Mit genetischer Variabilität hat die Artdefinition wenig zu tun. es gibt Arten, die sind derart variabel, daß, wollte man den Artbegriff genetisch sehen, wir und alle Menschenaffen eine einzige Art bildeten - oder man müßte Drosophila melanogaster in mehrere arten aufspalten und in Kauf nehmen, daß die Artgrenzen quer durch Populationen gehen. Es gibt also Arten, die sehr variabel sind, und andere, die immer gleich aussehen.
Nein, es geht um eine natürliche Abgrenzung zur nächsten Art (Species, sp., MZ: spp.). Und das hat wieder mit Hybridisation wenig zu tun. Hybridisierung und daraus resultierende Introgression sind kein Grund an Artgrenzen zu zweifeln. Unterarten (subspecies, subspp. oder sspp., EZ: ssp. oder subsp.) sind erst dann gegeben, wenn es fließende Übergänge bei sonstiger Eigenständigkeit (Areal, Merkmale) gibt. Alles andere was innerhalb der Art abweicht kann zwar als Varietät (varietas), Form (forma) oder Spiel(art) (lusus) benannt werden, sinnvoll ist das allerdings in den wenigsten Fällen.
Beispielsweise kreutzen Crocus exiguus und C. albiflorus dort, wo sie zusammenkommen, recht häufig. C. x fritschii ist auch trotz ungerader Chromosomenzahl fertil und Rückkreutzungen sind häufig. Dennoch sind beide Arten morphologisch, ökologisch und arealmäßig gut getrennt, zudem unterschiedlicher Abstammung und die Hybriden beschränken sich auf Kontaktzonen. Anders etwa bei Pulsatilla vulgaris, wo reine subsp. vulgaris und reine subsp. grandis niemals zusammenkommen, weil sie durch eine mehr als 250 km breite Zone fließender Übergänge voneinander getrennt sind. Hier haben wir es definitionsgemäß mit Unterarten zu tun, auch wenn dies wieder das ein Extrem der Taxonomen, die Splitter, die aus jeder Abweichung eine Art machen, nicht gerne sehen.
In der Praxis gibt es leider Modeströmungen. Derzeit sind die Lumper am Ruder, die Arten als das definieren, was auf den ersten Blick unterscheidbar ist, und alles was ähnlich ist als Unterarten - selbst bei eindeutiger Abgrenzbarkeit und Intersterilität, etwa Veronica hederifolia, V. sublobata und V. triloba. Es gibt aber auch sog. Cryptospecies, die nicht kreuzbar sind, unterschiedliche Areale besetzen, oft auch von unterschiedlichen Arten abstammen (eine polyphyletische Gruppe bilden), aber optisch nicht unterscheidbar sind. Etwa Crocus vernus und C. purpureus (C. napolitanus) sowie C. discolor (C. scepusiensis) und Wiesenpopulationen von C. exiguus.
Die Varietas wird in der Praxis meist als "ich weiß nicht was soll das bedeuten"-Rangstufe verwendet. Da sind gute Arten dabei, Unterarten, echte Varietäten (im Sinne von Ökomorphen oder geographischen Varianten), einfache monoallele Formen ("var. alba", "var. aquinii" der "Orchidioten"), aber auch Übergänge zwischen Unterarten einer Art, sowie nothosubspecies (nsspp.), also hybridogene Übergänge zwischen Unterarten unterschiedlicher Arten.
Das Problem bei den Rhodos ist doch eher das, daß die meisten Arten in Asien vorkommen, von wo Einzelpflanzen zu Forschungszwecken nach Europa gelangten. Die natürlichen Artgrenzen sind aber erst dann sichtbar, wenn ich das ganze in der Natur dokumentieren kann. Und jetzt beginnen grad einal chinesische Forscher mit der Arbeit daran. Und in ihrer Überheblichkeit sind euroamerikanische Botaniker nicht sehr gewillt, deren Ergebniss anzuerkennen. Dabei halten sich die Chinesen zur Zeit mehr an Konsensdefinitionen als Europäer und Amerikaner, die sie eigentlich aufgestellt haben. Siehe auch den Paeonia delavayi-Komplex und wie ihn die Chinesen, IMO korrekt, bewerten, und was ein besonders unbelehrbares Beispiel von Einzelexemplartaxonomie, nämlich Halda, davon hält.