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Autor Thema: Gärten in der Stadt  (Gelesen 45849 mal)

mauve

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #15 am: 15. Januar 2015, 19:25:34 »

... wird die Umgebung einfach ausgeblendet, oder kann man auch in urbaner Umgebung seinen Garten in die "Landschaft" einpassen?
Das klassische Beispiel einen Garten an die Landschaft anzupassen sind ja die sog. Englischen Gärten, auch wenn hier teilweise Landschaft, wie Hügel oder Seen erst geschaffen werden. Durch die Pflanzung wird der Blick mal in die Ferne gelenkt oder auch mal auf ein bestimmtes Objekt hingelenkt.
Übertragen auf die Stadtlandschaft und den zu gestaltenden Garten müsste man sich überlegen, auf welche Objekte, Häuser, Kirchturmspitzen oder was auch immer man den Blick gelenkt habe möchte und auch von was man ihn eventuell abgelenkt haben will und dann muss man auch noch entscheiden, von welchem Standpunkt aus die Hauptblickrichtung sein soll. Als Beispiel vielleicht die Situation im rechten Hofbild von Pearl. Mit der hohen Pflanze, die jetzt in den einzigen freien Himmel ragt, wird der Blick aufs Hochhaus eher provoziert, hätte man sie ein Stück weiter rechts gepflanzt, wäre es verdeckt und wenn links auch noch was höheres stünde könnte man die Illusion von freiem Himmel erzielen. Gleichzeitig würde man in Höhe der Mülltonnen den Blick wahrscheinlich eher nach rechts lenken durch eine auffälligere Pflanze in der Blickhöhe.
Wieviel Einblick ich dann gewähren will, ist wieder eine ganz andere Frage, ebenso der Gartenstil für den ich mich entscheide. Da könnte man dann überlegen, ob im Garten stilistische Elemente des umgebenden Baustils aufgegriffen werden oder ob vielleicht auch einen besonderen Kontrapunkt gesetzt wird.
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Waldmeisterin

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #16 am: 15. Januar 2015, 19:42:54 »

Uih, das sind ja jetzt ganz viele Aspekte, muss ich erst sortieren.
Zunächst mal vielen Dank für den Hinterhof-link, das ist natürlich die optimale Art von Symbiose zwischen Stadt und Natur.
Ansonsten sind es natürlich zwei Paar Stiefel, was ich von den Nachbarn sehe und was die Nachbarn von mir sehen.
Letzteres, also dass man von ca. 50 Wohnungen aus in meinen Garten glotzen kann, muss ich einfach hinnehmen. Vielleicht lebe ich ja schon lang genug in der Stadt, denn eigentlich ist es mir so ziemlich egal, dass die Oma von nebenan mich beim Kaffeetrinken, Unkrautjäten oder Nickerchen machen beobachten kann. Das ist wohl einfach Gewohnheit.
Als wir den Garten übernahmen, war rundrum ein zwei Meter hoher Zaun aus Faserzementplatten. Mal davon abgesehen, dass dieses Zeug häßlich ist, wirkte der Garten ein wenig wie der Hof eines Knastes. Man hörte die Stimmen der Nachbarn aus dem Hinterhof nebenan, hatte aber keine Vorstellung, was das für Leute sind. Das Asbest haben wir dann entsorgen lassen und einen einfachen Zaun gezogen. Jetzt hören und sehen wir zwar die Nachbarn, aber der Garten wirkt viel großzügiger, auch wenn es natürlich immer noch der gleiche Schlauch ist wie vorher. Eine schöne alte Backsteinmauer ums Grundstück wäre natürlich noch schöner, habe ich aber leider nur an der hinteren Grundstücksgrenze.
Bleibt die Frage, wie ich das, was ich sehe, wenn ich in meinem Garten stehe, in die Gestaltung desselben mit einfließen lassen kann. Ich denke mittlerweile auch, dass das ganz schwierig ist, womöglich nur eine Furzidee. Wobei ich ja noch Glück habe, in einem Neubaugebiet stell ich mir das noch schlimmer vor. Da baut man sich sein Traumhaus, und was sieht man, wenn man in den Garten guckt? Die Traumhäuser der Nachbarn, die man selbst aber ganz schrecklich findet. Da hilft wahrscheinlich wirklich nur eine hohe Hecke.
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Junebug

