@ Junebug:
so würde ich es anfangen:
Versuchen ein bisschen besser rauszukriegen, was das für ein Gebell ist. "Melden" ist ruhiger und dunkler in der Tonfarbe als "Kläffen aus Angst und Ärger", "kläffen aus Langeweile" ist monotoner als Kläffen aus Angst und Ärger. Wie sind die Ohren, wie steht der Schwanz (Schwanz hoch erhoben, Ohren nach vorne oben: Hund ist selbstbewusst, bellt, weil er das für seinen Job hält. Schwanz tief, Ohren nach hinten: Hund hat Schiss und weiß möglicherweise dass seine Kläfferei unerwünscht ist, kann aber nicht aus seiner Haut, Mundwinkel nach vorn: der Hund ist sauer, Mundwinkel nach hinten: der Hund hat eher Schiss oder Stress).
Versuchen, auf den Hund einen friedfertigen Eindruck zu machen. Also falls möglich, selbst nicht ärgerlich werden sondern gelassen bleiben (fake it till you make it). Für den Hund wirkt der Mensch bedrohlich durch direktes Anstarren, starre Körperhaltung, Hut, Sonnenbrille, Kapuze... Entspannend wirkt es, den Kopf leicht abzuwenden (auch Kopf-Schiefhalten verstehen Hunde), die Schultern oder den Körper wegdrehen, eher aus den Augenwinkeln schauen.
Langeweile-Kläffer freundlich ignorieren, so bald sie leise sind, ruhig loben und freundlich ansprechen.
Angst-Kläffer ebenfalls freundlich ignorieren. Ruhe (am Anfang vielleicht auch: ein bisschen leiseres Gebelle) dadurch belohnen, dass man den Abstand zum Hund vergrößert (das ist ja bei den Angst-Kläffern der eigentliche Sinn der Übung - wenn man das mit leise Sein eher erreicht, könnte das funktionieren).
Selbstbewusste Melde-Beller würde ich ruhig ansprechen "Ja, ich bin da. Deine Familie hat das jetzt mitgekriegt, hast du gut erledigt, nu is schon genug".
Zum Anfreunden würde ich, wenn es das nachbarliche Verhältnis irgendwie zulässt, mit dem Nachbarn sprechen und sagen, dass du versuchen willst, ein bisschen mehr Ruhe in die Nachbarschaft zu bringen. Vielleicht mal gemeinsam spazierengehen, dem Hund immer mal Gutsi anbieten (idealerweise fürs ruhig sein, falls das am Anfang noch nicht geht, Gutsi jedenfalls nicht aus der Hand anbieten, sondern hinwerfen oder so, dass es der Hund mitkriegt, dem Nachbarn über den Zaun reichen und der gibt es dann). Nachdem ich ein Hundenarr bin, würde ich wahrscheinlich auch versuchen, mal mit dem fremden Hund eine Runde im eigenen Garten zu gehen, damit er alles gründlich abschnuppern kann, und vielleicht auch mal Hund sitten oder mit ihm Gassi gehen, wenn Nachbars krank sind.
Übliche Argumente, die gegen ein Anfreunden kommen:
- der soll ja bellen, wenn ein Fremder kommt (Ja, soll er meinetwegen, aber Hunde können sehr gut auf die Person und die Situation beziehen, wer angebellt wird. Bloß, weil er sich mit dem Nachbarn anfreundet, wird er trotzdem Fremde weiterhin verbellen).
- das hilft eh nix (Dann kann es ja auch nicht viel schaden, wenn man es mal probiert).