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Autor Thema: professionelle Pflanzenzüchtung  (Gelesen 71321 mal)

Dietmar

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #120 am: 11. Oktober 2016, 15:53:22 »

Zitat
Mich würde wirklich mal interessieren, was wohl für ein Sturm losgehen würde wenn heute ganze Pflanzengattungen eines neu entdeckten Kontinentes (oder Planeten) hier eingeschleppt und dann auch noch züchterisch den europäischen Verhältnissen angepaßt würden??
Ich denke da an: Kartoffel; Kürbis; Tomate; Gurke; Paprika; Tabak.......

Das ist auch in den letzten Jahrzehnten passiert, z.B. mit der Kiwi (nicht dem Vogel), welche von Neuseeland eingeführt wurde. Auch die Zucht von Straußen und Lamas gibt es schon in D, auch nicht gerade von hier.

Was auch keiner vermutete ist, dass die Hefen für das Hefeweizen aus Japan eingeschleppt wurden (identisch mit Hefen für Reiswein). Das hatte eine kürzliche Gen-Untersuchung von Zuchthefen ergeben.

Von den hier diskutierten Sorten wurde z.B. erst vor kurzer Zeit die PawPaw aus Amerika eingeführt.

Und die Traubenliebhaber wissen, dass amerikanische Rebsorten eingekreuzt wurden, um die Pilzfestigkeit zu verbessern, da diese Pilzkrankheiten zuvor auch aus Amerika eingeschleppt wurden. Das Pfropfen auf reblausfeste Unterlagen ist auch eine züchterische Anpassung europäischer Traubensorten mit fremden Erbgut.
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pearl

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #121 am: 12. Oktober 2016, 00:19:23 »

Jeder solllte sich klar machen, dass eine Manipulation von Erbgut nicht wieder rückgängig gemacht werden kann.

Das gilt für jede Züchtung, die sich Mutationen zunutze macht.

 CRISPR
 

so wirbt die Chemische Industrie. Mit einer Lüge. Es gibt zwischen Pflanzen aus konventioneller Züchtung und transgenen Pflanzen sehr große Unterschiede und die Vorspiegelung falscher Tatsachen in Bezug auf CRISPR und das Herunterspielen der grundsätzlichen Problematik des Einschleusens von Vektoren in Organismen ist verantwortungslos.

Alle warten auf das Wundermittel, seit der Pionierzeit in den 80er Jahren, als ich in Heidelberg an diesen Sachen in Kooperation mit dem DKFZ und dem EMBL gearbeitet habe. Ein DFG Antrag nach dem Anderen wird mit der ultimativen Methode für alles begründet. Krebs heilen zu können und den Welthunger zu besiegen. Einige der Genetiker engagierten sich auch in der Friedensbewegung, andere waren in der DKP. Man wollte die Probleme der Welt lösen.

So aber nicht, meine Herren.

Der Welthunger ist kein Problem, das man mit Gentechnik lösen kann. Den Welthunger kann man nur dann besiegen, wenn man die Rechte von Frauen stärkt. Es ist nämlich so. Männer wollen Frauen f****n ohne Beschränkung und Männer machen Gesetze oder religiöse Vorschriften, also auch Gesetze, die jegliche Geburtenregelung verhindern. Das ist ein Verbrechen an der Menschheit. Was Mädchen angetan wird, daran muss sich etwas ändern. Heute also gestern, war Weltmädchentag. In den Nachrichten vom WDR berichtet man davon. Es gibt dazu übrigens Studien. Dass Frauen, die lesen und schreiben können, auch weniger Kinder haben.

Hätten die Frauen Anteil am Vermögen der Welt, dann würden auch die Interessen der Kinder und der Alten berücksichtigt. In Teilen von Afrika macht man damit gute Erfahrungen. In alternativen Gemeinschaften.

Die Anthropologie, Soziologie und Ethologie machen in meinen Augen die zukunftsfähigsten Studien. Da liegt unser Problem und die Lösung. Über das, was ist, aufzuklären und zu vernünftigen Entscheidungen zu kommen. Dieses Mal gibt es keine technische Lösung für die Probleme der Welt.
« Letzte Änderung: 12. Oktober 2016, 00:30:38 von pearl »
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“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky

bristlecone

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #122 am: 12. Oktober 2016, 14:47:57 »

Jeder solllte sich klar machen, dass eine Manipulation von Erbgut nicht wieder rückgängig gemacht werden kann.

