Wie wärs mit einem Hobbytafeltraubentag?
Zumindest der Tafeltraubentag in Stutel hatte auch diesen Charakter. Da konnte man sich z.B. mit Herrn Engelhart unterhalten (geht dieser Jahr sicher auch), aber auch mit vielen Hobbywinzern, auch mit denen aus garten-pur. Dort wurden sehr viele Sorten für den Anbau unter hiesigen Bedingungen getestet, während ein kommerzieller Anbauer sich auf wenige Sorten konzentrieren muss, diese dafür in größeren Mengen liefern können muss. Ich weiß von BriTau, dass sich super Sorten fürs Freiland schlecht im Gewächshaus gemacht haben. Der Gastgeber des diesjährigen Tafeltraubentages scheint das meiste im Freiland anzubauen. Als kommerzieller Anbieter muss er nicht das Beste anbieten (das vielleicht keiner kauft), sondern das, was bei ihm nachgefragt wird und seine Kunden haben bestimmt keine Ahnung von neuen osteuropäischen Sorten.
Außerdem hat er zuletzt 500 Reben Romulus neu gepflanzt. Solche Mengen können von neuen Sorten gar nicht hergestellt werden, da eine Mutterrrebe nur eine begrenzte Anzahl an Edelreisern liefern kann.
Außerdem werden Reben in dieser Menge in der Regel nicht im Container geliefert.
Die Fortgeschrittenen unter uns testen neue Sorten schon 5 bis 10 Jahre, bevor diese bei Stutel im Ertrag standen und auch um ca. 5 Jahre eher, als die erste Rebschule diese in ihr Programm nahm. Die besonders bewährten Sorten brauchen dann weitere 5 bis 10 Jahre, bis diese in den anderen Rebschulen lieferbar sind. Und es dauert mindestens weitere 5 bis 10 Jahre, eher mehr, bevor neue Sorten in Gartenmärkten angeboten werden.
Der normale Hobbywinzer kauft jedoch in Gartenmärkten und Baumschulen, weil er nicht weiß, dass man Reben direkt bei den Rebschulen online kaufen kann. Die Einkäufer der Gartenmärkte haben in der Regel auch keine Ahnung und kaufen solche Sorten ein, die im vergangenem Jahr gut verkauft werden konnten, aber scheuen das Risiko bei unbekannten Sorten.
Ergo: Die fortgeschrittenen Hobbywinzer von Tafeltrauben leben in ihrer eigenen Welt und nur die User dieses Forums erfahren von neuen Sorten. Die Sorten des Gastgebers sind, soweit bekannt, eher konventionellere Sorten, so dass der diesjährige Tafeltraubentag für fortgeschrittene Tafeltraubenfans wenig Neuigkeiten bringen wird.
Für Anfänger wäre der diesjährige Tafeltraubentag sicher ein Gewinn, da man auch etwas zur Erziehung - wahrscheinlich Bogreben am Drahtspalier - lernen kann. Ich haben den Rebschnitt auch in einem Lehrgang der sächsischen Winzergenossenschaft gelernt, obwohl diese ja keine Tafeltrauben, sondern Weintrauben anbauen. Die Feinheiten bzw. Unterschiede in der Erziehung lernt man dann eh später, wenn man sich damit befasst und Erfahrungen sammelt.
Als sehr positiv werte ich das Engagement des diesjährigen Gastgebers, denn ohne ihn gäbe es diesen Tafeltraubentag nicht, höchstens mal kleine Angebotsschauen der Rebschulen.
Da auch wieder eine Verkostung stattfinden soll, hoffe ich, dass dieses Jahr wieder diverse Rebschulen Trauben mitbringen, obwohl der Termin sehr früh ist und nur sehr zeitige Sorten reif sein werden. Aber gerade diese sehr zeitigen Sorten sind gerade für diejenigen interessant, die nicht in Weinbaugegenden wohnen. Hoffentlich sind bei der Verkostung nicht nur Trauben aus Gewächshäusern.