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News: Man wird doch auch mal inkonsequent sein dürfen! (Staudo)
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20. April 2024, 05:41:51
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|7|10|Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. (Arthur Schopenhauer)

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Autor Thema: Birke veredeln  (Gelesen 8588 mal)

Hortulanus

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Birke veredeln
« am: 17. April 2004, 10:32:53 »

Ich habe eine Betula pendula, vermutlich "Youngii", so ca. 2,5 m hoch mit der typischen pilzförmigen Zweigbildung. Dieser Baum wird in den nächsten 2 Jahren sterben, da er von Borkenkäfern befallen ist und schon größere teile der Rinde verloren hat.

Da ich ebenfalls im Garten eine noch sehr junge B. humulis (?) habe, möchte ich diese in 2 m Höhe kappen und ihr Zweige der B. pendula aufpropfen.

a) funktioniert diese Methode?
b) wann ist der geeignete Zeitpunkt?

Wäre für Tipps dankbar.

Liebe Grüße
Hortu
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Hortulanus

  • Gast
Re:Birke veredeln
« Antwort #1 am: 20. April 2004, 08:04:22 »

Gibt es hier denn niemand, der dazu etwas weiß?
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Iris

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Re:Birke veredeln
« Antwort #2 am: 20. April 2004, 09:09:54 »

Doch doch lieber Hortus, habe gestern ausführlich mit Sepp über dein Thema gesprochen. War mir schon bewußt, dass du da noch eine Antwort brauchst. Aber der Chef hat wenig Zeit (wie alle Chefs), schreibt nicht so schnell wie ich (hihi: wie alle Chefs) und ist im Gegensatz zu den meiste Chefs aber in der Lage, Aufgaben abzugeben. So werde ich mal hier ins Grobe schreiben was ich gestern verstanden habe und verlasse mich auf eine kurze Nachkorrektur, wenn diese nötig sein sollte.

Birken sind nicht leicht zu veredeln, weil sie sehr stark bluten und die Wunden ja durch den Saftfluß nicht so gut zusammenwachsen können. Daher hat man früher eine etwas schonendere Methode gewählt. Das sogenannte "Ablaktieren". Das funktionier so, dass man die Youngii wie es sich für eine alte Matrone gehört in die Mitte genommen hat und unter ihre herabhängenden Äste hat man die jungen zu veredelnden Birken positioniert. Man bindet einen entrindeten Pendelast der Youngii auf die freigelegte Veredelungsstelle der Unterlage und läßt das ganze ein Jahr anwachsen. Wie genau die beiden Pflanzenteile behandelt werden, wird dir hoffentlich Sepp noch sagen können. Jedenfalls haben wir das Gefühl, dass das für dich die beste Methode wäre.

Alternativ steht im Krüssmann:

Man kann die B. pendula 'Youngii' auch als Steckling vermehren Üblich ist auch eine Kronenveredelung dieser Sorte. Stecklingsvermehrte 'Youngii' wachsen in der Regel aufrechter als die Veredelten.

Für den Versuch der Stecklingsvermehrung gewinnt man im Juni vor der Bildung einer Endknospe Kopfstecklinge. Der Zeitpunkt ist wichtig und Teilstecklinge sind nicht geeignet. Die mit 0,8 % IBS behandelten Stecklinge werden unter Sprühnebel in gut drainiertem Substrat bewurzelt. Nach Bewurzelung werden sie in 8er Töpfchen eingetopft und z.B. mit 2g/l Deoptdünger gedüngt.
Birken reagieren auf Tagverlängerung (künstliches Licht) mit einem Durchtrieb, was für eine sichere Überwinterung notwendig ist. Im Fogejahr können durch Stecklinge vermehrte Birken ein sehr starkes Wachstum zeigen.

Wie du siehst sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und den längeren Lichtgaben die Stecklinge etwas aufwändiger und heikler.

Veredelung der Youngii erfolgt in der Regel auf B. pendula. Die Veredelung im Freiland wird etwa Mitte Mai bei warmem, bedecktem und windstillen Wetter durchgeführt. Es werden Reiser von 2jährigem Holz mit schlafenden Augen und einer Mindestdicker von 6-8 mm entblättert. Es werden nur so viele Reiser vorbereitet, wie an dem Tag verwendet werden sollen. Sie werden in ein feuchtes Tuch eingeschlagen. Das Reis (muss es nicht "der Reis" heißen ;D) hat in der Regel 2-4 Augen. Es wird korpuliert oder eine Geisfussveredelung durchgeführt. Nach dem Binden wird verstrichen. Die Unterlage wird direkt bei einem Auge abgesetzt, damit sie nicht austrocknet. Das ist sehr wichtig, weil die Veredelung oft zurücktrocknet, wenn dies missachtet wurde.
Innerhalb von zwei Wochen treiben die Reiser aus. Wildtriebe werden pinziert. Veredelung auf frisch verpflanzten Unterlagen wachsen besser an als auf eingewurzelten, da der Saftstrom geringer ist.