Das gilt für jede Züchtung, die sich Mutationen zunutze macht.

 CRISPR
 

so wirbt die Chemische Industrie. Mit einer Lüge. Es gibt zwischen Pflanzen aus konventioneller Züchtung und transgenen Pflanzen sehr große Unterschiede und die Vorspiegelung falscher Tatsachen in Bezug auf CRISPR und das Herunterspielen der grundsätzlichen Problematik des Einschleusens von Vektoren in Organismen ist verantwortungslos.

Um noch einmal kurz drauf zurückzukommen: Deine Behauptungen ändern nichts an der Tatsache, dass Veränderungen am Erbgut bei herkömmlichen Züchtungen nicht rückgängig gemacht werden können.

Ansonsten bin ich hier raus. Diese Form der Debatte ist sinnlos.
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Yorvik

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #123 am: 12. Oktober 2016, 21:35:18 »

Mit CRIPR CAS9 ist dies möglich.
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troll13

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #124 am: 12. Oktober 2016, 22:20:50 »

Ich frage mich eigentlich, was die Diskussion um gentechnisch veränderte Pflanzen für uns Garten- und Pflanzenliebhaber überhaupt bringen soll?

Gentechnik liegt außerhalb unserer Möglichkeiten und spielt meines Wissens wenigstens in der Zierpflanzenproduktion keine Rolle.

"Züchtung", ob nun gezielt und mehr oder weniger professionell oder durch Beobachtung und Auslese von Sämlingen aus freier Bestäubung sind eine ganz andere Baustelle. Dies mag für jemanden, der Ausdauer und vor allem auch Platz im Garten hat ein spannendes und auch eine erfolgversprechende Beschäftigung sein, wie ich es selbst seit einigen Jahren feststelle.

Aber ich werde inzwischen immer skeptischer, was uns als Neueinführungen bzw. -züchtungen für den Garten, egal ob für den Zier- oder Nutzgarten alles werbewirksam empfohlen wird.

Ich habe manchmal das Gefühl, die "Halbwertszeit" unserer Gartenpflanzen wird immer geringer und wenn wir den Hype um eine Gattung erst einmal mitgemacht haben, hetzt man uns auf einen neuen. ;)

« Letzte Änderung: 12. Oktober 2016, 22:31:16 von troll13 »
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blommorvan

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #125 am: 12. Oktober 2016, 22:47:40 »

Ich habe manchmal das Gefühl, die "Halbwertszeit" unserer Gartenpflanzen wird immer geringer und wenn wir den Hype um eine Gattung erst einmal mitgemacht haben, hetzt man uns auf einen neuen. ;)
Irgendwie müssen die hier häufig präsentierten Beutelisten doch zustande kommen. ;)
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thuja thujon

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #126 am: 13. Oktober 2016, 01:05:37 »

Bleibt halt die Frage, ob man sich im Lammwollpulli vor die Tomaten stellt, 40 verschiedene Sorten, jeweils eine Pflanze pro Sorte, und nach der erfolgreichen Ernte unterm Folientunnel die Samen unters Volk mischt.

Oder ob man nun wirklich Auslese betreibt, vielleicht nur mit 2 oder 3 Tomatensorten.

Oder ob man vielleicht ach auf den neuesten Hype springt, die Tomate, die gesund wächst und viele Früchte bringt, die so schön aussieht, ob man die auch mal haben will.

Und man eventuell hinterher feststellen muss, dass die ursprünglich duch einen Agrarkonzern gezüchtet wurde und man nur drauf reingefallen ist, weil man sie von einem Gärtner hat, der 120 Pflanzen und 112 verschiedene Sorten anbaut.

Die immer bunter, immer gefüllter, immer schneller kaputte Torftopfschnellzucht-Krankheit, selbst schuld wer sie ständig neu kauft. Da weiss man doch auch spätestens nach 3 Jahren, woran man ist.
Warum muss ein Garten in Neonfarben leuchten, tut es nicht auch die ein oder andere Wildpflanze?
Züchterich wenig bearbeitet, ungefüllte Blüten, nicht die ärgsten Neophyten?

Garten, bunt statt Natur. Wenn die Neonsorten nicht reichen oder wachsen wollen, muss Kunstgeschrampel rein. Shabbychik, Dekokugel oder so.

