In der Woche vor der Italienreise war ich mehrmals auf dem nächsten Friedhof, um Pflanzen aus den Müll-Containern zu retten und einmal fuhr ich grade an einem öffentlichen Beet vorbei, als dort die Stiefmütterchen rausgerissen wurden und hab soviele mitgenmmen, wie in´s Auto passten.
Ich schreibe das absichtlich bei den Stauden, denn Viola wittrockiana (aus unerfindlichen Gründen "Stiefmütterchen" genannt) sind keine Einjährigen. Unter günstigen Bedingungen können sie einige Jahre alt werden.
Obwohl die meisten der Friedhofsgeretteten nicht mal richtig eingepflanzt gewesen waren (90% der Pflanzen hatten noch die
Form es Anzuchtwurzelballens) und größtenteils keine weitere Pflege erhalten hatten, befanden sie sich in voller, üppiger Blüte, als man sie weggeworfen hat.
Bei der Rettung ist Eile angesagt: Die Pflanzen müssen nach dem erstmaligen Wässern in Eimern gründlich ausgeputzt werden, die Triebe werden bis auf die zei, drei kräftigsten reduziert, die unteren Blätter entfernt und alles, was angeknickt ist. Man läßt am besten auch nur wenige frisch aufgeblühte Blüten und die Knospen dran, denn die Pflanzen müssen sich erholen.
Wenn nur ganz wenig Wurzelmasse vorhanden ist (sie werden teilweise sehr brutal rausgerissen), dann darf nur ein Trieb steenbleiben und keine Blüte. Solche "Intensivpatienten" setze ich erstmal in Töpfe in den Schatten und halte sie gut feucht.
Die anderen können in´s Freiland und werden ein bißchen tiefer gesetzt. Den Wurzelballen muß man vorsichtig auftrennen, damit die Wurzeln in der Umgebung Fuß fassen können.
Zum Schluß bekommen werden sie unter Zugabe von etwas Flüssigdünger angegossen.
Geeignete Pflanzplätze sind alle, die im Sommer nicht komplett austrocknen, humosen Boden haben und nicht rund um die Uhr Sonne.
In der Folgezeit müssen sie immer mal wieder ausgeputzt werden (kein roßer Aufwand, denn die Einzelblüten halten sehr lange, wenn nicht grade Dauerregen ist) und an gefährdeten Stellen vor Schnecken geschützt werden. ann kann man wirklich jahrelang Freude an de robusten, blühfreudigen und dankbaren Pflanzen aben.
Auch die Saat der "Wegwerfpflanzen" läßt sich verwenden: Man drückt die reifen Kapseln leicht auf und verteilt die Saat derjenige Pflanzen, die die für den jeweiligen Garten wünschenswertesten Farben haben, einfach an den geeigneten Stellen in die Beete.
Natürlich spalten sie sich auf und im nächsten Jahr hat man auch Farben, die vielleicht nicht so gut passen. Diese Pflänzchen lassen sich mühelos verschenken und umpflanzen.
Manchmal ergeben sich aber gade durch die Selbst-Kreuzungen die interessantesten Effekte.
Ich weiß nicht, woher die Unsitte stammt, um Pfingsten herum alle in voller Blüte stehenden Viola w.s auszureißen und zu entsorgen...In unserer Gegend werden sie dann überwiegend durch Eisbegonien (schauder...) ersetzt, die wiederum auch noch blühend spätestens Anfan November kompostiert und durch Tannengrün und Heide (de wiederum im Frühling entsorgt wird etc pp) ersetzt werden.
Eigentlich kann ich nur Blauöne (und Wweiß und Lila und Purpurdunkelrot und Mischungen aus diesen Farben) gebrauchen, aber in den Containern und bei den auf die Steraße geworfenen waren auch so viele kräftige Pflanzen in interessanten Gelb-, Orange- und Brauntönen, daß ich davon auch eine ganze Anzahl mitnehmen mußte.
Die hab ich in alle noch zur Verfügung stehenden Gefässe gepflanzt und weiterverschenkt. - Natürlich blühen auch sie immer noch und immer weiter!
In meinem Garten habe ich noch nicht überall überzeugende Lösungen für die vorderen Beetbereiche gefunden: sooo viele sehr lang blühende, blau leuchtende Kleinstauden gibts ja auch nicht. Oder sie vermehren sich nicht schnell genug und wären in den Massen, die ich brauche, zu teuer in der Anschaffung. Darum habe ich bisher jedes Jahr hunderte von blauen, einjährigen Lobelien, teilweise auch Alysum in Weiß und Lila und Ageratum vorne an die Beetränder gesetzt. Dieses Jahr ist aber die Finanzlage, äääh, etwas angespannt
und hunderte von Einjährigen sind einfach nicht drin. riedhofspflanzen hab ich trotzdem zusätzlich immer mindestens einmal jährlich gerettet (je nachdem, wieviel Zeit ich hatte), einfach aus Mitleid mit den Pflanzen (nicht nur Viola w und Viola cornuta u.a., sondern auch diverse Blumenzwiebeln, Primeln, Mini-Rosen, Heide, kleine Koniferen, etc).
Was bei mir passte, hab ich behalten, den Rest weiterverschenkt.
Die in diesem Jahr besonders zahlreich geretteten Viola w.s kamen daher diesmal zu einem besonders geeigneten Zeitpunkt
Meine Bitte an euch alle lautet deshalb: Bringt diesen netten kleinen Pflanzen mehr Aufmerksamkeit entgegen, behandelt sie nicht wie Wegwerfartikel und erzählt in eurem Freundes-, Verwandten- und Bekanntenkreis, daß "man" sie nicht wegwerfen "muß"! - Danke!