@Brigitte
Erst einmal Glückwunsch zu Deiner Anschaffung. Tafeltrauben sind ein schönes Hobby.
Die Sortenwahl ist nicht optimal, aber mit etwas Geschick und Glück kann man etwas daraus machen. Besser wäre es gewesen, wenn Du hier vor dem Kauf unseren Rat eingeholt hättest. Generell gilt, dass in Versandgärtnereien, Baumschulen und Gartencentern im Allgemeinen nur "ältere" Sorten angeboten werden.
Zu den Sorten:
Vanessa: Die unglücklichste Sorte. Bei ca. 90 % der Käufer gibt es nur Minitrauben und -beeren. Diese Sorte scheint genetisch nicht stabil zu sein, denn bei nur sehr wenigen Anbauern kommt das heraus, was versprochen wird. Man braucht also viel Glück, um zu den 10 % zu gehören.
Venus: Die beste Sorte von den Dreien. Blau, relativ kleine Trauben und Beeren, dafür kernlos und deshalb bei Kindern begehrt. Als amerikanische Rebe hat die Venus einen geringen Foxton, aber das stört Kinder und viele Erwachsene nicht. Alle kernlosen Sorten haben kleinere Beeren, aber es gibt Unterschiede.
New York: Ebenfalls eine kernlose Sorte und hier gilt etwas Ähnliches wie bei Vanessa. Ca. 10 % der Anbauer sind sehr zufrieden und bei 90 % verrieselt diese Sorte sehr stark. Ich hatte nur in einem von 6 Ertragsjahren eine geringe Ernte.
Zu den Standortbedingungen: Wir wissen von Dir nur, dass diese an einen Zaun gesetzt werden sollen und dort viel Sonne haben. Du hast aber nichts zu Deinem Klima geschrieben. Bei Reben ist es sehr wichtig, welches Klima am Standort herrscht, denn davon ist abhängig, ob eine Rebsorte überhaupt reif wird oder nicht. Bei der Sortenwahl sollte man das berücksichtigen und bei Standorten außerhalb Weinbaulagen sollte man nur frühe und sehr früh reifende Sorten wählen.
Beispiel: Ich wohne in Dresden, aber außerhalb des Elbtales und somit rund 100 m höher. In Deutschland gilt der Erfahrungswert, dass pro 50 m Höhe die Vegetationszeit eine Woche später beginnt und eine Woche eher endet. Diese Regel ist noch optimistisch, denn an meinem Standort ist die Vegetationszeit nicht 1 Monat kürzer, sondern 6 Wochen. Bei mir reifen mit Sicherheit nur sehr zeitige und ultrafrühe Sorten, während im nur ca. 10 km entfernten Elbtal mit den Weinbergen auch spätere Sorten reif werden.
Falls Du in Ostdeutschland und Bayern wohnst, solltest Du bei der Sortenwahl auch auf die Frostfestigkeit achten, mindestens -25 °C. In den westlichen Bundesländern wird es im Winter nicht so kalt.
Was ist auf der anderen Seite des Zaunes? Falls dort ein öffentlicher Weg ist, wirst Du wohl nicht viel ernten.
Zu den Mühen des Rebenanbaues:
Bohnen sind einfach zu kultivierende Pflanzen. Kern in die Erde und fertig und später nur ernten. Es gibt kaum Krankheiten und Schädlinge.
Reben erfordern mehr Pflege. Dazu gehören Rebschnitt im zeitigen Frühjahr und später Laubarbeit (z.B. Entfernen der Geiztriebe) und Ertragsreduzierung. Hierzu solltest Du Dich kundig machen. Ohne richtigen Rebschnitt und Ertragsreduzierung wirst Du nur sehr kleine Trauben und Beeren ernten und außerdem verzögert sich die Reife und das Aroma ist wässrig.
Dummerweise sind aus Amerika diverse Krankheiten eingeschleppt worden, darunter falscher und echter Mehltau. Damit diese Pilzinfektionen Deine Reben nicht ruinieren, musst Du vorbeugend !!! spritzen. Deine gekauften Sorten haben schon eine gewisse Pilzfestigkeit, da sogenannte interspezifische Sorten, aber ohne jedes Spritzen wird es in der Regel nichts. Da Du sicherlich später keine Trauben mit Spritzmittelrückständen essen willst, solltest Du beim Spritzen sehr akkurat arbeiten und Dosierung und Wartezeiten genau einhalten. Bei Deinen Sorten sind je nach Standortbedingungen 3 bis 5 Spritzungen pro Saison sinnvoll. Die Trauben aus dem Supermarkt wurden 3 bis 4 mal so oft gespritzt, d.h. die eigenen Trauben sind gesündern, wenn man akkurat arbeitet.
Seit ca. 5 ... 7 Jahren gibt es ein neues Problem - die Kirschessigfliege. Diese wurde aus Asien eingeschleppt. Die KEF steht insbesondere auf alle rote und blaue Sorten und wenn es diese nicht gibt, dann nimmt sie auch helle Sorten: Wein, Kirschen, Pflaumen, Himmbeeren, Brombeeren, Hollunder, Pfirsiche, späte Erdbeeren usw.. Bei der Sortenwahl von Reben sollte man also keine blauen und roten Sorten mehr kaufen. Die KEF führt oft zum Totalverlust der Ernte und man kann nichts gegen sie machen, da sie erst auf fast reife Früchte geht, also Spritzen nicht mehr möglich ist. Bei Tafeltrauben gibt es jedoch einen Trick. Rechtzeitig vor dem Reifwerden überzieht man jede Traube mit einem Organzabeutel. Bei Deinen kleintraubigen Sorten reicht die Größe 20x30 cm. Wenn man im Internet etwas sucht, bekommt man diese relativ billig - also nicht gleich beim ersten Anbieter zuschlagen. Die Preisunterschiede sind groß.