Wie soll man da eine Diskussion anfangen, über Züchtungsmethoden?
Die Samen kauft man doch eh im Baumarkt, oder im Netz, oder bekommt sie von Bekannten.
Für was soll man da bitteschön noch Pflanzen züchten???
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Staudo

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #127 am: 13. Oktober 2016, 07:59:00 »

Viele altbewährte Staudensorten sind deshalb bewährt, weil sie sich in Hobby- und Profigärten über Jahre oder Jahrzehnte gehalten haben. Die Verreckerle sind zwischendurch ausgestorben. Deshalb hat Sedum 'Herbstfreude' in der Staudensichtung so gut abgeschnitten und sind viele Sorten von Sedum spectabile schlichtweg verschwunden, auch wenn die Namen noch existieren. Ich finde schon, dass auch der Pflanzenliebhaber - egal ob Profi oder Hobbygärtner - weiterzüchten darf. Man sollte halt das, was im optimalen Zustand im Sommer im großen Topf angeboten wird, sehr kritisch betrachten. Mag sein, dass sich die eine oder andere Echinacea- oder Heucherasorte in den Sortimenten bewährt. Hunderte werden es nicht sein.
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Krokosmian

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #128 am: 13. Oktober 2016, 09:30:13 »

...tut es nicht auch die ein oder andere Wildpflanze?

Nein, mir nicht. Zu meinem Einkommen und auch dem von Anderen in diesem Forum, trägt es bei, dass eher drastisch ausgedrückt, "immer wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben" wird. Abgesehen davon, bin ich auch so wirklich froh nicht in einer Welt zu leben, in der es "nur" braune Wucherhemerocallis, blassrosa Phlox oder einmalblühende/kleinblumige Iris gibt. Es macht das Leben deutlich schöner. Finde ich.

Zitat
Die immer bunter, immer gefüllter, immer schneller kaputte Torftopfschnellzucht-Krankheit, selbst schuld wer sie ständig neu kauft. Da weiss man doch auch spätestens nach 3 Jahren, woran man ist.
...
Züchterich wenig bearbeitet, ungefüllte Blüten, nicht die ärgsten Neophyten?

Das finde ich ein bisschen zu polarisiert, es gibt auch ein Dazwischen.

Und nicht jede züchterisch stärker bearbeite Pflanze ist schwachwüchsig oder ökologisch wertlos. Falls ich Dich da falsch verstanden habe, dann bitte ich um Verzeihung.
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troll13

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #129 am: 13. Oktober 2016, 21:06:47 »

Viele altbewährte Staudensorten sind deshalb bewährt, weil sie sich in Hobby- und Profigärten über Jahre oder Jahrzehnte gehalten haben. Die Verreckerle sind zwischendurch ausgestorben. Deshalb hat Sedum 'Herbstfreude' in der Staudensichtung so gut abgeschnitten und sind viele Sorten von Sedum spectabile schlichtweg verschwunden, auch wenn die Namen noch existieren. Ich finde schon, dass auch der Pflanzenliebhaber - egal ob Profi oder Hobbygärtner - weiterzüchten darf. Man sollte halt das, was im optimalen Zustand im Sommer im großen Topf angeboten wird, sehr kritisch betrachten. Mag sein, dass sich die eine oder andere Echinacea- oder Heucherasorte in den Sortimenten bewährt. Hunderte werden es nicht sein.

Ich sehe das insgesamt zwar ähnlich, wundere mich bei den Gattungen, bei denen ich inzwischen tiefer in die Züchtungsgeschichte eingestiegen bin, wie viele von den ersten gezielten Züchtungen aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhundert noch immer in den Sortimenten der Gärtnereien zu finden sind und wie vergleichsweise wenige wirklich verschollen sind.

Hortensien und Astilben mögen hier vielleicht Sonderfälle im Zierpflanzensortiment sein, weil hier schon immer auch für die Topfpflanzenproduktion (also für eine "Wegwerfkultur") gezüchtet wurde. Gerade hier haben sich jedoch etliche der ersten in gärtnerischer Kultur entstanden Sorten erhalten oder wurden in den letzten Jahren auch wiederentdeckt. Beispiele sind hier vielleicht Hydrangea macrophylla 'Generale Vicomtesse de Vibraye' oder Astilbe 'Peach Blossom', die erst in jüngerer Zeit vermehrt wieder in den Baumschul- und Staudensortimenten auftauchen. (Letztere, obwohl sie bereits in den 50er Jahren von der deutschen Staudensichtung als "entbehrlich" eingestuft wurde. ;))

Viele dieser Sorten stammen wie auch bei anderen Gattungen (Paeonia aber auch beispielsweise Philadelphus oder Deutzia) von engagierten Züchterpersönlichkeiten (Lemoine, Georg Arends, Bonne Ruys), aus deren Biografien ersichtlich wird, dass sie wirklich neue Merkmalskombinationen bei Stauden und Gehölzen durch gezielte Züchtung anstrebten und stetig an der Verbesserung der Eigenschaften arbeiteten. Von Ernst Pagels, einer Züchterpersönlichkeit aus späterer Zeit ist bekannt, dass er frühere seiner Einführungen selbst als "überholt" einstufte, wenn er etwas besseres gefunden hatte.

