In den eher unterdurchschnittlichen Lagen ist die Orientierung an möglichst frühen Sorten sinnvoll, man kann natürlich auch das ganze Spektrum, was dann noch so gerade geht, abdecken. Aber es gibt genügend Sorten, die auch hängen können. Und das ist alle Mal besser, als Mitte Oktober noch darauf zu warten, dass irgendwelche Beeren essbar werden.
Man kann sich an diesen Daten orientieren, man kann sich natürlich auch einmal bei den polnischen Rebschulen die Fotogalerien ansehen, da ist meist mit Aufnahmetag doch einiges an Sorten präsentiert, die eine oder andere hat man, und schon kann man so ungefähr die Reifeentwicklung einschätzen.
Dann gibt es mit Sicherheit auch sonstige Einflüsse, manche Reben fühlen sich aus irgendwelchen Gründen irgendwo nicht wohl. Das sollte man akzeptieren. Mit mir und Katharina wird das nichts, es wird auch nicht alleine die 5BB Unterlage sein. Wenn man schon eine für den eigenen Standort eigentlich zu späte Sorte hat, sollte diese zumindest einige Sekundärtugenden haben, wie etwa kräftige Stiele und etwas Platzfestigkeit oder schönes Herbstlaub (man ist ja bescheiden).
Bei den hier vorgestellten Sorten wie Julian oder Katrusia ist natürlich zu sehen, dass diese wieder einen großen Schritt darstellen, zumindest auf dem Papier.
Bei den Bewertungen der Pilzfestigkeit sollte man sich auch an eigenen Erfahrungen möglichst mit vergleichbaren Sorten orientieren. Ich habe die relativ vergleichbaren JuB Nov und Preobaschenie an fünf Standorten im Freistand, und meiner Meinung nach gehören sie zu den durchaus robusten Sorten. An einem Standort neben Tigin hat sich Preobaschenie von einer Pilzattacke deutlich besser erholt. Ich orientiere mich an dem, was ich selbst sehen und beurteilen kann. Und da ist mein Eindruck von dieser Kreuzungslinie sehr positiv. Insoweit habe ich natürlich ein größeres Interesse auch noch die eine oder andere Kreuzung aus diesem Bereich mit Rizamatanteil zu haben.
Positive und negative Überraschungen bleiben nicht aus.
Niniel etwa hatte ich eigentlich als empfindlicher erwartet, sie macht sich im Vergleich zu anderen deutlich besser. Die aus anderen Gründen sehr interessante Nadöschni ist bei mir nicht besonders pilzfest. Von 5 anderen Reben, die unter nahezu identischen Bedingungen gezogen wurde, gehört sie mit Lija zu den empfindlichsten. Es ist ja auch nicht nur eine Frage, wie leicht sich ein Pilzbefall einstellt, sondern auch wie schnell sich nach etwaigen Spritzen ein Neuaustrieb unproblematisch weiterentwickelt.
Anhand des übergroßen Angebotes wird es niemanden leicht gemacht, Elternsorten geben zwar einen gewissen Hinweis, aber auch hier kann sich aus nicht besonders pilzfesten Eltern etwas deutlich pilzfesteres ergeben und umgekehrt.
Hier wachsen die Jungpflanzen fast noch alle munter, ich hatte noch fünf von Jakob, die eigentlich schon ziemlich nach Vegetationsruhe aussahen, in einem Sandhaufen zwischengelagert, und bei dem warmen regnerischen Wetter legen sie wieder los.
Frumoase alba gehört bei mir zu den Reben, die ich sehr ungünstig gepflanzt habe, alleine zum einwurzeln braucht sie wohl noch ein weiteres Jahr. Ich werde dann irgendwann sehen, ob sie bei mir mal was trägt. Mein bisheriger Eindruck ist negativ, extrem wenig Zuwachs, keine Holzreife, Pilzbefall. Das mag nahezu ausschließlich dem Standort geschuldet sein, aber zwei Meter weiter stehen angeblich nicht so pilzfeste Sorte wie Muscat Lugansky oder Isa, die sich deutlich besser machen. Ich vermute eben auch, dass sie sich hier nicht wohl fühlen wird.