Weil ich
Chicas schönen Gehölzsaum-Thread nicht kapern will, mache ich fürs eigene Projekt einen neuen Faden auf. Um Wildpflanzen am Gehölzsaum geht es dabei auch. Aber anders. Und aus anderen Motiven.
"Tatort": eine Böschung direkt jenseits unseres Gartenzauns. Sie gehört nicht uns, sondern dem Forst (unser Grundstück grenzt an den Wald bzw. an den Weg, der hineinführt). Vor gut 15 Jahren habe ich begonnen, dort ein bisschen zu pflanzen. Anfangs klammheimlich, partisanengärtnernd, weil der damalige Förster Aktionen von Privatleuten auf Forstflächen gar nicht mochte. Jetzt ist er im Ruhestand. Und sein Nachfolger hat mir offiziell erlaubt, die Böschung zu pflegen. Verabredung: extensiv, im Sinne eines naturnahen Waldrands. Was ich an krautigem Material jäte, schneide, rupfe, das räume ich ab (damit kein Rottehaufen rumliegt, der sich im Sommer u.U. selbst entzünden könnte – und der anderen Anrainern ein schlechtes Beispiel bietet
…). Holziges Material hingegen bleibt am Boschungsfuß liegen; den Stapel ziehen die Forstleute gelegentlich per Schlepper in den Wald.
Daten & Fakten:
Größe & Licht: 15m Länge, ca. 3m Breite, steil abfallend, O- bis SO-exponiert; ca. 2/3 der Fläche kriegen knallige Sonne, der Rest am SO-Rand wird beschattet von einer großen Hainbuche
Boden: lehmig bis lehmig-tonig, z. T. mit (lehmigem) Humus obendrauf, pH-Wert neutral bis ganz leicht sauer, nahrhaft (Brennnesseln wachsen exzellent
)
Wasser: durchschnittlicher Jahresniederschlag ca. 850mm, aber oft fällt im Frühjahr/ Sommer über Wochen kein Tropfen Regen; auf der Fläche selbst ist’s natürlich eh sehr ungleichmäßig wg. Gefälle. Insgesamt: eher trocken.
Im Sommer 2005, vor 12 Jahren, hatte ich den Start
hier mal beschrieben:
... auf besagter Wildrosen-Böschung pflanze ich eigentlich gar nichts, darf’s nicht: Sie gehört nicht uns, sondern dem benachbarten Forst, und der Förster gibt sich gestrenge. Aber wenn Wildpflanzen die Freiheit jenseits des Zauns genießen möchten, muss ich ihnen doch beim Anwachsen helfen ... Da pflanze, pardon: helfe ich nun so, dass der strenge Grünrock guten Gewissens (vielleicht sogar amüsiert) beide Augen zudrücken kann .
Aber ich sollte wohl etwas mehr erzählen von der Böschungs-Schwejkiade, bei der ich viel lache und viel lerne (denn sie zwingt zu Recherchen: Blättern in Florenkarten, Fragen an Fachleute...). Damit klarer wird, was für Pflanzen ich suche. Und warum.
Als wir Haus und Garten bezogen, lagen Hang und angrenzendes hinteres Gartenstück im tiefen Waldrandschatten. Der Zaun war von Brombeeren überwuchert, die im Wettstreit mit Brennnesseln, Giersch, Winden, wilden Wicken von der Böschung her den Garten zu erobern suchten; aus Zeitgründen konnte ich nicht mehr tun, als den Wildwuchs kursorisch in Schach zu halten. Dann kam eine Baumaßnahme jenseits des Zauns, ein Waldstreifen wurde gerodet, Bagger knabberten die Böschung an, rupften den Brombeerdschungel, schütteten das Erdreich wieder auf. Plötzlich gab’s Licht. Gut fürs zaunnahe Gartenareal, in dem ich jetzt Brombeeren ausbuddeln und Erwünschtes pflanzen konnte. Günstig leider auch für Brennnessel, Giersch, Winde & Co. auf der anderen Zaunseite. Und weil Nachbarschaftsrecht für den Forst nicht gilt – er muss nix gegen "übergriffige" Gewächse tun und tut auch nix –, war Selbsthilfe angesagt: Ich begann, jenseits des Zauns Wucherer zu bekämpfen, um diesseits des Zauns Ruhe zu kriegen.