In den Patentbeschreibungen moderner lizenzgeschützter Sorteneinführungen wird zwar das "Alleinstellungsmerkmal" einer Sorte beschrieben aber die für mich oft beliebig herausgestellten Eigenschaften lassen für mich oft kein Qualitätsmerkmal erkennen. ('XY' hat größere Blütenstände als die nicht patentgeschützte Sorte 'Z') Und dieses Qualitätsmerkmal scheint sich dann bei eigener Erprobung im Garten nur bei optimalstem Standort zu zeigen oder wird trotz gegenteiliger Angaben durch andere (natürlich nicht erwähnte Eigenschaften) gemindert. Hier gibt es die Bandbreite von Mickerwuchs, mangelnder Winterhärte, Neigung zu Rückmutation bei Sports und anderes.

 
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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #130 am: 14. Oktober 2016, 21:23:54 »

Ich spinne meine Gedanken zu dem Thema konventionelle Pflanzenzüchtung vor dem Hintergrund der Astibenzüchtung einfach mal weiter...

Sind die genetischen Potentiale für wirklich neue Merkmalskombinationen  nicht irgendwann einfach ausgereizt, wenn über 100 Jahre mit einer Handvoll von Ausgangsformen (bzw. -arten) immer wieder nur hin und her gekreuzt wird?

Die Bandbreite möglicher Blütenformen und-farben bzw. Farbintensitäten scheint hier jedenfalls mit dem Ende der Züchtungstätigkeit von Georg Arends in den 50er weitgehend erschöpft gewesen zu sein.

Eine wirklich neue Astilbenform gab es danach nur noch durch die Einführung der A. Simplicifolia/Glaberrima Hybride 'Sprite' durch Blooms of Bressingham in den 60ern. Die weitere Beschäftigung mit diesem Hybridkomplex zeichnet sich dadurch aus, dass mit den älteren Hybriden aus der A. x arendsii- bzw. der A. Japonica-Gruppe gekreuzt wurde, wodurch sich die Blüteneigenschaften der daraus entstandendenen Sorten wieder angeglichen haben.

Erst in jüngerer Zeit haben offenbar auch andere Züchtungsziele als die Verbesserung der Blüteneigenschaften Einzug in die Astilbenzüchtung gehalten. Während der überwiegende Teil der neuen Lizenzsorten im Astilbenbereich letztlich nur das alte Züchtungsprogramm neu aufkocht und dabei, wenn überhaupt, nu minimale Sortenverbesserungen erzielt hat, ist der Einführung der A. Thunbergii-Hybride 'Chocolate Shogun' die erste Sorte mit einer wirklich stabilen Rotfärbung (die erste "Blattschmuckastilbe") auf den Markt gekommen. Liegt hier vielleicht noch ein Potential für weitere Züchtungsbemühungen brach?

Ein anderes Züchtungsziel hat offenbar nie so wirklich im Fokus der Akteure gestanden. Obwohl der "späte" Georg Arends in seinen Memoiren darüber schreibt, das genetische Potential der überall als robust beschriebenen A. chinensis 'Pumila' zu nutzen, um die gärtnerischen Einsatzmöglichkeiten der Gattung zu verbessern, scheint hier außer seinen Einführungen 'Finale', 'Serenade' und 'Intermezzo' nie viel passiert zu sein. Über die die Züchtungsziele von Weinreich (z. B. 'Purpurkerze') weiss ich leider noch nicht genug. Die neuen Lizenssorten, die unter dem Label der A. Chinensis-Hybriden segeln scheinen jedenfalls nach den Abstammungsbeschreibungen fast ausnahmslos duch Rückkreuzung mit zum Teil extrem feuchtigkeitsliebenden Sorten wie 'Fanal' entstanden zu sein.

