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[Pimpinella]

Ich stehe vor folgender Entscheidung: In unserem Garten muss eine mausetote Birke gefällt werden und wir müssen und wollen einen neuen Baum pflanzen. Müssen, weil die Stadt München da sehr despotisch ist und wir irgendeiner Gartenstadtsatzung unterliegen. Es muss also ein letztendlich 10-15 m hoher Laubbaum und mit höchstens einem Augenzwinkern noch als heimisch zu bezeichnen sein, Obstbäume jedoch gelten nicht. Man könnte den Leuten die Entscheidung ja auch zu leicht machen.

Wollen wollen wir auch, weil Bäume fein sind. Im hinteren Teil des Gartens haben wir letztes Jahr eine Eberesche gepflanzt, aber die Entscheidung dafür hat mich schon unzählige Stunden mit dem Baumschulkatalog gekostet. Ein Baum ist ja eine Anschaffung fürs Leben! Und eigentlich will ich, so wie jeder sonst auch, baumtechnisch die eierlegende Wollmilchsau - schöne Blüten, schöne Herbstfärbung, schöner Habitus, tolle Rinde, essbare Früchte, ökologischer Nutzen, Lebensqualität, ein Ort für Rindeneinritzungen, Heimatgefühl, Wellness.... alles eben, was ein Baum so bieten kann. Und da dachte ich mir, ihr Arboretumsfüchse seid genau die, die mir mindestens dreißig verschiedene endgültige Ratschläge geben könnt!

Damit ihr euch die Rahmenbedingungen vorstellen könnt, hier ein paar Bilder. Es hat hier eine Woche geregnet, deswegen ist der Klee so schön grün:



Garten_2005_Erdgeschoss

Blick aus dem Erdgeschoss. Rechts ist Süden und eine gewaltige Wand aus Cornus Sanguinea. Links hinten der greise Apfelbaum, den unser Nachbar nicht beachtet, und auch dessen merkwürdige Hütte.



Garten_2005_erster_stock


Blick aus dem ersten Stock. Man sieht hier meinen ersten Gärtnerversuch, das Sonnenbeet links, das natürlich weiter sonnig bleiben sollte. Außerdem die mächtige Birke des Nachbarn.



Garten_2005_zweiter_stock

Blick aus dem zweiten Stock. Auf der Höhe von Nachbars Hütte ist derzeit ein Kartoffelbeet, aber meine Idee ist, dereinst über die ganze Breite des Rasens ein weiteres Staudenbeet anzulegen. Auf dieser Höhe bzw in diesem Beet könnte ich mir auch einen Baum vorstellen.


Was meint ihr? Also nochmal die Vorgabe: 10-15 m Endhöhe, Laubbaum, mehr oder weniger heimisch, kein Obstbaum. Und in jeder Hinsicht schön!

Meine laienhafte Vorstellung ist bisher über Malus 'John Downie' nicht hinausgekommen. Aber ihr dürft mich nur zu gerne belehren.

[Pimpinella]

aehm, Bilder sind gleich drin!

[Hortulanus]

Die große Unbekannte ist die Duldungsgrenze der Stadt. Was wird als "noch einheimisch" angesehen. Zier-Malusse? Eigentlich nicht.

Da man bei Eichen recht tolerant ist, wäre mein erster Vorschlag: Quercus coccinea. Wegen der herrlichen Herbstfärbung und des hübsch geformten Laubes. Kommt zwar aus der Neuen Welt, wird hier aber schon sehr lange kultiviert.

Robinie wäre auch noch ein Aspirant, sollte aber wegen spezifischer Nachteile gemieden werden (Ausläufer).

Bei den Ahörnern wäre zu erfragen, wo die Toleranzgrenze liegt. Wenn ausländische Arten geduldet werden, eröffnen sich etliche Möglichkeiten.

Ansonsten, nach wie vor einer der Schönsten (aber wie immer, wenn es um Schönheit geht auch der Problematischsten) wäre die Rosskastanie. Weiß oder rot. Mit oder ohne Sumsemann.