Wobei Natur natürlich keine Leere zulässt. Und ein Hang Bepflanzung braucht, um bei Starkregen nicht wegzuschwimmen. Also Anruf beim Förster, vorsichtige Frage: "Ich hätte da ein paar Wildrosen, darf ich?" Antwort: gestrenges Försterlatein über die Vorzüge der Sukzession plus "ooch, ist doch eh nur die übliche Hundsrose". Na warte, dachte ich. Und als dann Pflanzen unbedingt übern Zaun wollten, habe ich sie halt nicht gehindert ...
So siedelten sich auf der Böschung … auf rätselhafte Weise Rosa arvensis, R. spinosissima, R. scabriuscula …und R. majalis an …Den Zaun-Hochsprung schafften außerdem Nachtviole, Johanniskraut, Frauenmantel (der ohne Hilfe!), Königskerze … und Akelei. Ein Monster von R. canina, eine R. rubiginosa, eine R. glauca und diverse Pulmonaria-Sämlinge trainieren gerade. Und der Klatschmohn, den ich beim Krautausreißen stets sorgsam schone, bildet Jahr um Jahr rotere Bestände.
Sämtlich "gebietseinheimisch". Nur bei R. majalis und R. glauca ist’s leicht geschummelt, deren nächste Natur-Vorkommen liegen plusminus 150 km entfernt. Allerdings gibt’s nach Auskunft von Naturschützern Wildlinge beider Arten – aus Gärten ausgebüxt? – auch in meiner Nähe. Ach, und wer weiß schon, wie genau es Baumschulen mit der Botanik nehmen; jedenfalls wächst die Vogesenrose, die der Hechtrose ja ähnelt, wild quasi bei mir um die Ecke ...
Von "meinen" Wildrosen und –sträuchern haben einige in kalten Wintern aufgegeben. Und ein paarmal, wenn ich nicht rechtzeitig den Brombeerdschungel gelichtet hatte, gab‘s Rückschläge, weil die Stadtgärtner – zuständig für die Nachbarböschung – es gut meinten und auch "meine" Böschung bodeneben motorgesenst haben. Etliches an Gehölzen und Gehölzchen ist aber noch da:
– Berberis vulgaris
- Euonymus europaeus
- Hypericum perforatum
- Lonicera xylosteum
- Rosa arvensis
- R. canina
- R. glauca
- R. majalis
- R. rubiginosa
- R. scabriuscula (= vermutlich R. tomentosa ssp. pseudoscabriuscula)
- R. villosa
Um die Krautschicht habe ich mich nie richtig gekümmert, in der Hoffnung, das werde von allein. Wird es aber nicht. Ein paar hübsche Zierlichkeiten, die sich angesiedelt haben, tun sich schwer gegen Giersch, Zaunwinde, Brennnessel, Nelkenwurz, Hexenkraut & Co. plus diverse Wildgräser (allesamt unerwünscht, weil extrem übergriffig; auf der Gartenseite des Zauns kann ich die nicht brauchen).
Ich muss also nachhelfen. Und hätte dabei nix dagegen, Insekten-Belange zu berücksichtigen. Wobei Falter-Arten, die von Waldpflanzen, Brennnesseln etc.pp. leben, keine Hilfe brauchen: Der Wald ist gleich nebenan. Und Falter-Arten, die an Gartengehölzen futtern – Weidenbohrer, Frostspanner, sowas – würde ich eher bekämpfen als fördern. Aber Wildbienen z. B. wären eine andere Sache…
Welche robusten, aber nicht ungebührlich ausbreitungsfreudigen Wildstauden/ Einjährigen kommen für solch einen Kontext in Frage?
(In Chicas Liste habe ich natürlich schon eifrig gestöbert, bin aber unsicher, was davon hier in SW-Deutschland sinnvoll wäre.)
Danke
und schöne Grüße
Querkopf