@goex
Es gibt ein paar Datenbanken, wo osteuropäische Sorten beschrieben werden.
Eine leicht lesbare Übersicht ist
http://www.winorosl.pl/opisy-odmian-winorosli.htmlDa dies eine polnische Seite ist, ist sie in latainischen Buchstaben und das Klima in Südpolen ist nicht so unterschiedlich wie in Deutschland und der Schweiz.
Wer kyrillische Buchstaben lesen kann, kann auch hier mal nachsehen:
http://vinograd.info/Dann gibt es noch Foren in Polen, der Ukraine und Russland, die z.T. für jede Sorte einen extra Thread haben.
Darüber hinaus gibt es Rebschulen, insbesondere in Polen und der Slowakei, die über den inoffiziellen "kleinen Grenzverkehr" immer wieder neue Sorten aus der Ukraine oder Russland herbringen.
Allerdings sollten Angaben von Rebschulen immer mit Vorsicht genossen werden, denn nicht selten werden Sorten allzu rosig beschrieben.
Die Sorteneigenschaften osteuropäischer Sorten können nicht immer 1:1 auf Deutschland und die Schweiz übertragen werden, da das dortige Klima kontinental ist.
Das bedeutet z.B.:
- Es gibt dort einen kalten Winter, dann wird der Schalter umgelegt und dann ist durchgehend Sommer. So einen häufigen Wechsel um den Gefrierpunkt wie hier gibt es dort nicht.
- Die Anbaumethoden sind dort anders als bei uns. In kalten Gegenden werden z.B. die Reben flach gelegt und mit Erde überdeckt.
- Es gibt dort kaum Dauerregenzeiten oder lang anhaltenden Nieselregen wie in Deutschland. Dadurch ist die Pilzbelastung, insbesondere bei Pero und Botrytis erheblich kleiner. Auch werden dort andere Spritzmittel verwendet, die viel wirksamer und billiger als unsere hiesigen sind, die aber bei uns aus Umweltschutzgesichtspunkten verboten sind.
Das alles bedeutet, dass sich nur ein gewisser Prozentsatz der neuen osteuropäischen Sorten auch hier bewährt und auch hier in Deutschland z.T. auch nur bei bestimmten Standortbedingungen. In der Regel reifen die Trauben hier später als in Russland und die Pilzfestigkeit ist hier geringer.
Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Bayern hat in Veitshöchheim bei Würzburg in der Nähe der Staustufe Stutel eine Versuchsplantage, in der neue Sorten auf Eignung für das hiesige Klima getestet werden und das nicht nur von Tafeltrauben. Im September findet gewöhnlich ein Tafeltraubentag statt, wo man neue Sorten kosten kann, aber das ist nicht das Entscheidende. Man kann dort verschiedene Erziehungssysteme besichtigen und mit den Fachleuten der LWG sprechen, z.B. zur Pilzfestigkeit.
Einige von uns Hobbywinzern sind der LWG oft ein paar Jahre voraus, da diese eher an neue Sorten heran kommen als die LWG. Durch die Diskussionen hier bekommst Du mit, wer da etwas voran schreitet und seine Erfahrungen berichtet. Diese User verkörpern auch verschiedene Klimate in Deutschland.
Ich persönlich komme aus Dresden und da ich etwas außerhalb des Elbtales in einer Kaltluftsenke wohne, treffen meine Erfahrungen eher auf das Interesse von Usern mit auch grenzwertigen Anbaubedingungen.
Zur Erziehung:
In erster Näherung kann man Kelter- und Tafeltrauben ähnlich schneiden. Allerdings sind viele osteuropäische Sorten viel wüchsiger und da kann es passieren, dass diese bei herkömmlichen Schnitttechnologien "ins Kraut schießen", also so viel Blattwerk über Geiztriebe erzeugen, dass die Trauben vernachlässigt werden. Die Wüchsigkeit äußert sich auch durch z.T. sehr vielen Trauben pro Stock, viel mehr, als eine Rebe ernähren werden kann.
Man muss bei solchen Sorten eine Ertragsreduzierung vornehmen, damit man statt vielen kleinen unreifen Trauben weniger, aber große, aromatische und süße Trauben bekommt. Sehr wüchsig ist z.B. Frumoase Albe, eine mittelspäte Sorte.