Ich kann dir nur berichten, dass ich Jankaea schon wiederholt gehabt habe und höchstens über zwei Saisonen hinüber brachte, in Ermangelung eines idealen Pflanzplatzes. Es gibt Kultivateure, die sie im Alpinenhaus im Vollschatten oder an absonnigen Plätzchen auf Kalksinter bzw. im Topf hervorragend hinbekommen, auch blühend.
Freilandkultur ist allerdings zumindest bei uns sehr schwierig, da es im Sommer entweder zu heiß oder im Winter zu kalt wird. Da tun sich die Engländer mit ihrem maritimen Klima bedeutend leichter, wie mit vielem anderen auch. Aber in England wie in Neuseeland konnte ich Jankaea lediglich in Alpinenhäusern in schönen Exemplaren erleben!
Ein mir bekannter Alpinenfreak in Holland vermehrt Jankaea seit Jahren erfolgreich durch Samen. Wenn man ihn reden hört, so klingt dies, als wäre die Vermehrung kinderleicht, der Samen ginge auf wie Kresse. Was ich ihm auch glaube, aber dann die Weiterkultur?? Es geht sicher leicht, wenn man a) nicht Berufsgärtner ist und sich um nicht um tausend andere Kulturen zu scheren braucht, und b) noch dazu ein Händchen und das geeignete Kleinklima besitzt, dann kann auch Dionysias, Oncocyclus-Iris und Jankaea zum Kinderspiel werden und wachsen wie Stiefmütterchen, wie einige Zeitgenossen uns es tatkräftig beweisen.
Die erste Jankaea in Kultur sah ich bei dem damals sehr bekannten Schweizer Alpenpflanzenliebhaber Egli im Berner Oberland, weiters beim Obergärtner Tony Hall in den Alpinenhäusern von Kew Gardens. Er sagte mir, dass er die Pflanzen stets von oben leicht überbraust, sie würden sowieso gleich wieder abtrocknen. Herr Egli goß lediglich sein Sandbett, benetzte die Pflanzen nie direkt. Und jeder hatte seinen Erfolg zu verzeichnen. In irgend einem alten Buch über alpine Pflanzen wurde berichtet, dass in München in einem Garten blühende Exemplare existierten. Ich kann mir dies insofern vorstellen, dass größere Pflanzen mit entsprechender Vorkultur fix und fertig an passende Stellen gepflanzt wurden und dann einige Jährchen ausharrten. So ausdauernd wie ihre Schwestern Ramonda und Haberlea sind sie sicher keinesfalls, dass sie ein Menschenleben mitmachen!
Bei Jankaea heldreichii war ich schon drei Mal direkt zuhause und habe sie an ihrem Naturstandort besucht. Dieses sagenhafte Tertiärrelikt und Gesneriengewächs wächst an steilen, senkrechten, sogar überhängenden Kalkfelsen. Mein erstes Erlebnis mit ihr lag bereits 27 Jahre zurück und war gleichzeitig meine erste recht abenteuerliche Balkan-Botaniktour mit Tramperrucksack. Gerade das Auffinden von Jankaea war für mich eine Art Initialzündung, seltene Pflanzen am Naturstandort zu erleben. Damals, als ich von Litochoron bis Prioni zu Fuß ging und dann durch den Enipeos-Fluss watete, um auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht zu botanisieren, war es wirklich abenteuerlich, denn ich durfte, weil ich mich verlief, einen mehrere hundert Meter steilen Hang hinaufkraxeln.
Nach längerem Suchen fand ich eine kleine, verlassene Einsiedelei in einem Höhleneingang. Um diesen Ort befanden sich einige große, bemooste Felsen, welche über und über voll mit Jankaea waren. Dort war die Luft ständig einer hohen Feuchtigkeit ausgesetzt, bedingt durch die Gischt des Flusses und der Wasserfälle. Regen gelangte so gut wie nie direkt auf die haarigen Rosetten. Kühl ist es auch im Sommer. Und genau so hatte ich die von Egli bekommenen Jungpflanzen zuhause in eine Humustasche eines Kalksintersteines gepflanzt, schattig, zwischen Farnen aufgestellt, aber sie erwies sich wiederholt als nie dauerhaft.
Zwei Jahre später waren über der Eremitage keinerlei Jankaea mehr zu finden, sie wurden vermutlich geräubert. Sie wächst jetzt nur noch an hohen, schier unzugänglichen Stellen. So konnte ich anlässlich einer von mir organisierten botanischen Tour nach Nordgriechenland 1991 immer weniger Exemplare an einigermaßen zugänglichen Stellen entdecken. Ein wahrlich spannender und immer seltenerer Endemit, der nur an einer einzigen Stelle, nämlich am Götterberg vorkommt, dem Thessalischen Olymp in Nordgriechenland.
Insgesamt war ich fünfmal auf dessen Gipfel, wo man jedes Mal vor heranziehenden Gewittern flüchten musste. Aber gerade die Gipfelregion strotzt geradezu vor seltenen Pflanzen, die sich hier ein Stelldichein geben. Es sind hier pontische Pflanzen und Florenelemente vom Balkan vereint.