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #17 am: 15. Januar 2015, 20:16:16 »

Wirklich ein sehr interessantes Thema, mit dem ich mich gerade notgedrungen auch ein wenig beschäftige. Ich wohne in einer ehemaligen Stahlarbeitersiedlung aus den Zwanzigern ("Gartenstadt" wäre in dem Fall etwas hoch gegriffen) mit langen, schmalen Reihenhausgärten - klassisch mit Gemüsegarten im hinteren Bereich usw. Diesen Bowlingbahneffekt haben wir versucht, mit der Gartengestaltung etwas aufzubrechen, indem wir den Rasen entfernt und die Beete in die Mitte geholt haben, sodass sich eine Art versetzte Acht mit Wegen darum ergeben hat. Nun haben allerdings unsere neuen Nachbarn das durchaus erfreuliche Ergebnis etwas zerstört, indem sie sich völlig mit billigstem Sichtschutzzaun eingekastelt haben - schon wirkt mein Garten wieder viel schlauchartiger. Einbeziehen kann ich diesen Zaun nur durch einen Anstrich, damit man wenigstens dieses Kesseldruck-Kiefer-Grün nicht mehr sieht, und Kletterpflanzen, aber es bleibt ein ähnlicher Eindruck wie bei Euch mit dem Asbest.

Dabei ist mir durchaus an Sichtschutz gelegen, auf der anderen Seite haben wir selbst überhaupt erst einen Zaun gezogen, aber nur bis auf die Hälfte, quasi bis zum Bauch der Acht. Was, wie ich fand, vorn, wo man es brauchte, lauschig wirkte und den Garten trotzdem nach hinten geöffnet hat, sodass man auch noch was von der "geliehenen Landschaft" der Nachbargärten hatte. Nachdem wir jetzt noch einen Baum in unserem Garten roden mussten und ein großer Ahorn auf dem Wirtschaftsweg zwischen unseren und den Gärten der Parallelstraße auch noch dran glauben musste, fühle ich mich wirklich ein bisschen wie auf dem Präsentierteller ... Es ist jedenfalls kompliziert; ich finde es schwierig, den Veränderungen um mich so unterworfen zu sein. Ach, und oile hat natürlich recht, "urban" ist mein Beispiel auch nicht, nur vielleicht auch ein anderer Gegensatz zu "ländlich"?
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Sternrenette

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #18 am: 15. Januar 2015, 20:24:02 »

Der Vorteil an billigen Sichtschutzzäunen ist, daß sie bald kaputtgehen. Man könnte ja mit den Nachbarn über eine gemeinsame Lösung reden, wenn man sich mal besser kennt.

Ich hab zum einen Nachbarn keinen Zaun und zu einem öffentlichen Weg auf der anderen Seite auch nicht, das ist aber eine Überlegung, wegen der Hunde (nicht meiner!). Der Weg ist aber sehr wenig begangen. Ich habe sämtliche Thujahecken gerodet, was aus meiner Sicht die beste Einbruchsprävention darstellt. Alle Nachbarn sehen quer durch, und speziell der eine sieht dann auch, wenn mein Gemüse gegossen werden muß und tut das auch netterweise...
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pearl

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #19 am: 15. Januar 2015, 20:25:15 »

Waldmeisterin, jetzt erklärt sich das etwas besser.

