Nemesia, das ist der Teil, den wir nicht beeinflussen können, vielmehr sollte das der Jungpflanzenhändler unseres Vertrauens schon längst verinnerlicht haben.
Praxisrelevanter finde ich diesen Teil (Seite 11):
Stickstoffdüngung
Einen Schwerpunkt in diesem System der Substratkultur bildet die Stickstoffdüngung. Sie
dient der Ernährung der holzabbauenden Mikrobengesellschaften und der Absicherung der
Nährstoffversorgung der Heidelbeerpflanzen. Die Temperaturbereiche, in denen die beiden
"Verbrauchergruppen" ihre Stoffwechselaktivitäten entfalten, unterscheiden sich. Die
holzabbauenden Prozesse laufen bereits im Temperaturbereich um den Gefrierpunkt bis
5 °C an (Herbstmonate und Nachwinter), während die Heidelbeerpflanzen erst oberhalb
dieses Bereiches aktiv werden.
Bei ausreichenden Blattnährstoffgehalten wird im Herbst auf eine Stickstoffdüngung
verzichtet, um ungewollten Verlagerungen ins Grundwasser vorzubeugen. Die Düngung im
Nachwinter, je nach Winterverlauf ab Ende Februar bis Anfang März, kommt in erster Linie
den mikrobiellen Abbauprozessen zu Gute. In der Substratschicht erfolgt in den Tagen und
Wochen nach der Düngung eine intensive, auch visuell wahrnehmbare Verpilzung des
Ausgangssubstrates (Zelluloseabbau). Die Pilzhyphen und Fruchtkörper stellen eine
Anhäufung energiereicher Eiweißverbindungen dar und bilden die Grundlage für eine ganze
Nahrungskette (Abb. 5). Alle nachfolgenden mikrobiellen Abbauprozesse wie die
Ammonifizierung, Nitrifikation und Denitrifikation werden durch unterschiedliche
Bakteriengattungen geleistet und laufen mit einer entsprechenden Phasenverschiebung ab.
Die Intensität und zeitliche Folge der Abbauschritte wurden mit Hilfe von Enzymanalysen
nachgewiesen (1). Das tierische Eiweiß der Bakterien wird in dem nächsten Glied der
Nahrungskette von der Heidelbeerpflanze erschlossen. Sie wächst dazu mit ihren Wurzeln in
die Zonen der höchsten Stoffwechselaktivität im Substrat und transportiert die Mykorrhiza
unmittelbar zu diesen Zentren. Diese scheidet Bakterizide aus und schafft die Grundlage für den
Aufschluss und die Aufnahme der Eiweißverbindungen durch die Heidelbeerpflanze.
Ums auf den Punkt zu bringen:
Die Kunst der Düngung besteht in der terminlichen Splittung der Düngermengen und den
geeigneten Applikationsformen. Während der Vegetationsperiode stehen den
Heidelbeerpflanzen Nährstoffmengen aus der Mineralisation (temperatur- und
wasserabhängig) und der zusätzlichen mineralischen Düngung zur Verfügung. Gute
Erfahrungen wurden in der Versuchstation Müncheberg mit Gesamt-Stickstoffmengen von
12 - 16 g/ lfdm. Pflanzstreifen erzielt. Diese wurden auf vier Gaben von Ende Februar
(bei Frostfreiheit) bis Anfang Juni verteilt
und im Bandgießverfahren (1 % Düngerlösung
eines Mehrnährstoff-Moorbeetdüngers mit 11 % RNST N) appliziert.
Die Effizienz der Düngung wird maßgeblich von der Verfügbarkeit des Wassers in der
Substratschicht bestimmt. Die Beregnung ist so zu gestalten, dass ein Austrocknen des
Dammes verhindert und die Gefahr einer unerwünschte Nährstoffauswaschung minimiert
werden.
Absolute, kalendarische Termine kanns nicht geben, mann muss selbst beobachten wenn man was erreichen will. Soll heißen, früh anfangen, damit die Pilze schon was aufschließen, das was da ist, wenn das Triebwachstum beginnt, ab der Blüte ist Futter an den Wurzeln auch wichtig, Ende Blüte bis Fruchtreife der Rest, danach Triebe ausreifen lassen. Zwischendrin im Urlaub zuhausebleiben oder qualifizierte Giessgehilfen einstellen.
Die Kurve zum C/N-Verhältnis kratz:
hier reden wir auch wieder von 12-16g N pro ungefähr ein m². Macht max. 70g SSA pro Jahr. Keine 3 Giesskannen Dünger. => Kein ganzes Kilo Moorbeetdünger aus der Pappschachtel.
Und auch kein Kilo Reinstickstoff, wie es bei einer noch recht dünnen Mulchschicht auf der Erdoberfläche für Gemüse notwendig wäre.
Ein Blumenkohl fühlt sich von der Frische und Lebenskraft beim Weg zum kompostieren doch auch völlig anders an als trockenes Heu oder hartes Holz. Die Frage nach welchem C/N-Verhältnis optimal ist, ist wohl nur, für was man den Kompost später benutzen will. Düngt man nur mit dem fertigem Kompost, kommt immer etwas weniger raus, als man vorher reingetan hat.
Um das andere Extrem zum Starkzehrer-Gemüse auch zu zeigen, Holz wie gewachsen als Substrat, ich hatte mal einen 4/5-vertrockneten Farn aus einer plötzlich von Bäumen freigestellten Betonwand gerettet:
Wurzeln waren noch genug übrig
Im Minigewächshaus Marke Ferrrero wieder rehydriert
Mit Moos als Lückenfüller in einen modrigen Baumstumpf gepflanzt
ein paar Jahre später, das poröse Holz wurde bereits komplett durchwurzelt
Düngung war in der Zeit fast nix, ein Schluck Volldünger pro Jahr, der Spuckrest aus der Giesskanne vom Gemüse.
Würde man die Blattmasse vom Farn verbrennen, wäre da auch nur ein Minihäufchen Mineralien übrig. Die Frage die sich da stellt, warum sowas Gramm- oder Löffelweise düngen, wenns eh nicht genutzt/verbraucht wird, sondern nur verloren geht oder Probleme macht.
PS: der Farn war prädestiniert für den Holzstumpf, weil der noch nie viel Dünger und echte Erde gesehen hatte, war also defintiv noch nicht faul geworden oder versaut. Mit solchem Material lässt sich spielen, das ist nicht vergleichbar mit ausgetopften und vom Substrat befreiten Pflanzen vom Gärtner des Vertrauens. Womit wir wieder bei dem verlinkten Teil von Nemesia wären...