Zur Veredelung im Haus schreibe ich jetzt erst mal nichts mehr, weil ich denke, dass das ohnehin nicht in Frage kommt. Die Angaben zur Stecklingsvermehrung und zur Veredelung habe ich aus der 6. Auflage von Gerd Krüssmann "Die Baumschule". Die Angaben über das Ablaktieren von Sepp.

Ich hoffe, dass du damit erst mal etwas anfangen kannst, bis wir dir hier weitere Hilfestellung leisten können.

Gut Birk!
Iris
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Was juckt es die Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr kratzt?

Hortulanus

  • Gast
Re:Birke veredeln
« Antwort #3 am: 20. April 2004, 10:35:31 »

Herzlichen Dank, Iris, eine sehr ausführliche, wenn auch etwas entmutigende Antwort. Kaum zu glauben, dass so ein "Unkrautbaum" so anspruchsvoll sein soll.

Da die Unterlage ohnehin aus dem garten verschwinden muss, werde ich mal die Freilandveredelung versuchen. Aber wieso schlafen im Mai noch bei zweijährigen Reisern die Augen? Dann hat die Birke doch schon voll ausgetrieben, oder?

Liebe Grüße
Hortu
Gespeichert

Sepp

  • Gast
Re:Birke veredeln
« Antwort #4 am: 20. April 2004, 19:06:49 »

Hortulanus,

ich weiss nicht mehr, was ich noch viel schreiben soll, Iris sich brav alles gemerkt.

Ich glaube nicht, dass deine "junge" Birke im Garten eine Betula humilis, zu dt. Strauch-Birke, ist, denn die werden normalerweise nur 1,5m. Egal.

Stecklingsvermehrung würde ich mal probieren, doch erwarte nicht zu viel, es ist nicht einfach die Dinger zu bewurzeln.
Laut Krüssmann sollen gesteckte 'Youngii' aufrechter wachsen als Veredlungen.

Chippen (Chip-Budding) wird in England zur Vermehrung von Birken verwendet. Es ist wohl die einfachste Art zu veredeln, hierzulande leider fast unbekannt. Weiterer Vorteil ist, dass es relativ oft über das Jahre verteilt getan werden kann, also ist es kein grosses Problem, wenns mal nicht anwachsen sollte. Wenn du magst, schreib ich dazu was.

Das liebe Ablaktieren ist eine uralte Methode und wird heut kaum noch gemacht, weil es extrem unwirtschaftlich ist (grosse Standfläche, kleiner Ertrag pro Mutterpflanze, dauert zu lange).
Dazu geht man vor, wie Iris schon beschrieben hat, löst an der Mutterpflanze und der Unterlage einen Rindenstreifen von ca. 3cm, verbindet die beiden und verstreicht die Veredlung. DAnn muss man noch ordentlich stäben, damit der Wind nicht die Verwachsung stört.
Zeitpunkt: Spätes Frühjahr; also wäre jetzt allerhöchste Zeit.

Viel Erfolg!
Sepp
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Hortulanus

  • Gast
Re:Birke veredeln
« Antwort #5 am: 20. April 2004, 20:14:29 »

Lieben Dank, Sepp, werde in mich gehen und irgendeinen Versuch starten. Wie heißt es so treffend? Gott ist mit die Doofen. Vielleicht in diesem Falle auch.
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bernhard

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Re:Birke veredeln
« Antwort #6 am: 22. April 2004, 13:20:45 »

hallo,

Zitat
Das liebe Ablaktieren ist eine uralte Methode und wird heut kaum noch gemacht, weil es extrem unwirtschaftlich ist (grosse Standfläche, kleiner Ertrag pro Mutterpflanze, dauert zu lange).
Dazu geht man vor, wie Iris schon beschrieben hat, löst an der Mutterpflanze und der Unterlage einen Rindenstreifen von ca. 3cm, verbindet die beiden und verstreicht die Veredlung. DAnn muss man noch ordentlich stäben, damit der Wind nicht die Verwachsung stört.

scheint mir allerdings für den "hausgebrauch" - so man eine youngii hat, praktikabel.

sepp, werden nur bei beiden pflanzen rindenstreifen gelöst und die noch RUNDEN ästchen aufeinander gelegt und verbunden? oder sollte man etwas tiefer einschneiden, damit eine art auflagefläche entsteht?
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Konstruktiven Gruß,
Bernhard

Sepp

  • Gast
Re:Birke veredeln
« Antwort #7 am: 27. April 2004, 09:54:08 »

Bernhard,

wenn man einen Rindenstreifen wegschneidet, dann hat man eigentlich ne gerade Aufliegefläche.
Es wird nicht die Rinde um das Holz gelöst, dass man nur noch jernes sieht.

Grüsse,
Sepp
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bernhard

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Re:Birke veredeln
« Antwort #8 am: 27. April 2004, 09:58:19 »

ah danke sepp. ich verstand das falsch. ich dachte nur "rinde ablösen". dann hätte man rund auf rund. nicht so gut.

bei einem schnitt ist's mir jetzt klar.
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Konstruktiven Gruß,
Bernhard
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