Ja, ich denke auch, dass Alte Sorten gute Genreserven sind, die auf jeden Fall erhalten werden müssen.
Dass die Inzuchtsorten auch gute und robuste Sorten geben wird ja erwähnt. Aber wohl eher wenige. Man wünscht einfach diesen Einheitsgeschmack, sprich süß, den Geschmack ist der gemeine Verbraucher einfach gewohnt. Dann hat der Apfel einen langen Stiel, die Frucht lässt sich schöner ernten und hängt frei am Zweig. Die Äpfel lassen sich auch gut begasen und lagern. Was will die Industrie mehr?
Allerdings bleibt da noch die Allergieproblematik, die immer mehr Menschen betrifft. Wenn die ganze Welt mehr oder weniger die gleichen Äpfel ist, ggf. noch mit Spritzmittelrückständen, treten Allergien einfach schneller auf.
Der Golden Delicious hat zwar nen etwas längeren Stiel, hängt aber relativ fest am Ast. Große Äpfel mit kurzem Stiel wie der Jonagold lassen sich aber leichter ernten. Die brauchst Du nur leicht zu drehen und der Apfel fällt ab.
Ein Tafelapfel braucht auch eine gewisse Süße und darf nicht zu viel Säure enthalten. Süße und Säure müssen in einem ausgewogenen Verhältnis sein. Wichtig ist auch eine gute Lagerfähigkeit, damit die Qualität möglichst lange erhalten bleibt. Die Äpfel dürfen nicht zu weich sein und müssen rechtzeitig geerntet werden.
Ein Elstar, der bereits Mitte - Ende September reif ist, hält sich halt auch nur bis spätestens Weihnachten, der Jonagold und seine Mutanten bis weit in den März.
Und wichtig ist natürlich auch die Verarbeitungsqualität. Einen Apfel, der schnell weich und matschig wird, kann ich halt schlecht für einen Apfelkuchen, Apfelstrudel etc. verwenden. Der verliert beim Erhitzen auch seine Säure und schmeckt nicht mehr. Bei einem Jonagold, dem Lieblingsapfel der Bäcker, passiert sowas halt nicht. Der hat auch nach dem Backen noch etwas Biss und wird nicht mürbe.
Ich bin auch nicht so glücklich darüber, dass sich die neueren Sorten im Erwerbsobstbau genetisch gar nicht mehr groß unterscheiden, weil immer dieselben Sorten im Stammbaum zu finden sind. Da haben es die Erreger natürlich leicht, sich anzupassen. Aber ein GD bringt nun mal sehr viele gute Eigenschaften mit (Geschmack, viel Süße, festes Fruchtfleisch, gute Haltbarkeit, gute Verarbeitungsqualität, gesundes Astholz, kaum Alternanz, nur mittelstarker Wuchs -> gute Eignung auf schwachwüchsige Unterlagen), dass man auf diese Sorte als Kreuzungspartner kaum verzichten kann. Seine hohe Schorfanfälligkeit schränkt den Anbau aber schon ein (Weinbauklima), und er braucht halt einen Kreuzungspartner, der noch etwas Aroma mitbringt. Da gäbe es aber sicher noch andere Kandidaten als einen Cox Orange und seine Abkömmlinge.
Apropos - sind triploide Sorten eigentlich ungeeignet für die Zucht?