Dabei gibt es bereits in den 30er Jahren Berichte über die zwei A. Japonica-Hybriden, die von Theobold im Allgäu gezüchtet wurden und die bereits damals als wesentlich resistenter gegen Hitze und Trockenheit beschrieben werden. Über 'Irrlicht' und Federsee' wurde dies in späterer Zeit immer wieder kolportiert. Warum hat offenbar niemand versucht, mit diesen Astilben weiter zu züchten und diese Eigenschaften zu verbessern?

Ich bin mir bewusst, dass sich hier kaum jemand für die Gattung Astilbe interessiert und meine ellenlangen Ausführungen für manche hier totlangweilig und nervig sein mögen...

Aber hat sich vielleicht nicht schon jemand gefragt, ob die zwei Millimeter breitere Randpanaschierung einer Hosta, das noch etwas rosafabene Auge eines Phloxes oder der doch noch etwas gerüschte Rand einer Hemerocallis wirklich das "Ei des Kolumbus" sind?

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thuja thujon

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #131 am: 14. Oktober 2016, 22:32:44 »

Man sollte halt das, was im optimalen Zustand im Sommer im großen Topf angeboten wird, sehr kritisch betrachten.
Auf mehr oder weniger dieses habe ich mich bezogen, ist nicht ganz rübergekommen. Hier in der Stadt steht viel Mist rum. Falsche Sorten nach dem in den Laden stellen falsch gepflegt. Ausnahmen gibts nur wnige. Meist ist noch die Anzucht mistig, nicht nur Wegwerfstiefmütterchen, sondern auch Beerenobst usw.

Ich bin kein Staudengärtner, ein paar Succulenten, ok, aber eher frostharte Kakteen oder Agaven, schon recht speziell und züchterich praktisch nicht bearbeitet. Ansonsten eher das, was sich in den anderen Gärten drumrum bewährt hat, oft auch Sämlinge davon.

Was mir zu den Astilben einfällt, da bin ich froh, dass ich die überhaupt erkenne:

Zuchtziele, die man eigentlich verfolgen müsste, was absolut auf der Hand liegt, so müsste man weitermachen, das ist ein tolles Hobby.
Ich halte es für Niesche, von einer Zucht auf dem Gebiet kann keiner eine Familie ernähren.
Der Versuch, Kassenschlager hinzubekommen, die breit mit unterschiedlichen Standortbedienungen klarkommen, wenn der schon nicht richtig zündet, was sollen dann zB rotes Laub in die Kassen spülen?

Bei Kakteen wird von sowas kostenlos oder für einen Obulus Saat abgegeben. Das ist immer Hobby, damit kann keiner Geld machen. Nicht bei nur 30 Interessenten.

Wenn man ein Zuchtprogramm anfängt, kostet das erstmal Geld und Nerven, durch die vielen Rückschläge.

Mittlerweile rentiert sich doch fast garnixmehr.
Es gibt viele neue Maissorten, von mir aus auch anderes Getreide, aber mit Erbsen siehts schon schlecht aus und Echinopsishybriden oder Astilben, nee höchstens Orchiedeen, die als Massenartikel rausgehen.

Es ist einfach zu teuer, die Zucht zu betreiben, die eigentlich Sinn machen würde. Man bekommt die Ausgaben nie wieder rein.
Da mögen frühe Gentests einiges erleichtern, aber wenns trotzdem nicht reicht, dann ist das wohl wie mit der anfallenden Arbeit in den Städten:
dort ist kein Geld mehr für irgendwas da, dafür wird jetzt das Ehrenamt gefördert. Gesteuerte Zeitungsartikel kosten fast nichts, können auf dauer aber etwas bewegen. Am besten mähen die Eltern im Kindergarten den Rasen schon selbst.

Ich glaube an Ideen für tolle Züchtungen fehlt es nicht.
Es scheitert nur entweder an den Kosten oder am schlechten Marketing der Einführung.

Geld lässt sich nun mal eher mit den Wegwerftöpfen oder der 2mm-Hosta verdienen, die Liebhaber, die die feinen Unterschiede kennen, da gibts nicht viele.

Selbst bei der Allerweltskultur Apfel, die auch schon seit hunderten von Jahren züchterich bearbeitet wird, lange bevors Zierpflanzen in den Gärten gab, da sumpft die Zucht so vor sich hin, wirklich neues gibts nicht, nicht für die 5 Liebhaber. Die guten Ideen ordnen sich den Marktgesetzen unter.