Ich würde in dieser geschützten Lage das Thema Dschungel realisieren. Irgendwo sah ich eine Reportage, Artikel oder Video, von so einem Garten in der Innenstadt. Ich würde in Hochbeete, in Pergolas und Laubengänge investieren. Ich würde sofort einen Baum pflanzen und ihn an das südliche Ende setzen. Einen richtig guten Baum, der sich gut mit der Gegend verträgt und im Winter kein Licht wegnimmt. Paulownia oder Catalpa sehen exotisch genug aus. Ich würde den Laubengang mit Glyzinien beranken lassen. Ich würde Wege über Wasserbecken haben, die von Baumbus eingerahmt sind, damit das Rascheln die Geräusche der Stadt mildert. Ich würde im Frühjahr duftende Azaleen haben und schöne Magnolien, die auch duften. Ich würde all die kleinen Sachen haben, die bei uns das Frühling begleiten, Schneeglöckchen, Leberblümchen und Buschwindröschen. Ich würde Hostas und Ophiopogon haben und Wege mit Kies, damit das Geräusch der Schritte zu hören ist. ...
« Letzte Änderung: 15. Januar 2015, 20:27:59 von pearl »
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“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

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Junebug

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #20 am: 15. Januar 2015, 20:40:09 »

Man könnte ja mit den Nachbarn über eine gemeinsame Lösung reden, wenn man sich mal besser kennt.

Oh, geredet haben wir - sie sind ansonsten übrigens auch ganz nett, halt nur gärtnerisch völlig uninteressiert ;) - und eine Zaunlösung wie auf der anderen Seite angeboten, aber das wollten sie nicht, darum haben wir schließlich zähneknirschend etwas zu diesem dazugelegt, um wenigstens das Recht auf Anstreichen und Bepflanzen zu haben. Ich wollte damit im Grunde auch nur illustrieren, wie viel schwieriger es in der "Stadt" ist, auf das Drumrum einzugehen, da sich das, je mehr Menschen daran rumwerkeln, umso schneller wandeln kann. Aber ist ja eh klar :) .

@Pearl, ich glaube, diese Sendung hab ich auch gesehen, hat mir auch sehr gefallen.
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troll13

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #21 am: 15. Januar 2015, 20:43:36 »

Die Gartensituationen sind vermutlich im städtischen Umfeld genauso individuell wie die Ansprüche ihrer Besitzer.

Wie ich oben schon einmal ausgeführt habe, kann ich in meiner dörflichen Umgebung mit "durchsichtigen" Gartengrenzen sehr gut leben. Wenn das soziale Wohnumfeld (sprich Nachbarschaft) stimmt, kann ich mir so etwas sicher auch in einer innerstädtischen Hinterhofsituation, einer alten Arbeitersiedlung wie im Ruhrgebiet oder einer Neubausiedlung am Stadtrand auf der grünen Wiese vorstellen.

Den "offenen" Hinterhofgarten von Cornishsnow würde ich vermutlich auch so gestalten, wenn ich dort leben müsste. ich habe ihn vor wenigen Jahren besuchen dürfen und dies ist wirklich eine "urbane" Umgebung.

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oile

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #22 am: 15. Januar 2015, 21:27:42 »

OT
Ich habe sämtliche Thujahecken gerodet, was aus meiner Sicht die beste Einbruchsprävention darstellt. Alle Nachbarn sehen quer durch,

 ;D Genauso erklärte es uns ein Nachbar mal, als in unserer Straße viel eingebrochen wurde, bei uns aber nicht. Wir haben auch keine Rollläden, die runtergelassen werden könnten, d.h. man hat Einblick in den Garten und Durchblick durchs Haus... OT ENde
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troll13

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #23 am: 15. Januar 2015, 21:35:09 »

Zudem rauben Thujahecken wie auch andere Schnitthecken wertvollen Platz in den städtischen Kleinstgärten.
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Dicentra

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #24 am: 16. Januar 2015, 00:02:09 »

Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand sind nicht gerade das, was ich mir unter einer urbanen Situation vorstelle. 8)
Sowas findest Du in Berlin aber sehr häufig, auch mittendrin.

