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Nutzgärten gestalten" Becker, Joest, Volk-Verlag
Text Renate Tegtmeyer, Fotos Jürgen Becker
Dieses Buch fiel mir zunächst aufgrund seines unpraktischen Formates auf, länger wie hoch, ziemlich unpraktisch für jeden Bücherschrank, aber im Schaufenster des Buchladens sticht es sofort ins Gesicht. Der Inhalt ist flüssig geschrieben, kommt aber manchmal etwas spröde und trocken rüber. Es werden dafür aber scheinbar ganz banale Dinge wie Düngen und Wässern gründlich und für jedermann endlich einmal verständlich abgehandelt, was sonst nicht mehr in dieser Form zu finden ist. Auch praktischer, natürlicher Pflanzenschutz wird einleuchtend und simpel erklärt, ohne immer gleich mit Bio aufzuwarten.
Die beigesteuerten Bilder sind von höchster Brillianz und sehr aussagekräftig, wohltuend anregend, zum Ideen klauen und Kopieren. Ich jedenfalls habe mir dieses Buch zum Anlass genommen, unsere verbliebene Restfläche im Schaugartenteil der Gärtnerei auch mit Gemüse zu durchpflanzen. Effekthascherei oder Nützliches mit Angenehmen verbinden?
Was in diesem Buch deswegen auch am meisten überrascht, sind die endlich einmal erfrischend unkonventionellen Ideen von Gemüsegärten, die dem Leser dargeboten werden. Gemüse und Freilandzierpflanzen in Eintracht und Vielfalt, kontrastreich und lieblich kombiniert, eigentlich nichts Neues, der Bauerngarten lässt grüßen! Dagegen finden wir in diesem Buch minimalistisch durchgestylte Beispiele, andere Bilder vermitteln Romantik pur. Buxkugeln sind dieses Mal weniger zu finden, dafür viel blauer Rittersporn mit krausigroten Salatköpfen, Rosen und Heckenformen.
Der Ausdruck "Nutzgarten" klingt mir eigentlich weit zu technisch. Auch ein Blumen- oder Staudengarten kann schließlich nützlich sein, zumindest für die Seele, natürlich nicht für den Bauch. Gemüsegarten wäre zwar zu einseitig, würde aber dem Leser aber auch über die Suchmaschine weit mehr eröffnen, was heutzutage alles an gestalterischen Möglichkeiten unterwegs ist.
Was sich mir allerdings niemals erschließen will, ist der anscheinend in Norddeutschland übliche Ausdruck "ein Strauch wird beschnitten" oder die Rose muss man "beschneiden", anstatt er oder sie wird g e - schnitten, zurückge- schnitten. Beschnitten wird ein Stier, wenn er kastriert wird.
Trotz der nicht ganz billigen Anschaffungskosten ein Buch, was die Erwartungen in viele Richtungen voll erfüllt, für Anfänger wie Fortgeschrittene, und die sind selten geworden!
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