Ich bin jetzt einmal der Frage nachgegangen, wie groß denn in etwa der Bewegungsradius der das Scharka-Virus übertragenden Blattlausarten ist. Nachdem die letzten Blattlausgenerationen im Jahr geflügelt sind, war ich davon ausgegangen, dass es schon ein paar hundert Meter sein können.
Die Angaben in dem niederländischen Bericht Pest Risk Analysis for Plum pox virus scheinen dies zu bestätigen (S. 9-10). Die Ergebnisse der in diesem Bericht referierten Studien stimmen allerdings nicht überein und schwanken zwischen 75 und 600 m Radius als maximale Entfernung der Virusausbreitung, mit einem Schwerpunkt in direkter Nähe von 12 bis 20 m. Ein französisches Gesetz definiert bei einem Scharka-Fall sogar ein zwingendes Untersuchungsgebiet mit einem Radius von 2,5 km; offenbar geht man von einem Gefahrenpotential für noch größere Reichweiten aus.
Teilweise lassen sich die differierenden Ausbreitungsradien, neben der unterschiedlichen Aggressivität von Virusvarianten, durch die verschiedenen klimatischen Gegebenheiten erklären: Je wärmer das Klima, desto größer tendenziell der Infektionsradius. Im Mittelmeerklima ist Scharka existenzbedrohlich, die Anbauhäufigkeit der Wirtspflanzen zudem sehr hoch, während in Nordeuropa Scharka kein großes Thema zu sein scheint, da die Blattläuse, wie etwa die Grüne Pfirsichblattlaus, außerhalb von Gewächshäusern die strengen Winter nicht oder kaum überleben und außer der Zwetschge andere Wirtspflanzen wie Pfirsich, Nektarine und Aprikose sowieso nicht gedeihen.