Ich weiß zwar nicht (weil ich zu faul bin, nachzulesen), wie ihr von Bauerngärten auf Thonet-Stühle kommt, aber als von frühester Kindheit an kunst- und architekturgeschädigtes Wesen möchte ich eine Überlegung anfügen.
Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie es möglich war, daß sich bei uns eine Flachdachbungalow-Baukultur im Einfamilienhausbereich entwickeln konnte. Auch architektonische Moden scheinen blind zu machen für das Wesentliche.
Es gibt einen Grund, warum es (als Beispiel) in Mitteleuropa Satteldächer, in Nordafrika Flachdächer und in der Mongolei Jurten gibt. Es hat etwas mit dem Klima, der Landschaft und der darauf gründenden Lebensweise der Menschen zu tun. Die überlieferten Bauformen und -techniken basieren auf jahrtausendealten Erfahrungswerten. Sie orientieren sich an den klimatischen Gegebenheiten, den regional vorhanden Baustoffen, den technischen Möglichkeiten und den Anforderungen, welche Menschen an ihre Behausungen stellen.
So gesehen sind Wohnsilos à la Gropius-Siedlung eine konsequente Anpassung an die Gegebenheiten in übervölkerten Großstädten, der Flachdachbungalow als Einfamilienhaus im Grünen hingegen ein makabrer architektonischer Fehler.
Spätestens dann, wenn ein traditioneller Bauerngarten den Bauklotz umgibt, fällt auf, wie sehr diese Häßlichkeiten die Landschaft verschandeln.
Stellt sich die Frage: Wie gehe ich damit um?
Schließlich sind auch diese Häuser Teil einer architektonischen Entwicklungsgeschichte. Alles abreißen könnte früher oder später aus baulichen Gründen notwendig werden, aber möglicherweise hat doch mal jemand solide gebaut.
Hier in der Nachbarschaft hat jemand im Nachhinein ein Satteldach draufgesetzt, mangelnde Statik machte dafür eine tragende Säulenkonstruktion ums ganze Haus nötig. Unnötig zu beschreiben, wie bescheuert das aussieht.
Bleibt noch stoisches Bekennen "Wir stehen zu unseren Macken!" oder kaschieren... Wilder Wein? Efeu? Kletterhortensien?