Um einmal ein bisserl pepp in die Diskussion zu bringen:
Die Gattung Chinodoxa wurde in den Siebzigern von Speta eingezogen. Er erhielt daraufhin einen Drohbrief einer bekannten holländischen Firma! Die Gärtnerschaft versuchte Spetas Ergebnisse krampfhaft zu ignorieren, unterstützt von einigen willfährigen Botanikern. Doch seit Ende der Neunziger auch etliche andere Arbeiten Spetas inzwischen viel weiter entwickeltes System stark unterstützen, kann die bisherige Unordnung nicht weiter aufrecht erhalten werden. Entweder man geht zurück zu Linne, der drei Gattungen, die weitestgehend drei heutigen Unterfamilien entsprechen, unterschied, oder die Gattungen müssen völlig neu geordnet werden. Die drei weit gefaßten "Gattungen" der Hyacinthaceen wären heute Ornithogalum, Urginea (inkl. Bowiea) und Hyacinthus (inkl. Scilla, Muscari & Co.). Aber betrachten wir sie lieber als gattungsreiche Unterfamilie Scilloideae:
Im Handelssortiment gibt es hier verschiedenstes. Schauen wir uns die artenreiche Gattung Scilla im engen spetaschen Sinn an:
Da gibt es zum einen die in Mitteleuropa weit verbreitete Scilla bifolia und die ebenfalls in Deutschland, Österreich und Tschechien vorkommende Scilla drunensis, die Speta nach der Traun, einem Fluß in Oberösterreich benannt hat. In Österreich und weiter östlich finden wir auch noch Sc. vindobonensis und die von Speta selbst übersehene Sc. spetana (mit einem einzigen Standort in Österreich). Diese Schatten liebenden Arten sind nicht im Handel. Wie beim Schneeglöckschen und den Knotenblumen ertragen ihre Zwiebeln das Austrocknen schlecht.
Was im Handel Sc. bifolia heißt, ist meist Sc. nivalis, eine türkische Art, die auch in voller Sonne wächst und sommerliche Trockenheit besser verträgt. Es gibt von ihr eine Sorte 'Rosea' und eine 'Alba'.
Ihre Hybride Sc. x allenii ist mitunter in alten Gärten zu finden, aber kaum erhältlich.
Unter "Chionodoxa" laufen gärtnerisch noch Scilla-Arten mit stärker verwachsenen Perigonblättern und meist deutlich abgegrenztem weißem Zentrum. Leider sind die meisten auch noch unter falschem Artbeinamen bekannt, denn gärtnerisch werden die Arten sehr weit gefaßt, so daß einige gute Arten, etwa Sc. tmolii und Sc. siehei in die Synonomie von anderen Arten. Sc. siehei ist die gärtnerisch wichtigste Art mit den triploiden Sorten 'Pink Giant' und 'Blue Giant', die aber in der gärtnerischen Literatur fälschlich Sc. forbesii zugeschlagen werden.
Die gärtnerisch wichtigsten Blausterne stellt Speta in die Gattung Othocallis. Hier könnte Speta jedoch ausnahmsweise irren, denn genetische Daten sprech dafür, daß die Hyazinthe in diese Gruppe gehört, und prioritätshalber muß die Gattung dann Hyacinthus heißen. Othocallis und Hyacinthus unterscheiden sich wie Scilla und Chionodoxa durch die verwachsung der Perigonblätter, doch bei Hyacinthus kommen noch Verwachsungen mit den Staubblättern und leichte Unterschiede im Zwiebelbau hinzu.
Othocallis (Hyacinthus) siberica ist die bekannteste Art, mit einer triploidien Sorte ‘Spring Beauty' und einer weißen 'Alba'. Unter "Scilla siberica" ist aber auch noch eine weitere Art selten im Handel, die Speta nach seiner Frau Othocallis ingridae nannte. Sie unterscheidet sich deutlich im Samenbau durch Samenfarbe und -größe sowie das Fehlen eines Elaiosoms und vertragen deutlich sommertrockene Standorte.
O. (H.) mischtschenkoana ist mir auch lieber als O. (H.) tubergeniena (wegen o.g. Briefes). Ist aber glaub ich eh so aktuell. Die hüsche bläulich weiße Art hab ich erst seit kurzem in Kultur.
O. (H.) amoena such ich noch. Die von Busbecq nach Wien gebrachte osmanische Zierpflanze wurde nie wild gefunden.
Puschkinia unterscheidet sich von Othocallis mischtsch. auffällig durch die mit geflügelten Staubfäden kegelförmig zusammenneigenden Staubblätter. Neben der Nominatform von Puschkinia libanotica gibt es noch eine 'Alba' und eine var. scilloides im Handel.
So, genug für heute.