Warum so genervt? Wenn Klone gut sind und die Frucht wieder populärer, wird das bekannt werden ...
Cydorian ich schätze Deine Obstkenntnisse wirklich sehr.
Aber ich fand Deine Antwort auf die Sortenliste ziemlich arrogant.
Was Du da nicht weißt das hast Du vermutet (statt nachzufragen) - und die Vermutung war immer negativ und das Ganze klang ganz schön herablassend.
Du tust den Leuten einfach Unrecht.
Die Betreuerin der Mispelsammlung hat mir keinen Katalog o.ä. geschickt, sondern 2 Excel Tabellen aus ihrem Rechner gezogen und ihrer Mail angehängt.
Sie hat natürlich mehr Info zu den einzelnen Sorten, aber ich habe sie nicht als Botaniker oder professioneller Gärtner angeschrieben, sondern lediglich ungefähr nach dem Motto welche Mispelsorten habt ihr denn und welche sind lecker?
(Ich bin halt KEINE Profigärtnerin oder -botanikerin... habe professionell nichts mit Pflanzen zu tun.)
Dem entsprechend hat sie mir die Infos zusammengestellt.
Offensichtlich haben sie keinen Katalog über ihre Mispelsorten so in der Form wie die Beerenobstliste des Bundessortenamtes (wobei ob das Bundessortenamt einen Mispelkatalog hat mit hübschen Fotos...? oder einen hübschen Familienbaum der Mispelsorten..? Wenn ja, würde mich das interessieren).
Jedenfalls, kein hübscher Katalog - dafür ist die Liste up to date.
Das Insitut sammelt und bewahrt die Obstsorten des Karpatenbeckens (Ungarn plus ehemalige ungarische Gebiete).
Eigentlich gehören 4 Institute zusammen, jeweils eins in Érd, Cegléd, Fertőd und in Újfehértó. Insgesamt werden 6600 Obstsorten auf ca. 66 Hektar Fläche aufbewahrt.
(Davon Apfel: 1669 Sorten, Birne 544, Quitte 142, Mispel 33, Sauerkirsche 291, Pflaume/Zwetschge 120, Stachelbeere 40, Walnuß 10. Hauptsächlich ungarische Sorten).
Insb. versucht man, Lokalsorten (alte Sorten) zu bewahren, weil man sie bei der Züchtungsarbeit verwendet (wie die Kántorjánosi Sauerkirsche oder die dieversen Klone der Újfehértói Fürtös Sauerkirsche).
Das Ganze ist staatlich finanziert.
In Újfehértó bewahrt man 2849 Obstsorten auf 18 Hektar.
Für die Mispel haben die eine Außenanlage, wo die Bäume stehen (auf Quittenunterlage BA29) sowie wegen Feuerbrandgefahr eine Innenanlage bzw. Isolier-Gewächshaus für Mispel und Quitten, wo die Pflanzen kleiner gehalten werden.
Die Mispelsorten werden anhand folgender Kennzeichen beschrieben (steht zumindest auf dem bereits eingelinkten Flyer):
- Wuchshabitus des Baumes
- Blütezeit
- Reifezeit der Früchte
- Morphologie des Blattes und der Blüte
- Gewicht der Früchte
- Form der Früchte: Kelchgröße, Kelchtiefe, Offenheit des Kelches
- Ob die Frucht zum Platzen neigt
- Farbe der Fruchtschale vor dem Weichwerden
- Fruchtfleisch: Farbe, Konsistenz, Geschmack
- Zahl der Kerne
Bevor die Beschreibung der Sorte feststeht, müssen diese Charakteristika in mind. 3 drauffolgenden Jahren dokumentiert werden.
Auf eine weitere Nachfrage hat Frau Pallai mir mitgeteilt, dass die Sorten genetisch noch nicht untersucht wurden, schlichtweg weil dafür kein Geld da ist
(wurden Mispelsorten anderswo genetisch untersucht um so Abstammungslinien zusammenzustallen wie z.B. bei den schwarzen Johannisbeeren? Mir ist das nicht bekannt, aber ich habe es bisher auch noch nicht gesucht... wer kriegt Fördergeld für genetische Untersuchungen an MISPEL..?)
Sortengruppen zeichnen sich auch aufgrund der morphologischen Merkmalen ab aber bisher ist das alles. Sie hat mir 3 Sorten / Klone genannt die Varietäten in Westeuropa bekannter Sorten sind, diese Information habe ich nachträglich in die Liste eingefügt.
Sie hat mir geschrieben, dass man nicht ausschließen kann, dass die eine oder andere Sorte in Westeuropa unter anderen Namen bekannt ist.
Schon weil eine Identität zweier Sorten nur mittels Gentest endgültig ausgeschlossen werden kann.
Ich habe ferner gefragt, wieso die in der Genbank Sorten und Klone mit kleinen Früchten aufbewahren.
Die Antwort war (wie ich vermutet hatte), dass sie das Genpool der Art aufbewahren wollen. Und dass die Sorten mit kleineren Früchten tendenziell geschmacksreicher seien.
Stichwort Sortennamen:
Bei der Benennung der ungarischen Mispel- (und generell: Obst-)sorten braucht man in der Tat keine große Fantasie zu erwarten.
Beispiel bei den Sauerkirschen:
Kőröser Weichsel wurde nach der Stadt Nagykőrös benannt,
Újfehértói fürtös eben nach Újfehértó,
die schwarze Johannisbeere Fertőder 1 eben nach Fertőd wo sie beim Institut gezüchtet wurde,
oder die Walnußsorte Alsószentiváni eben nach Alsószentiván-Zedregpuszta wo sie herkommt
Wo die Sorte herkommt von dort wird sie i.d.R. benannt. (Ausnahme: Bereczki Quitte)
Diese Praxis hat durchaus den Vorteil, dass man weiß, wo die Sorte sozusagen geboren wurde und man kann mit etwas Glück Redundanzen bis zu einem gewissen Grad vorbeugen.
In dem Punkt bietet die Mispel Sortenliste keine Überraschungen.
(Ausländische Sorten behalten in Ungarn ihre Originalnamen also kein "Roter Mond" Effekt bei den Äpfeln, "Genoir" bei den schwarzen Johannisbeeren usw. usf.)
Ich probiere erst mal die Szentesi rózsa Mispel aus und vielleicht noch eine Mezőtúri Quitte, dann mal sehen.
Ich meine, wenn die Bereczki Quitte in Dtl. essbar sein kann dann sind diese vielleicht auch.........
Gruß
Tünde