[Pimpinella]

Die Baumschule, bei der ich unseren Sorbus kaufte, sagte mir, sie seien nicht so furchtbar pingelig. Solange die Größe stimme (wir müssen 25 cm Stammumfang pflanzen - schockschwerenot!), wäre die Heimischkeit nicht so furchtbar wichtig. Da ich plane, gleichzeitig hinten im Garten ein paar heimische Sträucher zu pflanzen, würde ich die Rechnung einfach gleichzeitig einschicken und so meinen guten Willen beweisen. Wenn das Ding allerdings einen japanischen Namen hat, ist die Toleranz vermutlich nicht so groß.

Die Biergärten hier sind ab August dank der Miniermotte entlaubt. Ich verzichte also dankend auf eine Kastanie. Außerdem werden die wirklich riesig!

[Pimpinella]

Quercus coccinea ist ja wirklich wunderschön. Aber brauche ich dafür nicht eher einen Park?

Ach ja, Trauerformen sind auch nicht erlaubt, keine Ahnung warum. Über Säulenformen haben sie nichts gesagt.

[Caracol]

Pimpinella, Ebereschen kann ich ja nun wohl nicht mehr vorschlagen, oder?
Na schauen wir mal weiter bei den kleineren Baeumen:

Aber wenn der Baum so natuerlich und tierfreundlich/nuetzlich sein soll, hast du schon mal an einen Crataegus gedacht. Ich gehe oefter an einem Crataegus prunifolia vorbei und bewundere seinen tollen horizontalen Habitus.

Auch der Hahnendorn C. crus-galli ist ein sehr attraktiver, wenn auch gefaehrlicher Baum.

Ansonsten haett ich ja einen Liquidambar vorgeschlagen, der von der herbstlichen Rotfarbung und der tollen korkigen Rinde einfach unschlagbar ist, aber da kommen wir wohl mit "heimisch" nicht so recht zu Potte. Aussserdem ist er nicht gerade ein Kleinbaum.

[Hortulanus]

Also nochmal die Vorgabe: 10-15 m Endhöhe, Laubbaum, mehr oder weniger heimisch, kein Obstbaum. Und in jeder Hinsicht schön!

So deine Eröffnung.

Ich wünsche dir ein sehr langes Leben, aber ob du erleben wirst, dass die Rosskastanie diese 15 m erreicht, wissen nur die Götter.

Wenn man "mehr oder weniger heimisch" berücksichtigen soll, dann kommen vermutlich nur Gehölze in Betracht, die von Kommunen üblicherweise gepflanzt werden. Und da ist die Auswahl nicht sonderlich groß, wenn deine Prämissen berücksichtigt werden sollen.

Zu Recht befürchtest du bei Rosskastanie die Miniermotte. Die aber kannst du austricksen, in dem du die rot blühende pflanzt, die, wenn überhaupt, nur minimal befallen wird.

Sollte dieses Diktat aber nicht allzu streng sein, warum dann keine Magnolie?

[knorbs]

heimisch...ja da bahnt sich bei mir auch ein schöner kleiner disput mit unserem umweltamt an....da freu ich mich schon drauf . letztlich ist alles heimisch, was seit columbus 1492 als neophyten zu uns kam + sich selbstständig in freier natur halten konnte...hab ich irgendwo mal gelesen.

aber zu deiner frage...für mich wäre eine catalpa was tolles (hier ein thread dazu mit fotos). die blüht gerade bei mir und sie ist wirklich ein hingucker! wächst schnell, sehr große dekorative herzförmige blätter, die blüten sind eh eine wucht und im winter hängen dekorativ die langen sameschoten im geäst! ich habe eine catalpa speciosa, die scheint in den hiesigen baumschulen nicht angeboten zu werden, aber catalpa bignonioides wird häufig angeboten und unterscheidet sich nur unwesentlich von c. speciosa.