Ich habe keine Hecken zu den Nachbarn gepflanzt, weil hinter deren Zäunen schon welche standen. Gut so, dann bleibt mehr Platz in meinem Garten. Man kann hier nicht alles ausblenden. Es wäre illusorisch, dies bei den kleinen Grundstücken versuchen zu wollen. Die Gestaltung der Gärten ist so unterschiedlich wie die Leute, die sie bearbeiten (lassen), so dass man den Hintergrund in den seltensten Fällen einbeziehen kann. Bei unseren direkten Nachbarn beispielsweise könnte das Kontrastprogramm kaum größer sein. Wenn ich also Fotos zeige, dann sind es meist Ausschnitte oder Nahaufnahmen.

Ich hatte den Thread noch nicht zu Ende gelesen, als ich den Beitrag verfasst habe, aber er passt zum vorherigen Eintrag von troll13. Die Thujas habe ich bis auf eine nach und nach rausgeworfen. Sie haben mir den Vorgarten regelrecht erstickt.
« Letzte Änderung: 16. Januar 2015, 00:09:33 von Dicentra »
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pearl

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #25 am: 16. Januar 2015, 00:09:39 »

der Kürmel um Häuser in solchen Siedlungen kann schon echt ätzen. Ich finde auch alle "Verschönerungen" deren Herkunft eindeutig der nächste Baumarkt ist und wo unter der Norm von Ordnung und Sauberkeit Unmengen von gefaketem Holz verbaut wird, ganz, ganz furchtbar. Ich hätte Freude an gestapeltem Holz mit Schnittkanten in line, aber muss man den Nachbarn Unmengen blauer Plastikplanen anturn? Das sind Sachen, die kann man nur mit einer Tujahecke verbergen oder einer Betonmauer. Vielleicht geht noch dieser Knöterich, dieser rankende. Es ist also nicht einfach. Mit den Nachbarn. Auf dem Land noch weniger als in der Stadt.
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kudzu

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #26 am: 16. Januar 2015, 00:31:49 »

Die Gartensituationen sind vermutlich im städtischen Umfeld genauso individuell wie die Ansprüche ihrer Besitzer.

ein wahres Wort
wahrscheinlich krieg ich eh wieder Verbalhaue, wenn ich jetzt sag, dann musst halt den passenden Garten finden, ich hab auch eine Weile gesucht, bis ich 10 Fussminuten vom Stadtkern eine ertraegliche Huette gefunden hab, mit genug Garten, dass ich 3 Jahreszeiten lang optisch keinen Nachbar hab, und im Winter nur dessen Haus seh, weil die Bewohner sich dann nicht draussen aufhalten (moegen)
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Treasure-Jo

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #27 am: 16. Januar 2015, 08:17:31 »

Der Vorteil an billigen Sichtschutzzäunen ist, daß sie bald kaputtgehen.

Köstlicher Kommentar !!! ;D Danke!
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Liebe Grüße

Jo

Wiesenknopf

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #28 am: 16. Januar 2015, 09:52:44 »

Hallo Waldmeisterin,

interessantes Thema mit vielen Aspekten!

Klar ist sicher, dass es sowas wie bei ländlichen englischen Gärten (großzügige Gestaltung mit Weiden und Schafen als Hintergrund) in unseren Städten nicht geben kann. Mit Kompromissen und Enge lebt man in der Stadt halt, auch was den Garten angeht.

Vor ein paar Jahren war ich im Rahmen der "Offenen Pforte" im – relativ großen – Stadtgarten eines Engländers hier bei uns, der 20 Jahre zuvor seine Gartengestaltung damit begonnen hatte, den Garten mit Hecken und Mauern kuschelig einzugrenzen. Das Ergebnis war toll, eine Oase inmitten "normaler", unperfekter Urbanität. Nachteil: Man verliert in kleinen Gärten viel Platz durch die Hecken, muss dauern schneiden (oder Mauern pflegen), und Einbrecher sind genauso ungestört wie die Gartenbesitzer.

