragend geeignet, weil gut dosierbar und wasserlöslich. Natürlich kann man dafür auch Jauchen benutzen, die selbst aus Frischmaterial oder gekauften Extrakten angesetzt werden. Das erfordert, was die Dosierung angeht, sicher Erfahrung bzw. (wirklich) gute Ratschläge.
« Letzte Änderung: 10. Januar 2006, 12:49:16 von Equisetum »
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