So, hab leider keine Bilder zur Hand, möcht aber, da ich ja unmittelbar betroffen bin, ein paar Arten und Sorten aus meiner Sammlung kommentieren. Vorerst bilderlos.
Für heute mal C. vernus agg. Diese Artengruppe zerfällt in vier Untergruppen: Alle lieben frische Böden, die auch im Sommer nicht zu trocken sein sollten.
C. heffelianus grp.:
C. heuffelianus s.str.: heimisch im Banat, in Siebenbürgen und der östlichen Slowakei und im alleröstlichsten Ungarn, in den Waldkarpaten und in der Ukraine. Als einzige Art der Ukraine dort gelegentlich im Gebirge und auf Wiesen, sonst aber nur in Eichen- und Eichenmischwäldern, da sonst von anderen Arten verdrängt. Auffällig die kräftige violette Färbung der großen Blüten mit einer stark kontrastierenden dunklen v- bis fächerförmigen Zeichnung an den Spitzen der Blumenblätter. Spätblühende und sehr variable Art mit breiten Laubblättern (bis über 1 cm). Leider ist die diploide Art in Gärten kaum zu finden. Wer sie in Mitteleuropa bewundern will, wird auch in botanischen Gärten vergeblich suchen, kann sie aber im Schloßpark von Rotenturm im Burgenland in Massen finden. Sie gehört zu den schönsten Arten in meiner Sammlung. Eine Auslese von Sorten wäre wünschenswert. Hält sommerliche Trockenheit recht gut aus, will aber humose Böden, obwohl Lehm auch vertragen wird.
C. discolor (C. scepusiensis): (hypoauto)tetraploide Art der nordwestlichen Karpathen (S Polen, NE Tschechien, Slowakei). Art der Almwiesen, selten bis in die submontane Zone hinunter; weniger kontrastierend als vorige, Zeichnung auch nur v-förmig, großblütig. Ist etwas empfindlich, mag Lehm, Hitze und Trockenheit nicht. Die Auslese 'Tatra Shades' ist recht nett und etwas härter im Nehmen, v.a. vermehrungsfreudiger, erreicht aber C. heuffelianus nicht. Spätblühend.
C. exiguus (C. vittatus) ist eine allotetraploide Art, die von Siebenbürgen über die Balkanhalbinsel in einem Bogen bis in die SE-Alpen vorkommt (Rumänien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, SE Österreich). Sie bevölkert Laubwälder und Wiesen von collin bis subalpin. Waldtypen haben recht breites Laub (bis fast 1 cm), subalpine Typen blühen vor dem Laubaustrieb. Erstere sind leicht zu kultivieren, Wiesentypen auch, Gebirgstypen weniger leicht. Blüte wie vorige. Leicht in Kultur, humos bis lehmig, sonnig wie schattig, spätblühend, Kontrast der Blütenzeichnung von Klon zu Klon stark unterschiedlich, vermehrungsfreudig über basale (!) Nebenknollen und Samen. Kaum in Kultur. Keine benannten Auslesen.
C. albiflorus grp.
C. albiflorus bewohnt Pyrenäen, Alpen und die Gebirge der Balkanhalbinsel v.a. in der subalpinen Zone, aber gelegentlich bis in die colline Stufe herab. Diploide und autogame (selbstbestäubende), in der Färbung sehr variable kleinblütige Art. Blüten weiß bis blauviolett, oft längsgestreift; Blüte spät; In Kultur heikel: verträgt Lehm und Wechselnässe, aber keine Trockenheit und Hitze. Als wüchsiger erwiesen sich die collinen langgriffeligen Herkünfte aus dem Burgenland. Lt. Fritz Kummert (pers. Mitt.) wächst die Art zwischen Lipizza und Triest (Slowenien/Italien) an versteppten Trockenstandorten - diese Herkünfte wären wohl gartentauglich. Tieflandherkünfte blühen leider ausschließlich weiß.
