Doch doch lieber Hortus, habe gestern ausführlich mit Sepp über dein Thema gesprochen. War mir schon bewußt, dass du da noch eine Antwort brauchst. Aber der Chef hat wenig Zeit (wie alle Chefs), schreibt nicht so schnell wie ich (hihi: wie alle Chefs) und ist im Gegensatz zu den meiste Chefs aber in der Lage, Aufgaben abzugeben. So werde ich mal hier ins Grobe schreiben was ich gestern verstanden habe und verlasse mich auf eine kurze Nachkorrektur, wenn diese nötig sein sollte.
Birken sind nicht leicht zu veredeln, weil sie sehr stark bluten und die Wunden ja durch den Saftfluß nicht so gut zusammenwachsen können. Daher hat man früher eine etwas schonendere Methode gewählt. Das sogenannte "Ablaktieren". Das funktionier so, dass man die Youngii wie es sich für eine alte Matrone gehört in die Mitte genommen hat und unter ihre herabhängenden Äste hat man die jungen zu veredelnden Birken positioniert. Man bindet einen entrindeten Pendelast der Youngii auf die freigelegte Veredelungsstelle der Unterlage und läßt das ganze ein Jahr anwachsen. Wie genau die beiden Pflanzenteile behandelt werden, wird dir hoffentlich Sepp noch sagen können. Jedenfalls haben wir das Gefühl, dass das für dich die beste Methode wäre.
Alternativ steht im Krüssmann:
Man kann die B. pendula 'Youngii' auch als Steckling vermehren Üblich ist auch eine Kronenveredelung dieser Sorte. Stecklingsvermehrte 'Youngii' wachsen in der Regel aufrechter als die Veredelten.
Für den Versuch der Stecklingsvermehrung gewinnt man im Juni vor der Bildung einer Endknospe Kopfstecklinge. Der Zeitpunkt ist wichtig und Teilstecklinge sind nicht geeignet. Die mit 0,8 % IBS behandelten Stecklinge werden unter Sprühnebel in gut drainiertem Substrat bewurzelt. Nach Bewurzelung werden sie in 8er Töpfchen eingetopft und z.B. mit 2g/l Deoptdünger gedüngt.
Birken reagieren auf Tagverlängerung (künstliches Licht) mit einem Durchtrieb, was für eine sichere Überwinterung notwendig ist. Im Fogejahr können durch Stecklinge vermehrte Birken ein sehr starkes Wachstum zeigen.
Wie du siehst sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und den längeren Lichtgaben die Stecklinge etwas aufwändiger und heikler.
Veredelung der Youngii erfolgt in der Regel auf B. pendula. Die Veredelung im Freiland wird etwa Mitte Mai bei warmem, bedecktem und windstillen Wetter durchgeführt. Es werden Reiser von 2jährigem Holz mit schlafenden Augen und einer Mindestdicker von 6-8 mm entblättert. Es werden nur so viele Reiser vorbereitet, wie an dem Tag verwendet werden sollen. Sie werden in ein feuchtes Tuch eingeschlagen. Das Reis (muss es nicht "der Reis" heißen
) hat in der Regel 2-4 Augen. Es wird korpuliert oder eine Geisfussveredelung durchgeführt. Nach dem Binden wird verstrichen. Die Unterlage wird direkt bei einem Auge abgesetzt, damit sie nicht austrocknet. Das ist sehr wichtig, weil die Veredelung oft zurücktrocknet, wenn dies missachtet wurde.
Innerhalb von zwei Wochen treiben die Reiser aus. Wildtriebe werden pinziert.
Veredelung auf frisch verpflanzten Unterlagen wachsen besser an als auf eingewurzelten, da der Saftstrom geringer ist. Zur Veredelung im Haus schreibe ich jetzt erst mal nichts mehr, weil ich denke, dass das ohnehin nicht in Frage kommt. Die Angaben zur Stecklingsvermehrung und zur Veredelung habe ich aus der 6. Auflage von Gerd Krüssmann "Die Baumschule". Die Angaben über das Ablaktieren von Sepp.
Ich hoffe, dass du damit erst mal etwas anfangen kannst, bis wir dir hier weitere Hilfestellung leisten können.
Gut Birk!
Iris