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[carot]

Wenig oder ungenutzte Wiesen oder Brachland halte ich auch für die bessere, einfachere und legalere Lösung.

Ich bin beileibe kein Fachmann in diesen Fragen, habe mich aber selbst schon einmal versucht hierzu zu belesen. So wie ich das verstanden habe, hast Du bei Grünland (also auch Wiesen) genau das gleiche Problem wie bei Wald. Eine Nutzungsänderung ist nur bei Schaffung von Ausgleichsflächen möglich, genehmigungspflichtig ist es wohl in jedem Falle.

[Wild Obst]

Man dürfte aber natürlich die Wiesen nicht so dicht bepflanzen, dass es ein Wald wäre. Aber um ganz sicher zu gehen, würde ich natürlich erst einmal bei den zuständigen Behörden (vielleicht nicht genau denen, in deren Zuständigkeitsbereich man es vorhat) informieren.

[carot]

Das hat mit der Bepflanzungsdichte nichts zu tun. Eine Nutzungsänderung des Grünlandes läge schon mit dem 1. Baum vor.

[Wild Obst]

Gibt es bei euch keine Streuobstwiesen? Das ist eigentlich auch hauptsächlich als Grünland genutzt. Die großen Unterscheidung ist meines Erachtens nach zwischen Wald (hat Bäume, wird forstwirtschaftlich genutzt) sowie den landwirtschaftlichen Nutzungen Acker (wird umgebrochen) und (Dauer-)Grünland (wird nicht umgebrochen, kann auch (Obst)Bäume haben). Sowohl in Äckern (seltener, nur noch alte Bäume) als auch in Wiesen gibt es bei uns Streuobstbäume.

[carot]

Doch das gibt es auch bei uns alles. Die Probleme fangen aber an, wenn Du aus dem einen das andere machen willst. Die entsprechenden Regelungen sind Ländersache, so dass es da schon Unterschiede geben kann. Schau Dir die einschlägige Regelung ruhig an. Vielleicht findest Du etwas anderes als ich. Auch der extensive Obstbau ist eine Nutzungsänderung von Dauergrünland. Es geht wohlgemerkt ausschließlich um die Frage, ob eine Wiese ohne weiteres zur Obstwiese umgewandelt werden darf. Und das geht nach allem was ich gelesen habe leider nicht.

[Staudo]

Ich habe auf eine Wiese kurzerhand 18 hochstämmige Obstbäume gepflanzt und das ganze Streuobstwiese genannt. Als es Fragen nach Ausgleichspflanzungen wegen Baumfällungen gab, verwies ich auf die neue Streuobstwiese. Jetzt steht sie für 30 Jahre unter besonderem Schutz. 

[Wild Obst]

Zumindest werden von den Vollerwerbslandwirten hier in der Gegend die verbliebenen Streuobstwiese immer weiter ausgedünnt und in reines Dauergrünland umgewandelt. Ich weiß natürlich nicht, ob die dafür eine Nutzungsänderung je beantragt haben.

Meine eigene Streuobstwiese ist laut Grundbuch auch teils Acker, teils Grünland. Aber sicherlich ist schon seit über 40 Jahren kein Teil davon mehr gepflügt worden, auch wenn das Grundstück meiner Familie erst seit 15 Jahren gehört. Was wir am Anfang entbuscht haben, hätte für das Unterholz von einem Wald gereicht.

Auch die Gemeinden hier herum legen als Ausgleichsmaßnahmen gerne "Streuobstwiesen" an, die dann mehr oder eher weniger gepflegt werden.

[carot]

Wo kein Kläger da kein Richter  . Ich habe überhaupt nichts gegen die Entstehung neuer Obstbaumbestände in jeder Form.
Es ist eine relativ neue Regelung, die nun wohl auch von den Ländern umgesetzt wurde, dass sich Ackerland, welches 5 Jahre (wenn ich mich richtig erinnere) als Grünland bewirtschaftet wird, zu Dauergrünland wird. Es gab auch schon die ersten Gerichtentscheidungen über Schadensersatz, wenn Ackerland verpachtet und Dauergrünland (wegen obiger Regelung) zurückgegeben wird.

[Staudo]

Weil das so ist und weil es für Acker mehr EU-Geld gibt als für Dauergrünland, werden solche Wiesen alle fünf Jahre umgebrochen. Das muss man nicht verstehen.

