Das ist alles völlig okay. Ich habe ja die Motivation eines nutzbaren Ertrages als Prämisse vorangestellt. Meine Obstwiesen sind auch kein gepflegtes Schaugartengelände, sondern naturnahe blütenreiche Wiesen, ausgemagert zwischen den Bäumen, einige alte Bäume bewusst stehengelassen, keinen oder fast keinen Schnitt mehr an älteren Bäumen.
Aber für reine Lust und Liebe ist das immer noch viel zu viel Arbeit, die meine Freizeit frisst. Alle Bekannten, die so etwas mit nur dieser Motivation machen, fangen das begeistert an, geben es nach ein paar Jahren wieder auf. Es schadet nichts, auch weitere Motivationen wie die vermeintlich pure Natur im Auge zu behalten. Und das ist eben der Ertrag an guten Dingen - ich esse jetzt noch sehr gute, knackige eigene Äpfel, Idared und Brettacher, vorhin habe ich Druckmost getrunken, es gibt verschiedene Säfte (fahre total ab auf reinsortigen Quittensaft) und zum Frühstück gibts für die Kinder neben Frischobst auch ein paar Stücke getrocknete eigene Birnen und Zwetschgen. Von den Sachen ab Sommer ganz zu schweigen. Wenns nicht gerade so ein Sch*** Jahr ist wie jetzt, wo sich die Ernte schon im April erledigt hat.
Mit so etwas wie dem Eiserapfel oder einem Lakob Lebel hast du ja noch Glück, wenn sie noch tragen. Der Jakob Lebel war mal nicht ohne Grund der einzige verwendete Standardapfel in Bäckereien, der Eiserapfel ist zwar kein Geschmackswunder, aber mit seiner erstklassigen Haltbarkeit ein echtes Lagerwunder. Aber was würdest du mit tischtennisballgrossen Golden Delicious machen, die aussen schwarz vor Russtau (Tallage!) und Schorf sind, die du nicht mal essen kannst weil dir die Allergene den Hals und Mund entzünden? Was machst du mit faulendem Fallobst, weil der Baum regelmässig alles abwirft? Jahrelang brav um den Baum rum mähen und sich ein paar Wochen davorsetzen, um auf den Anblick eines Spechts zu warten? Das ist schön, aber wenn das alles ist, dann Gratulation zum langjährigen und sehr ehrenvollen Engagement.