Nix mit Sonderformen. Wuchern tut nur eine Art, die mitteleuropäische Ficaria bulbilifera (Ranunculus ficaria subsp. bulbilifera), eine Art feuchter Auwälder. Sie ist weitgehend steril und vermehrt sich durch Wurzelbrut an ihren kriechenden Stängeln. Daher ist sie üblicherweise wenig variabel und abweichende Klone fallen sehr auf. Es handelt sich um eine hybridogen entstandene Art, deren Eltern die westeuropäische Ficaria verna (Ranunculus ficaria subsp. ficaria) und die osteuropäische F. calthifolia (Ranunculus ficaria subsp. nudicaulis) sind.
Die Gartensorten gehören bislang ausschließlich zu F. verna, einer Art wechselfeuchter Laubwälder und Magerrasen. In der Natur ist sie als sexuelle Art durchaus variabel. Ihre niederliegenden bis aufsteigenden Stängeln bilden keine Brutnöllchen aus.
Die ebenfalls sexuelle F. calthifolia hingegen ist wenig variabel. Sie ist recht großblütig, immer grünblättrig und treibt als Pflanze tiefgründiger Steppenrasen in kontinentalem Klima erst im Frühling aus. Sie bildet keinen Stängel aus sondern wächst als Vollrosettenpflanze.
Häufig mit dieser in Ostösterreich gerade noch vorkommenden, gefährdeten Art verwechselt werden mediterrane Sippen, die ebenfalls recht kurze Stängel ohne Brut ausbilden und großblütig (bis 5 cm Blütendurchmesser bei einer dodekaploiden (sizilianischen?) Sippe) sind. Diese Sippen treiben jedoch meistens im Herbst aus und haben oft bunte Blätter. Die Tauglichkeit für unser Klima ist unterschiedlich. Sarastro hat eine istrianische Sippe (als "subsp. nudicaulis") in Kultur, soweit ich mich erinnere. An Namen findet man meist Ficaria (Ranunculus) ficariaeformis und Ficara grandiflora (R. ficaria subsp. grandiflora). Es handelt sich jedoch laut Speta (mündl.) um einen artenreichen Polyploidkomplex. Ich selbst kultiviere eine sehr schöne großblütige Herkunft aus Lefkas.
Laut Hörandl et al. zeigen genetische Untersuchungen eindeutig, daß Ficaria von Ranunculus zu trennen ist oder viele weitere Gattungen in Ranunculus einbezogen werden müßten.
Was Equisetums Pflanze betrifft, so fand ich ähnliches am Faimenberg südlich Retz. Es handelt sich beim Faimenberg um einen botanisch wertvollen Steppenrasenrest mit u.a. Gagea bohemica, Androsace elongata und Ficaria calthaefolia. An der Nordseite fließt ein kleiner Bach, einer der wenigen in der weiteren Umgebung, der (fast) permanent Wasser führt, gesäumt von einem Robinien-Galeriewald.
Zunächst fand ich 2003 eine sehr schön gefleckte Pflanze am unteren Steppenrasenhang und nahm sie mit (diese wunderbare Pflanze verlor ich aus Unachtsamkeit). Ich entdeckte später ähnliche, aber weniger stark gefärbte Pflanzen im Robinienwald an trockener Stelle, die ich aber nicht weiter beachtete. Ich dachte F. calth. vor mir zu haben.
2004 besuchte ich den Standort wieder. Die Robinien waren geschlägert und nun zeigte sich, daß die gefleckte Population riesig war und ausschließlich den (vormals) robinienbestandenen Teil vom Wasser bis zum sehr trockenen Hügel hin bewuchs. Die Pflanzen waren am Beginn der Blütezeit, hatten deutliche Stängel aber zeigten noch keinen Ansatz von Wurzelbrut. Wieder nahm ich Pflanzen mit, die ich diesmal sorgsamer unterbrachte und als Ficaria ‘Faimenberg' beschilderte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sarastro welche geschickt habe oder nicht. Ich wollte jedenfalls herausfinden, ob es sich um eine invasive, knöllchenbildende Sippe handelt ober nicht. Sie zogen jedenfalls ohne Knöllchen ein, was aber wohl durch das Verpflanzen verursacht war, und heuer habe ich sie bislang nicht gesehen (da ich letztes Wochenende erstmals im Garten war und ziemlichen Streß beim Pflanzen hatte, hab ich darauf nicht geachtet).
Zwei alternative Theorien kann ich anbieten:
1) es handelt sich um F. bulbilifera, die zwar in der weiteren Umgebung mangels permanenter Fließgewässer mit Waldbegleitung fehlt, aber lokal in einer isolierten Population in einbem abweichenden Klon vorkommt. Durch die extreme Stickstoffversorgung durch die Robinien schaffte es die Sippe trockene Standorte zu besiedeln (das können einige Pflanzen der Feuchtgebiete auf stickstoffreichen Böden - etwa Urtica dioica u.a.). Die Trockenheit verursacht jedoch einen kompakteren Wuchs mit später Brutknöllchenbildung.
2) Es handelt sich um eine Hybride aus F. calth. x V. bulb.
Ich werde die Pflanzen im Auge behalten.