Wir selbst haben einen Stadtgarten aus den 50er-Jahren, umgeben von anderen etwa 300 qm großen Gärten (die Gärten stoßen hinter den Häusern alle aneinander), teilweise ebenfalls noch mit Baumbestand und Struktur aus dieser Zeit, viele große Bäume, viel Nadelholz, große Fliederbüsche, Rasenflächen in der Gartenmitte usw. Alle Gärten sind mit Maschendrahtzäunen begrenzt.

Ohne ästhetische Kompromisse und Akzeptanz der Enge geht's da nicht. Macht aber nix, denn ich finde es sehr schön, mich über den Zaun mit den netten Nachbarn unterhalten zu können. Aber wir haben natürlich versucht, möglichst "weiche" Übergänge zu schaffen: Die hässlichen Zäune sind jetzt – zumindest im Winter – größtenteils von Beerensträuchern, kleinen Obstbäumen, Hortensien und Stauden verdeckt. Und wir haben bei der Gestaltung darauf geachtet, aus den Fenstern möglichst schöne Blicke zu haben. Vor meinem Arbeitszimmer steht ein Zierapfelbaum, und ich kann im Moment den ganzen Tag Amseln beobachten, die die Zieräpfelchen als Winterfutter schätzen. Vor anderen Fenstern stehen eine Kupferfelsenbirne, Flieder und hohe Gräser, damit der hässliche Ausblick auf die Straße, Autos und die gegenüberliegenden Häuser abgemildert wird.

Neben der Haustür steht eine Bank mit Blick auf ein gegenüberliegendes kleines Schattenbeet und mit dem schönen Nebeneffekt, dass vorbeilaufende Nachbarn immer mal auf ein Schwätzchen stehenbleiben. Da sitze ich im Sommer oft auch mit Freundinnen zu einem Plausch. Gemütlich und kuschelig, gleichzeitig nicht abgeschottet nach außen, das gefällt mir sehr.

Von einem Garten mit "echtem" Ausblick in die Weite ist das alles natürlich weit entfernt, aber ich bin von Grün umgeben und wohne so, dass ich fast alles ohne Auto erledigen kann. Für mich ein guter Kompromiss.

Viele Grüße
Wiesenknopf
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Mediterraneus

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Re:Gärten in der Stadt
« Antwort #29 am: 16. Januar 2015, 10:40:11 »

... wird die Umgebung einfach ausgeblendet, oder kann man auch in urbaner Umgebung seinen Garten in die "Landschaft" einpassen?
Das klassische Beispiel einen Garten an die Landschaft anzupassen sind ja die sog. Englischen Gärten, auch wenn hier teilweise Landschaft, wie Hügel oder Seen erst geschaffen werden. Durch die Pflanzung wird der Blick mal in die Ferne gelenkt oder auch mal auf ein bestimmtes Objekt hingelenkt.
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Je größer und dichter die Bebauung ist, desto mehr muss man die Blicke ablenken. Alles kann man innerhalb einer Bebauung nicht kaschieren. Zuviele Stromleitungen, Handymasten, Garagen und blinkende Weihnachstbeleuchtungen. Das ist auch nicht nur in der Stadt so. Ich lege mich für Fotos oft genug auf den Boden oder fotografiere vertikal, nur damit man die Nachbarn nicht mit draufbekommt.

Oft jedoch gibt es Stellen im Garten, von wo aus das Umgebungsübel weniger sichtbar ist.
Würde man sich z.B. in Pearls Beispiel direkt vor die Sandsteinmauer mit Blickrichtung Mauer setzen (1 m entfernt :-X ), wäre der Ausblick doch ganz nett. Man könnte sich fast wie in einer mittelalterlichen Altstadt fühlen. 8)
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LG aus dem südlichen Main-Viereck
Mediterraneus

Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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