Wie war das mit dem Gift im Lambruska Wein?
Vieles wird heute als giftig bezeichnet, was aber eher Allergien sind, z.B. bei den Pilzen. Früher galt der kahle Krempling als Speisepilz und wurde von Hunderttausenden gegessen und faktisch niemand wurde vergiftet. Jetzt soll sogar der Grünling als Hiftpilz eingestuft werden.
Meine Theorie dazu: Früher war das Immunsystem der Menschen besser trainiert und dadurch leistungsfähiger. In Ostdeutschland gab es kein Sagrotan und fast alle Kinder gingen in Kindergrippe und Kindergarten. Abgesehen von wenigen schlimmen Krankheiten war das Immunsystem der Kinder trainiert, denn durch den engen Kontakt zueinander wurden zwangsläufig viele kleine Erkrankungen herum gereicht, aber die hat niemanden umgeworfen und gegen wirklich schlimme Krankheiten wurden alle geimpft. In der Freizeit waren wir Kinder im Freien spielen und unsere Mütter waren oft verzweifelt wegen der verdreckten Klamotten. Heute sind die meisten Kinder Stubenhocker und spielen am Computer. Infolge des ständigen Trainings des Immunsystems gab es in der DDR sehr viel weniger Autoimmunkrankheiten als bei den hygienisch verhätschelten Westdeutschen, wo viele Frauen wahre Putz- und Desinfektionsorgien feierten. Auch die multiresistenten Krankenhauskeime sind ein Ergebnis verfehlter Hygienepolitik und des unkontrollierten Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft. Darüber hinaus scheinen viele Lebensmittelzusatzstoffe Allergien zu begünstigen. Diese gab es in der ehemaligen DDR faktisch auch nicht. Auch die Pstizidbelastung war fast nicht vorhanden, da Pestizide zu teuer und wegen der Vierfelderwirtschaft nicht erforderlich. Mittlerweile haben sich die Lebensumstände angeglichen und damit gibt es auch hier unheimlich viele Allergien. Warum diese lange Einleitung?
Bei den Labruska-Reben gibt es Inhaltsstoffe, die nicht giftig sind, sondern allergische Reaktionen auslösen können. Ein Teil der Menschen verträgt diese Inhaltsstoffe ohne jede Probleme, d.h. ohne die Reaktionen der wahrscheinlich Mehrheit der Menschen in D. Bei diesem Teil gibt es mittlere bis starke Reaktionen: Beispiele: Brechreiz, Übelkeit, pfeffriger und moosiger/schlammiger Geschmack usw. . Besonders in Österreich und Südtirol gibt es eine größere Fangemeinde von Labruska-Reben - als Beeren roh gegessen und als Wein gekeltert, z.B. der Uhudler.
Wahrscheinlich wurden diese Labruska-Reben populär, quasi aus der Not heraus, weil damals Reblaus und Pilzkrankheiten dem Weinbau in Europa fast zum Erliegen brachten und die "harten" Labrusca-Reben (ohne große Einkreuzungen durch europäische Sorten) sind sowohl gegenüber Reblaus als auch Pero und Oidium sehr widerstandsfähig.
Ich vermute, dass die "Gozilla-Suzuki" den Weinbau vor ähnliche Herausforderungen stellen wird wie Reblaus und Pilzkrankheiten. Eine chemische "Lösung" wird es wahrscheinlich nicht geben können, denn diese asiatische Kirschfliege tritt erst kurz vor der Reife auf und vermehrt sich dann explosiv und wegen der erforderlichen Wartezeiten kann dann nicht mehr die chemische Keule eingesetzt werden. So hat z.B. im Jahr 2012 in Norditalien die Godzilla-Suzuki bei manchen Sorten bis zu 80 % der Ernte vernichtet.
Für kleine Hobby-Anbauer ist vielleicht der Organza-Beutel eine Lösung, der aus so feiner Gaze besteht, dass die winzigen Kirschfliegen nicht durchkommen, aber Profi-Winzer können nicht über jede Traube einen Beutel ziehen.
Welche Möglichkeiten gibt es generell noch, die asiatische Kirschfliege zu bekämpfen? Da chemische Mittel ausfallen, gibt es rein theoretisch folgende Möglichkeiten:
1. Man findet ein für den Menschen unschädliches Spritzmittel wie z.B. die Molke gegen Oidium, welches die asiatischen Kirschfliegen abschreckt.
2. Man züchtet Krankheitserreger oder natürliche Feinde aus Asien, die nur die asiatische Kirschfliege angreifen - gefährlich, weil schlecht kontrollierbar.
3. Man züchtet Sorten, die für die asiatische Kirschfliege unattraktiv sind. Hierzu gibt es durchaus Denkansätze, z.B. die Analogie bei den Pilzkrankheiten, die man durch Einkreuzen amerikanischer Reben zumindest behindert. Die amerikanischen Reben kennen Pero und Oidium schon seit Jahrmillionen und haben dagegen Abwehrmechanismen entwickelt. Wenn man sieht, welche Weinsorten bisher von den asiatischen Kirschfliegen besonders betroffen sind, dann sind das insbesondere blaue Sorten und einige wenige weiße europäische Sorten. Vielleicht findet man eine Lösung durch das Einkreuzen von asiatischen Rebsorten, welche ja die asiatische Kirschfliege ebenfalls schon ewig "kennen".
Bei den Tafeltrauben gibt es das Problem, dass deren Zucht in D keine große Rolle spielt, da der Anbau von Tafeltrauben in D keine große wirtschaftliche Rolle spielt und man diese billig in Italien einkaufen kann.
Wenn wir also aus züchterischer Sicht Erfolge erwarten wollen, muss man nach Osteuropa (Russland, Ukraine, Moldawien) schauen, wo in größerem Maße an der züchterischen Entwicklung neuer Tafeltraubensorten gearbeitet wird, denn in diesen Länder spielt der Anbau von Tafeltrauben eine große wirtschaftliche Rolle, denn diese können Tafeltrauben nicht aus Italien oder Spanien importieren und müssen sich selbst versorgen. Diese Züchter und regelrechten Institute haben auch einige Erfahrungen darin, asiatische Soprten einzukreuzen, um die Frostfestigkeit zu erhöhen.
Wenn sich die Suzuki-Kirschfliege in Italien weiter so ausbreitet, kann es passieren, dass Italien als billiger Lieferant von Tafeltrauben ausfällt und dann wird es für Hobby-Anbauer auch wirtschaftlich attraktiver, Tafeltrauben selbst anzubauen.
Da die Suzuki-Kirschfliege, wie der Name sagt, nicht nur Wein- und Tafeltrauben angreift, sondern viele Obst- und Beerensorten, kann es zu einer größeren Krise in einigen Sparten des Gartenbaus kommen, denn man kann nicht jede Kirsche in einen Organzabeutel einhausen. Vielleicht werden deshalb bald asiatische Obstsorten bei uns "modern" bzw. werden eingekreuzt.
Der Hobbyanbau von Wein- und Tafeltrauben ist ein sehr anspruchvolles Hobby, da man sich intensiv mit vielen Fachgebieten befassen muss, z.B. optimale Sorten- und Standortwahl, Erziehung und Rebschnitt, Krankheitsbekämpfung, Klima ... . Man kann aber solche Sorten anbauen, die es hier nicht zu kaufen gibt und reife, selbst geerntete Sorten schmecken besser als die notreif geernteten Tafeltrauben aus Italien oder Südafrika. Es gibt auch den Vorteil, dass man genau weiß, was, wann und wieviel gespritzt worden ist.