Langlebige, konservierende Zucht ist Hobby, mit einfachsten Mitteln. Da wird bestimmt auch viel verwechselt und mal falsch in Umlauf gebracht. Die Freaks haben trotzdem was davon, auch Jahrzehnte später.

Schnelllebige, wirklich was veränderte Zucht ist hohe Technik und geht nur bei den großen Kulturen. Wenns da gut-krasse Mutationen gibt, können die eventuell was verändern, wenn das vermarkten keiner verbockt.

Ich bin wie gesagt kein Staudengärtner, ich freue mich auch an Unkraut vom Bahndamm, wenns bei mir durchkommt, oder wenn sich die Schneerosen mal wieder ausgesamt haben und vielleicht doch was annehmbares dabei rauskommt. Für die gestreifte Blüte mit halbgefüllt kann ich mich persönlich eher weniger begeistern. Also Krokosmian, verzeih mir bitte meinen polarisierten Beitrag, ich habe da einen verbohrten Blickwinkel. Ich lebe eher den biologisch-experimentellen Blick auf die Pflanzen, das Thema üppiges, ansprechendes Blütenmeer ist völlig an mir vorbeigezogen. Sicherlich haben mehr als 99% der Gartenbesitzer einen anderen Blickwinkel als ich. 
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Krokosmian

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #132 am: 15. Oktober 2016, 21:22:28 »

Ich bin wie gesagt kein Staudengärtner, ich freue mich auch an Unkraut vom Bahndamm, wenns bei mir durchkommt, oder wenn sich die Schneerosen mal wieder ausgesamt haben und vielleicht doch was annehmbares dabei rauskommt. Für die gestreifte Blüte mit halbgefüllt kann ich mich persönlich eher weniger begeistern. Also Krokosmian, verzeih mir bitte meinen polarisierten Beitrag, ich habe da einen verbohrten Blickwinkel. Ich lebe eher den biologisch-experimentellen Blick auf die Pflanzen, das Thema üppiges, ansprechendes Blütenmeer ist völlig an mir vorbeigezogen. Sicherlich haben mehr als 99% der Gartenbesitzer einen anderen Blickwinkel als ich.

Na das mit dem "verbohrten" kommt jetzt aber von Dir. Eben, das ist Dein Blickwinkel, ich habe halt einen anderen, völlig normal ;).
 
Das Unkraut vom Bahndamm sind hier Goldruten und Brombeeren, die kommen leider ständig durch, denke aber das meinst Du jetzt nicht, sondern einfach die "Wegesrandflora". Die darf hier auch, aber, verkürzt gesagt, nicht nur die. Bin da aber auch sehr mit meiner Lage im stadträndischen Niemandsland verwöhnt, wo es noch viele Obstwiesen und sowas wie Sekundärwald gibt, es also nicht allzu weit weg weniger kultiviert wächst.

Wobei der Hausgarten alles Andere als wirklich kultiviert ist. Da richtige Schneerosen hier ums Verrecken nicht wachsen, sind es eben die nahe verwandten Lenzrosen welche hier in Masse ohne Begrenzung aussamen. Unter Anderem Zeugs. Übrigens auch Halbgefüllte und andere Ergebnisse züchterischer Maßnahmen. Wenn auch nicht durch mich sowie nicht von oberster Exklusivität. Und die Ursprungspflanzen sind ausnahmslos mal alle in Torfsubstrat gewachsen;

Anders auf dem Acker. Dort halte ich ein paar Hundert Sorten Bartiris. Viele davon in wirklich großblumigen Ausführungen, die Ergebnisse von xfacher Hin- und Herkreuzung. Zur Blütezeit ein buntes Meer. Viele davon würden ohne Dauerpflege innert weniger Jahre verschwinden. Außer den robusten Wildformen oder ihnen nahestehenden Sorten. Die habe ich ebenso. Was ich eigentlich sagen will: man kann durchaus Beides schätzen.
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paulche

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #133 am: 18. Mai 2017, 00:31:01 »

Im Augenblick werden medditerane Pflanzen an unser Klima angepasst, damit Feigen, Granatapfel, Citrus, Jujube, Kaki, Kiwi ... gut bei uns gedeihen.
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viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) 7b

Staudo

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Re: professionelle Pflanzenzüchtung
« Antwort #134 am: 18. Mai 2017, 07:47:02 »

Man müsste sie mit Hilfe eines Gens vom Liquidambar dazu bringen, erst Ende Mai auszutreiben.  ;)
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