Zu der Diskussion um die Sortenschwemme möchte ich auch noch etwas anmerken.
Man kann es Hype nennen und etwas Ruhe anmahnen, bis hier für Mitteleuropa etwas verlässlichere Daten vorliegen. Nur irgendjemand muss ja mal die Peterson Sorten anbauen, oder das, was man über Cliff beschaffen kann. Wenn hier nicht wenige einen völlig irrationalen Ehrgeiz an den Tag legen würden, gäbe es nie Erfahrungsberichte hierzu.
Ich selbst verfolge das inzwischen nicht mehr, das liegt aber einfach daran, dass ich den Standort Norddeutschland vorläufig als zu schlecht einschätze, um einen derartigen Aufwand zu treiben. Erst wenn hier Früchte bei mir ausreifen, werde ich mich nochmal umsehen. Vom Geschmack her sollen Overleese, Sunflowers nach wie vor zu den Tops gehören, da kann man sich nicht so viele Hoffnungen machen, das sich die mühselige Beschaffung von Reisern aus den USA nach Preis-, Leistungsgesichtspunkten rechnet. Darum geht es glaube ich aber auch den Leuten hier nicht.
Ich finde es nach wie vor gut, dass auch weitere Kultivare hier auftauchen, es wird dann auch für die Zukunft die Basis für Sämlinge erweitert. Das kann nicht schaden. Auch muss man sehen, dass neben einigen neuen Wildselektion eben auch in nennenswerter Zahl erstmals gezielte Züchtungen in den Markt kommen. Früher gab es ja hier nur an bekannteren die NC1.
Bei der Übertragbarkeit der Wundereigenschaften nach Mitteleuropa bin ich wenigstens für Norddeutschland eher skeptisch, das natürliche Verbreitungsgebiet ist in den Staaten extrem weit, und selbst der nördlichste Standort weist im Verhältnis eine ganz andere Sommerwärme aus. Eine proportionale Übertragung eines früheren Reifefensters kann es geben, muß es aber nicht.Wenn die frühere Reife in Ohio oder Indiana, Terre Haute (Lehman) darauf basiert, dass in sommerlichen Hitzeperioden die Blätter auch noch bei höheren Temperaturen bessere Fotosynthese abliefern, wäre das eine Eigenschaft, die in Norddeutschland schlicht nichts bringt. Ich bin ja kein Botaniker, vielleicht liege ich mit der Befürchtung verkehrt. Ich denke, dass für eine derartige Pflanze der bessere Umgang mit Hitze oder auch Trockenperioden wahrscheinlich größere Vorteile bringt, als ein Umgang mit einem etwas kühleren, verkürzten Sommer. Eine verfrühte Reife kann Vorteile beim Aushebeln von Trockenperioden bringen, das erscheint mir eher als realer Nutzen. Lehmann kultiviert vom Breitengrad etwas nördlich von San Francisco (39 statt 37), das entspricht etwa Valencia.
Das ist klimatisch natürlich anders, aber die Sonnenintensität ist dieselbe.