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Züchten und Vererbung (Gelesen 31338 mal)
Züchten und Vererbung
Es taucht öfters die Frage auf, wie man zu bestimmten Züchtungsergebnissen kommt.Leider kann ich dazu auch nicht viel sagen, sondern nur aus meiner Erfahrung mit Helleborus berichten. Danach sind Punkte (guttatus) dominant vererblich, gefüllte Formen jedoch nicht. Muß aber nicht sein, denn alle meine vor zehn Jahren als Ausgangsbasis gekauften Helleborus waren bereits Hybriden, also Kreuzungen. Da ich ihre Vorfahren nicht kenne, waren einige unerwartete Überraschungen in den Kindergenerationen dabei. Grundsätzlich gilt wohl "Schön auf schön kann nicht häßlich werden". Deshalb vermehre ich nur aus Samen von schönen Müttern weiter.Grundsätzliches zur Vererbung findet sich in den Mendel'schen Regeln.Vielleicht können auch andere Züchter etwas aus ihrem Erfahrungsschatz zu diesem Thema beisteuern.
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Re:Züchten und Vererbung
Ich bin zwar kein Zuechter, habe aber mal auf einem Saatzuechtungsgut gearbeitet und konnte dort miterleben, wie die Mendel'schen Regeln in der Landwirtschaft angewendet werden...So logisch diese Regeln sind, so aufwendig ist es eine neue patentrechtlich geschuetzte Getreidesorte zu zuechten. Auf dem Gut wurden Kreuzungen vorgenommen. Wenn diese das gewuenschte Ergebniss brachten, musste die neue Sorte 10 Jahre lang beobachtet werden und wurde jedes Jahr auf ihre Sortenreinheit getestet. Wir Aushilfskraefte untersuchten also den lieben langen Tag, ob die Bauchfurche der Koerner eine Basalborste besitzt, wieviel 1000 Koerner wiegen, bereiteten die Koerner fuer gefaerbte Duennschnitte vor, checkten ob die, auf Mini-Parzellen angebauten, neuen Sorten von Krankheiten befallen waren und wurden zur Ernte dieser Mini-Parzellen mit Spezial-Mini-Maehdreschern eingesetzt. Dabei und beim spaeteren Reinigungsvorgang des Getreides musste immer peinlich genau darauf geachtet werden, dass sich nicht Sorten-fremde Koerner in die Ernte durch unsauberes Arbeiten einschlichen. Jeder noch so kleine Arbeitsschritt lief daher nach einer genauen Vorschrift ab.Ich hoffe, dass ich mit diesen sehr laienhaften, praxis-orientierten Erfahrungen etwas Susannes Neugier stillen konnte.LG11vonZwerg
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Resist temptation by multiplying its varieties.
Der Versuchung widerstehen durch Vermehrung ihrer Varianten.
Dill Bitterfit, 1992
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Re:Züchten und Vererbung
Susanne, schön, dass Du diesen Thread startest.Bin mal sehr gespannt, was hier so zusammenkommt.Mich persönlich interessiert auch v.a. die Vermehrung von Helleborus; v.a. die gefüllten und anemonenblütigen. VLG :)Scilla
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Re:Züchten und Vererbung
Da ahnt man doch, wo der Begriff Erbsenzähler herkommt....... wieviel 1000 Koerner wiegen, .....


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Re:Züchten und Vererbung
Mir fallen da noch ein paar Punkte ein, die fachlich korrekt zu erklären sich hoffentlich eine unserer Koniferen findet...- Züchten durch Selektion- Züchten durch Kreuzung- Einsatz von Colchizin- "Selbsten"- Rückkreuzung- diploid / tetraploid
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Re:Züchten und Vererbung
Liebe Susanne, meinem Skript hängt ein ziemlich umfangreiches Glossar an.
Aber dennoch: Kreuzugung und Selektion sind die beiden wesentlichen Teile einer Züchtung, es gibt für beide Teile diverse Verfahren.In der Sortenzüchtung kommt es zunächst darauf an, eine größere genetische Basis zu haben. Eine moderne Sorte hat diese nicht mehr, sie ist auf weitestgehende Homogenität angelegt. Daher steht, sofern man nicht von Wildformen ausgeht, am Anfang immer eine Kreuzung oder sonstwie geartete Erweiterung der genetischen Varianz, damit ich schließlich etwas zum Selektieren habe, beispielsweise durch eine Kreuzugung zweier Sorten, gentechnische Behandlungen oder Erzeugung von Mutationen. Denn Selektion in ihren verschiedenen Ausformungen ist das Aussortieren ungewollter Eigenschaften. Colchzin ist ein Auszug der Herbstzeitlose, der in der Meiose (Gametenbildung) die Ausbildung des Spindelapparates unterbindet und damit die Halbierung des Chromosomensatzes verhindert. Kommt es zur Verschmelzung solcher Gameten, haben diese einen doppelt großen Chomosomensatz, was häufig zu erhötem Größenwachstum führt. Die Behandlung mit Colchizin wird aber auch eingesetzt, um Pflanzen, die aus Pollen gezüchtet, nur den halben Chromosomensatz ausweisen, wieder in den "Normalzustand" zu bringen.Selbstung= Bestäubung mit Pollen des gleichen Individuums, also erzwungene SelbstbestäubungRückkreuzung: Kreuzung eines Individuums der F2Generation eines dominantrezessiven Erbganges mit dem reinerbig rezessiven Individuum. Anhand des Spaltungsergebnisses läßt sich ablesen, ob der Proband reinerbig dominant oder mischerbig war.diploid= zweifacher Chromosomensatz,tetraploid= vierfacher Chromosomensatz, beispielsweise als Folge einer Colchizinbehandlung. Aber Poly(viel-)ploidie kommt auch bei klassischer Züchtung vor, fiele unererer Nutzpflanzen sind polyploid, so die Kartoffel, Weizen,......Ich hoffe, das das soweit verständlich.Grüße

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Re:Züchten und Vererbung
Schön!
Jetzt brauchen wir das ganze nur noch mit bunten Bildchen...