C. purpureus (C. napolitanus s.str.): gut gartentauglich, sonnig oder unter lichten Gehölzen, diploid, Blüten mittelgroß, mittelspät, blaulila bis blauviolett mit etwas dunklerer Aderung. Kaum in Kultur. Mäßig interessant (farblich) aber etwas lehmverträglich. Apenninhalbinsel im Süden und Osten, westl Balkanhalbinsel (Italien, Slowenien, Kroatien)
C. x mrkvickorum (nom. praep.): Nothosippe zwischen beiden vorigen. Hybriden von angesalbtem Standort bei Wien. Möglicherweise aber gibt es auch in der Natur Übergänge, was den Status als Art nicht rechtfertigen würde -> C. purpureus subsp. albiflorus, subsp. purpureus und nsubsp. mrkvickorum wären dann die korrekten Bezeichnungen.
C. vernus s.str. (C. napolitanus auct.): tetraploide groß- und spätblühende Art, geädert bis einfärbig violett, sehr gartentauglich, etwas lehm- und trockenheitsverträglich. Vorkommen in NW Italien, von der Toskana bis nach Ligurien, evtl. bis S-Frankreich (?); eingebürgert im Elsaß (Frankreich), um Zavelstein (Deutschland), im Isergebirge (Tschechien) und sonstwo. Sowohl Wiesen als auch lichte Wälder und Gebüsche werden besiedelt.
Eine Reihe aneuploider Gartensorten existiert - leider hab ich nur die in Kultur. Meine Favoriten: 'Pickwick' weiß mit violetten Adern; Die dunkelste Sorte wird üblicherweise nicht gehandelt, obwohl sie sehr schön ist, was aber an ihrem nach Prioritätsregel gültigen Namen liegt: ‘Nigger Boy‘ wird wenn, dann meist geschönt als ‘Negroe Boy‘ angeboten. 'Flower Record' ist etwas heller violett und ebenfalls sehr schön.
Für mich mäßig schön: 'Jaenne d'Arc' ist weiß, aber meist nicht ganz (einzelne violette Stricherln schlagen manchmal durch); ‘Remembrance‘ ist violett und etwas silbrig und obzwar die häufigste Sorte nicht grad ein Augenschmaus für mich;
C. tommasinianus grp.:
C. tommasinianus ist für frische bis sommertrockene beschattete Stellen mit humosem Boden geeignet. Als einzige Art der Gruppe ist er frühblühend. Lila Blüten von mittlerer Größe, außen silbrig und üblicherweise ohne jegliche Zeichnung, sehr selten mit Spitzenzeichnug wie in der Heuffelianus-Gruppe; sehr vermehrungsfreudig an geeigneten Standorten, auch über Samen. ‘Whitewell Purple‘ ist kräftiger gefärbt. ‘Roseus‘ ist hell und rötlich, nicht wirklich rosa, aber jedenfalls eine farbliche Bereicherung. ‘Pictus‘ zeigt eine weiße Spitzenzeichnung und ist IMO die schönste Sorte, dafür kaum erhältlich.
Die vierte Gruppe ist nicht in Kultur (eine unbeschriebene Art in Montenegro)
Hybriden:
‘Ruby Giant‘: entweder ein früher C. vernus oder C. vernus x tommasinianus; dunkel, mittelfrüh, gehört farblich nicht zu meinen Lieblingen
‘Vanguard‘: C. vernus x tommasinianus, triploid (2x vernus, 1x tommasinianus); mittelfrüh, Blütengröße wie C. vernus, Färbung wie C. tommasinianus, aber etwas kräftiger; sehr schöne und vermehrungsfreudige Sorte.
C. x fritschii: im Alpenraum eher fade Hybride aus C. albiflorus x C. exiguus. Im Süden aber tolle Formen. Aus einer Aufsammlung von der Ucka (Kroatien: Istrien) letztes Jahr hoffe ich einige in Blüte verpflanzte Exemplare retten zu können. Darunter sehr edle Typen mit hellvioletten Blüten und kräftig dunkelvioletter v-Zeichnung, reinweiße oder rosa überhauchte, violette mit weißer und violetter v-Zeichnung, großblütige geäderte, etc. Unbedingt gartenwürdig, Vermehrer gesucht!