Eine kleine Korrektur würd ich noch gern anmerken: das unterschiedliche Verhalten der "Augen" ist nämlich nur scheinbar. Wurzeln entstehen nicht aus Knospen, sind darauf auch gar nicht angewiesen.
Oder von Anfang an: eine Kartoffel ist eine Sprossknolle. Das heißt, eigentlich ist das Organ, aus dem sie entstanden ist, direkt vergleichbar mit einem Baumstamm, einem Erdbeeren-Ausleger oder der Blattrosette einer Königskerze (ich weiß, ich hab gerade die Extrembeispiele rausgesucht
). Das mag für manche trivial sein, aber obwohl die Kartoffel im Alltagsleben als Diaspore (als Verbreitungseinheit) verwendet wird, verhält sie sich völlig anders als ein Same.
Wie fast jeder andere Spross ist auch die Kartoffel rundherum beblättert, wenn diese sog. Niederblätter auch extrem reduziert sind und höchstens als winzige braune Schuppen wahrnehmbar sind (kurze Infos dazu u.a. an der
Uni Marburg ). In der Blattachsel jedes Niederblattes befindet sich ein Meristem, quasi ein Haufen "embryonaler Stammzellen", aus dem jeweils ein Seitenspross entspringen kann.
Was die Kartoffel (und viele andere Pflanzen übrigens auch) darüber hinaus auszeichnet, ist jedoch die Fähigkeit, sog. "sprossbürtige Wurzeln" zu bilden. Diese haben mit der primären, der Keimwurzel nix mehr zu tun, und sie können an
jeder beliebigen Stelle des Sprosses hervorbrechen, sobald die entsprechende Stelle
unten und feucht genug liegt. Diese Wurzeln entstehen aus dem Kambium und bahnen sich ihren Weg durch die Rinde nach außen.
Das heißt, durch die Reize "Schwerkraft" und "Feuchtigkeit" werden nicht etwa die Seitenknospen "umgepolt", sondern ihr Austrieb gehemmt, und die Bildung von Seitenwurzeln gefördert.
Hm, ich hoffe ich konnte die Verwirrung nun einigermaßen klären...
Lieben Gruß
Andreas