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Re:Züchten und Vererbung
ich habe Dir ja gesagt, wenn einer einen gescheiten Webspace weiß.
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Re:Züchten und Vererbung
@ pocolocoMich würde dein Skript sehr interessieren. Ich weiß nicht, ob es das ist was du suchst, aber gerne stelle ich dir Webspace zur Verfügung. Schick mir die Sachen einfach per mail und ich stelle sie gleich online.
Re:Züchten und Vererbung
Das ist interessant. Kann man Colchzin bei verschiedenen Pflanzen einsetzen? Ich denke hier z.B. an die vielen triploiden Rosen. Wenn man statt 21 plötzlich 42 Chromosomen hätte, oder auch 2*14 = 28 oder 28+7 = 35, würde man wahrscheinlich sehr viel an Widerstandskraft gewinnen. Ein spontanes Beispiel ist ja die Entstehung der R. kordesii aus Max Graf.Wenn das funktioniert würde ich sehen wollen wie sich das auf Teerosen auswirkt.Colchzin ist ein Auszug der Herbstzeitlose, der in der Meiose (Gametenbildung) die Ausbildung des Spindelapparates unterbindet und damit die Halbierung des Chromosomensatzes verhindert. Kommt es zur Verschmelzung solcher Gameten, haben diese einen doppelt großen Chomosomensatz, was häufig zu erhötem Größenwachstum führt. Die Behandlung mit Colchizin wird aber auch eingesetzt, um Pflanzen, die aus Pollen gezüchtet, nur den halben Chromosomensatz ausweisen, wieder in den "Normalzustand" zu bringen.
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Re:Züchten und Vererbung
Meiner Kenntnis nach kann man das überall einsetzen. Nur fürchte ich, da wir uns hier im Bereich der Biotechnik bewegen, wird es schon eines Labores bedürfen und eher jenseite unserer Möglichkeiten liegen. Und 28+7 ist auch keine Polyploidie sondern ein Artbastard, der sysntetisch durch die Ausflösung von Zellwenden erzeugt wird. Der dürfte dann auch erst einmal steril sein, müßte also auch noch mit Colchizin behandelt werden. Also erst mal schön auf dem Teppich bleiben. ;DNachtrag: Rosen könnte man auch vegatativ vermehren, also kannst letzteres vergessen, aber dennoch, versuch´s erstmal mit Mendel.Das ist interessant. Kann man Colchzin bei verschiedenen Pflanzen einsetzen? Ich denke hier z.B. an die vielen triploiden Rosen. Wenn man statt 21 plötzlich 42 Chromosomen hätte, oder auch 2*14 = 28 oder 28+7 = 35, würde man wahrscheinlich sehr viel an Widerstandskraft gewinnen. Ein spontanes Beispiel ist ja die Entstehung der R. kordesii aus Max Graf.

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- thomas
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Re:Züchten und Vererbung
Wenn du dazu eine knappe Kurzbeschreibung (oder mind. ein paar Stichworte) machst, könnten wir das PDF im Garten-pur Portal zum Download einstellen.Liebe GrüßeThomasich habe Dir ja gesagt, wenn einer einen gescheiten Webspace weiß.
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
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Re:Züchten und Vererbung
hallo,zum thema webspace:ich hab dort seit kurzem eine hp, noch keine spamflut bis jezt :Dhttp://www.siteworld.de/
Liebe Grüße, Angela
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Ich erwachte und siehe, das Leben war Arbeit.
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Re:Züchten und Vererbung
Danke Dir Thomas, ich werde dann noch ein paar Schönheitskorrekturen machen und freue mich über das Angebot.Wenn du dazu eine knappe Kurzbeschreibung (oder mind. ein paar Stichworte) machst, könnten wir das PDF im Garten-pur Portal zum Download einstellen.Liebe GrüßeThomas
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Re:Züchten und Vererbung
Kurzer Einwurf zur begrifflichen "Richtigstellung" bzw. Genauigkeit, Pocoloco. Panaschiertheit unterliegt einer matroklinen extrachromosomalen Vererblichkeit, wie du richtig dargelegt hast, nur handelt es sich bei dem extrachromosomalen Element nur im weitesten Sinne um ein Plasmid, obgleich das Chloroplastengenom als das ursächliche Element für Blattvariegation ein circuläres ist und damit biologisch gesehen einem (bakteriellen, viralen) Plasmid ähnlich ist. Ich würde daher für plastidische Vererbung anstelle von plasmidischer Vererbung plädieren, weil meines Wissens nach der Begriff des Plasmids in der Biologie anders belegt ist...Panachiertheit beispielsweise vererbt sich häufig plasmidisch und nicht über den normalen Chromosomensatz und wird damit immer mütterlicherseits bestimmt.