[woelfie]

Hy pimpinella,
verfolge die Sache mit viel interesse. Liquidambar fände ich persönlich sehr gut- Blatt form / Herbstfärbung/ Bienenahrung- . Nur die Form- eher pyramidenähnlich finde ich vielleicht für den Garten optisch nicht gelungen,besser was mit breiter Krone.
Wie wärs mit mir Morus Arten , wenn auch nur bedingt ;)heimisch?
Gruss woelfie

[findling]

hallo pimpinella!

habe drei (in meinen augen wunderbare) bäume, die ich dir vorschlagen möchte.
nr. 1 - der amberbaum; wuchs in jungen jahren kegelförmig, ab dem 5. jahr kugelförmig; blattform ahornartig wird im herbst leuchtend orange bis rot; hat früchte (im juni/juli), die kugelig und stachelig aussehen, aber nicht stechen - wunderschön. den hab ich mir grad gepflanzt.

nr. 2 - ein walnußbaum; traumhafter schattenspender, hält gelsen und mücken fern und die früchte sind essbar; zudem lockt er eichhörnchen und diverse vogelarten an; allerdings trägt er erst nach ca. 10 jahren das erste mal; so einen hatte meine oma und jedes jahr haben wir kiloweis nüsse im herbst gesammelt, die wir für die weihnachtsbäckerei verwenden konnten; die schmeckten viel intensiver als die gekauften.

nr. 3 - die platane; ist zwar ein amerikanischer baum aber schon gut eingebürgert; wird schön hoch, hat eine auffällige rinde (ähnlich der birke weißlich, die abblättert und gut für bastelarbeiten geeignet ist); blattform auch ahornmäßig. hat mein vater im garten, gelich mehrmals und die kann man super schneiden, ohne, dass sie verkrüppelt wachsen oder zusammengestutzt aussehen.

so, das waren meine favorits, hoffe es war eine anregung für dich dabei.

liebe grüße
cornelia

[Hortulanus]

Na, wenn wir so hemmungslos sein dürfen, dann greifen wir mal in die dendrologische Wühlkiste:

-   Acer japonicum/palmatum (Blattfärbung, Fruchtschmuck, Habitus)
-   Acer diverse (Blattfärbung, Habitus)
-   Paulownia tomentosa (Blattschmuck, Blüten)
-   Parrotia persica (Rinde, Herbstfärbung)
-   Tilia platyphyllos (Blattfärbung, Blütenduft)
-   Betula albo-sinensis (Rinde, Habitus, Herbstfärbung)
-   Cornus controversa (Habitus, Herbstfärbung)
-   Malus diverse (Herbstfärbung, Früchte)
-   Prunus diverse (Herbstfärbung, Blüten)
-   Laburnum x watereri „Vossii“ (Blüten)
-   Pyrus salicifolia “Pendula” (Blattfarbe, Habitus)

[Fuchs]

Eine Linde wäre mein Favorit. Die Größe ist mit Schnitt gut beherrschbar. Das Laub ist leicht zu kompostieren. Der Duft einer blühenden Linde ist berauschend. Im Herbst läßt sie innerhalb einer Woche das Laub fallen. Im Winter ist die Aststruktur auch interessant. Und dann im Frühjahr das Erscheinen des ersten Grün- ein Erlebniss.

[brennnessel]

Na, wenn wir so hemmungslos sein dürfen,.......

Bei uns schreiben sie das auch gerne vor, aber es ist nie wieder wo jemand aufgetaucht, da nach dem Rechten zu sehen! Bin mir auch nicht sicher, ob die sich alle auskennen würden.....
LG Lisl

[Irisfool]

Linde wäre auch mein Favorit, zumal diese Blüten unserer Klasse in grauer Vorzeit, viele freie Stunden bescherte, da unser Lehrer allergisch darauf war....LG

[Hortulanus]

Siegfried hätte sie am liebsten verkokelt