Interessant finde ich, welche Gene alter Sorten (z. B. Harberts Renette) in modernen Sorten drinstecken. Darüber zeigt das Beispiel (Piros), dass sich ein Teil der Krankheitsanfälligkeit vererbt, während andererseits phänotypisch anfällige Sorten durchaus auch mal gesunde Nachfahren haben können.
Jedenfalls steckt nicht immer GD drin..., vielleicht ein Ansporn mal nachzuforschen, was alles an Altem im Modernen drinsteckt.
Interessant wäre natrürlich zu wissen, w e s h a l b es zu diesem genetischen Flaschenhals gekommen ist. Ist es die Eignung für schwachwüchsige Unterlagen?
Die Gründe waren anfangs bestimmt vielfältiger als das (bzw. zielten auf Vereinheitlichung ab):
Geschmack (Cox), frühe regelmäßige Erträge ohne Alternanz, Transport- und Lagerfähigkeit, gut Pflückbar (langer Stiel), einheitliche Ernte etc.
Der Anbau auf schwachwüchsigen Unterlagen ist dann die letzte Konsequenz einer industriellen Landwirtschaft.
Inwiefern dein beschriebenes Phänomen (alte Sorten klappen nicht auf schwachwüchsigen Unterlagen) ansonsten auftritt, kann ich schlecht einschätzen.
Stutzig machen mich halt Sorten wie Boskoop oder Berlepsch im Supermarkt. Die stammen bestimmt nicht von Hochstämmen.
Berlepsch im Supermarkt? Den kenne ich gekauft nur - in sehr enttäuschender Qualität - vom "Edelobsthändler". Möchte ich auch gerne wissen, auf welcher Unterlage Boskoop und Berlepsch kommerziell produziert werden. Schade, dass niemand aus dem Bereich des Plantagenanbaus dazu etwas sagt. Jedenfalls kann ich nicht mit einem ULO-Lager dienen. Bei mir muss das Lagerobst mit Naturlager (Garage, Terrasse) auskommen, wo von den bislang von mir ausprobierten Sorten (das sind ja schon eine ganze Menge) nur die modernen auf schwacher Unterlage eine gute Lagerfähigkeit bewiesen haben
Der Artikel von Bannier (und auch meine Ansicht) ist viel grundsätzlicher wie eine Verteufelung moderner Sorten und eine Glorifizierung alter Sorten. Es geht um Vielfalt, Stabilität, Nachhaltigkeit.
Allein schon der Titel deutet die Tendenz an. Er geht leider nicht auf die Gründe ein, welche zum Siegeszug der modernen Sorten im Plantagenanbau geführt haben und welche eventuell in den Schwierigkeiten alter Sorten auf schwachwüchsigen Unterlagen begründet sein könnten, welche dann auch den Kleingartenbesitzer betreffen. Eine unvoreingenommene Diskussion der Vor- und Nachteile, welche dem Hobbyisten als Leitfaden bei der Sortenauswahl dienen kann, sollte meiner Meinung anders aussehen.
Viele Sorten, auch Neue, erkranken auf schwerem Boden am Pustelpilz Neonectria ditissima. Was, wenn in Sorten wie dem Seestermüher Zitronenapfel Resistenz gegen die neue, agressive Form von Marssonnia drinstreckt, die ganz besonders neue schorfresistente Sorten und Kreuzungen mit m. pumila (rofleischige!) niedermacht? Was, wenn solche Sorten einfach nicht mehr da sind, weil die Marschparole stramm überall für Golden, Cox und Oldenburg - Einkreuzungen gesorgt hat?
Ja, wenn der Seestermüher dann so resistent ist...-? (Ich finde leider das Dokument nicht mehr, in dem er ganz allgemein als "resistent gegen Pilzkrankheiten", also nicht nur gegen Schorf) empfohlen wird.
Die Frage ist halt, werden dem Hobbyisten alte Sorten empfohlen, weil er seinen Garten als Genreservat zur Verfügung stellen soll? Das wäre eine öffentlich von Staats wegen zu leistende Aufgabe (ich weiß, bei den Regierungen, welche Westdeutschland seit dem 2. Weltkrieg hatte, völlig hirnrissig, auch nur so etwas zu erwarten. Unser Essen kommt ja in Zukunft per Mausklick von internationalen Märkten samt zugehörigen Schädlingen und Krankheiten). Jedenfalls wird das mit dem Genreservat bei dem herrschenden Bebauungsdruck mit den Kleingärten nicht funktionieren. Bei mir war schon ein Architekt wegen "Bebauungsverdichtung" (er hätte beste Beziehungen zum Bauamt...) und wenn ich nicht mehr bin, kommt hier der Bulldozer... .
Was wie brauchen ist mehr Grundlagenzucht reistenter Vererber! Bedenkt man, dass fast alle modernen Sorten auf die Arbeiten weniger Institute (Müncheberg, dann Dresden-Pillnitz) zurückgeht, ist der genetische Flaschenhals eine logische Konsequenz.
Leider heiße ich nicht Bill Gates und kann mal so eben mal 500 Millionen in die Entwicklung eines multiresistenten, saftigen, säuerlichen Apfels stecken. Ich find' die alten Sorten alles andere als perfekt. Und unsere Regierungen - ? Ach ja der Verteidingungsetat muss aufgestockt werden... .