[carot]

Gedacht ist das Ganze zum Schutz des Grünlandes. Ob man dieses Ziel so erreichen kann, ist auch aus meiner Sicht sehr fraglich. Dein Beispiel zeigt das ganz gut. Es gab auch früher schon ähnliche Regelungen zum Bestandsschutz. Dort war diese "Umwidmung" von Ackerland aber davon abhängig, dass entsprechende Fördergelder für die Grünflächen bezogen wurden. Jetzt ist das völlig egal. Da man gleichzeitig diese Grünflächen für den Obstbau kaum noch nutzen kann (woher sollen Ausgleichsflächen kommen?), kann man sich die nostalgische Vorstellung einen lange Zeit nicht mehr bewirtschafteten Acker zu übernehmen und dort extensiv Obstbau zu betreiben, abschminken. Solche Ackerflächen gibt es nicht mehr, das ist alles nur noch Grünland.....

[Floris]

Weil das so ist und weil es für Acker mehr EU-Geld gibt als für Dauergrünland...

Ich dachte, mit der derzeitigen Förderperiode wären diese Unterschiede beseitigt worden. Bei uns zumindest sind die Prämien für Grünland und Ackerland gleich.
Damit sollte unter anderem auch die Neigung zum Grünlandumbruch gemindert werden.

Es ist nicht irgendwelchen Politikern, sondern einem Verwaltungsgericht zu verdanken, dass Flächen die mehr als 5 Jahre nicht in die Fruchtfolge einbezogen waren, den Status Dauergrünland bekommen.

Grünland dass nach oben genanntem Verfahren "entstanden" ist, darf ohne Bereistellung einer Ersatzfläche auch wieder umgeackert werden, es sei denn es stehen dem naturschutzfachliche Gründe entgegen. Diese stammen aus dem Bundesnaturschutzrecht und sind schon ein paar Jahre älter als die Grünlandregelung.

Für Privatpersonen gilt sowieso nur das Naturschutzrecht, die Acker/Grünlandregelungen der Agrarförderung spielen da keine Rolle.

Auf Dauergrünland dürfen ohne Genehmigung und ohne Umwidmung der Fläche Obstbäume gepflanzt werden, auf Acker übrigens auch.
Auf Dauergrünland dürfen auch andere Bäume stehen, bei bis zu 50 pro ha gibt es keine Probleme mit dem Grünlandstatus, darüber hinaus kommt es drauf an.

Wenn du irgendwo in der Landschaft Obstbäume anpflanzen möchtest kannst du das demnach am einfachsten auf einer Ackerfläche tun.
Auf Grünland geht es nur in dem Maße, wie die Grünlandeigenschaft beibehalten wird, was bei bis zu 100 Obstbäumen pro ha zunächst mal angenommen wird.
Im Wald wird das nicht gehen. Das Forstrecht ist da sehr eigen und einschränkend.
Die Eintragung im Grundbuch ist in diesem Zusammenhang bedeutungslos, es gilt der Zustand vor Ort.

Das Problem sehe ich darin, dass du keine Genehmigung für einen Zaun um deinen Obstgarten drumrum bekommen wirst.

[Staudo]

Da spricht der Fachmann. 

Ich bleibe dabei. Besser als in wildem Aktionismus Obstbaumwiesen zu pflanzen ist es, sich um bestehende zu kümmern.

[leonora]

Besser als in wildem Aktionismus Obstbaumwiesen zu pflanzen ist es, sich um bestehende zu kümmern.

Was ist eigentlich aus den herrlichen Obstbaumreihen entlang mitteldeutscher Orts- und Landstraßen geworden? Gibt es die noch? Unter welche Definition würden die jetzt fallen? Ich habe das nach der Wende überhaupt zum 1. Mal gesehen und war begeistert.  Im Westen gab's, so weit ich mich erinnern kann, stets nur das übliche langweilige und v.a. nicht essbare "Straßenbegleitgrün". 

LG
Leo

[Staudo]

Gibt es die noch?

Nein, nur vereinzelt. Die weisen dann oft massive Anfahr-, Mäh- und Verschnittschäden auf.

[leonora]

Schade. Für diese Kleinode ist es also schon zu spät, um sie zu erhalten.  Aber vielleicht lebt die Idee irgendwann mal wieder auf, und man pflanzt sie neu. Der Autowahn wird ja auch nicht unendlich so weiter gehen...

LG
Leo