Wir reden über ein Luxusproblem. Man könnte den Baum auch einfach wachsen lassen, nicht groß dran rumschnippeln, kein Pflanzenschutz, dafür etwas Wasser und wenn nötig Dünger.
So wird der erfahrungsgemäß Jahrelang mitmachen und reichlich Ernte bringen wenn die Würmer milde gestimmt sind.
Schnitte in dickere oder falsche Äste verkürzen oft die Zeit, in der der Gärtner der Freund vom Baum ist.
Ohne wirkliche Pflege gibts auch so viele Mirabellen, dass man froh ist, wenn man sie verschenkt bekommt.
Wenn der Mitteltrieb jetzt schon untergeordnet ist, die Leitäste als Quirl angeordnet sind, das hat wohl die Baumschule verbockt. In der falschen Höhe angeschnitten und keine Knospen ausgebrochen.
Der Spätfrost hat den Anteil zu verantworten, der beim Winterschnitt für Kopfzerbrechen sorgt.
Gut gepflanzt und gepflegt worden ist er bisher, schöner kräftiger Wuchs, gut eingewurzelt, du hast da nix falsch gemacht.
Was macht man draus:
Wenn man eine Hohlkrone vermeiden möchte, Mitteltriebersatz einplanen? Dazu könnte man einen geeigneten Steiltrieb aus der näheren Basis auswählen. Ich meine auf dem ertsen Bild einen zu erkennen, 30cm oberhalb vom Quirl, auf dem dicksten `Leitast´. Ich sehe dort 4 Seitenäste, der erste zu kräftig nach rechts, der zweite eher flach nach innen, der dritte wäre die Stammverlängerung und der vierte, das Ende vom Leitast, ist ein halb abgeschnürter Ast der nach außen geht und dort keine große Zukunft hat.
Davon würde ich den ersten, den stärksten Trieb als Leitast für die rechte Seite nehmen, anschneiden zwecks Verzweigung. Der wäre damit schonmal weg vom Quirl.
Den flachen nach innen auf die erste Verzweigung mit Fruchtholz ca nach 35cm einkürzen.
Die neue Stammverlängerung lange anschneiden, für viele dünne Triebe.
Den Trieb nach der Stammverlängerung, auch einkürzen und mit der Zeit wie Nr 2 weiter abbauen.
So würde ichs versuchen, Garantie gibts keine.
Die anderen Leitäste nach ähnlichem Prinzip sortieren bzw versuchen den Quirl aufzulösen.
Auslichten im August: ich glaube das kam zu einer Zeit auf, als beim Obstbaumschnitt viel Bewegung drin war, als man anfing, die Bäume physiologisch zu verstehen. 70er, 80er Jahre etwa. Nach 20 Jahren ists durchgesickert, aber nie so richtig zuendegeadacht und bei den Fachleuten schon längst wieder verworfen, verbessert und und und. Nur ein paar alte Gartenfachleute beharren darauf, die vor 20 Jahren mal auf einem Kurs waren, Gartenzeitschriften mit Medienstudenten statt Baumwartausbildung wiederholen das auch bei jeder Gelegenheit.
Frag mal so einen, ob er erklären kann, warum die kleine Wunde vom April bis August zugewachsen ist und die kleine von August eher eintrocknet und bis Juni nächstes Jahr immernoch nicht zu ist.
Im Garten ists doch in den meisten Jahren so, was bis zu Johanni nicht gewachsen ist, das wird nicht mehr richtig. April/Mai, Juni, da explodierts. Das gilt auch für die Wundabschottungsreaktion der Bäume.
Manche Mirabellen sind im August wegen Pilzkrankheiten schon fast entlaubt, von wo soll da die Energie kommen um Wunden zu überwallen, und das auch noch schneller als im Mai? Früchte reif und dann hat der Baum nur noch herbstfärbung und Wintervorbereitung im kalender zum erledigen stehen. Wachsen braucht er erst wieder im Frühjahr nach der Blüte, damit Zucker in die Früchte kommt.
Warum entfernen wir uns immer mehr von den Abläufen in der Natur und warum wird Know-How so vereinfacht, dass es verständlch aber falsch ist?