Mich interessieren persönliche Erfahrungen zu Wildverbiss in Euren Gärten. Es geht mir darum, welche Erfahrungen ihr mit welchen Pflanzen bei regelmäßigen Hirsch-, Reh- und Hasenbesuchen habt. Gute und schlechte. Auch kleinere Maßnahmen zum Schutz interessieren mich.
Über Zaun, Hunde, Vergrämung oder Abschuss möchte ich nicht diskutieren und einen passenderen, jüngeren Thread habe ich nicht gefunden.
Meine ersten Erfahrungen hatte ich aus einem Garten in relativer Waldrandnähe.
Hauptgäste sind Damhirsche, aber auch Reh und Feldhase. Wohnumgebung eher dörflich. Lichtverhältnisse zumeist absonnig und halbschattig bis schattig. Frischer Boden, lehmig, basisch, nährstoffreich. Der Garten erhält nur noch minimale Pflege. Also einpflanzen, angießen und einmal im Monat Beikräuter entfernen. Kein Zaun vorhanden.
Sehr gut wachsen und blühen Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen.
Tulpen, Hyazinten und Hasenglöckchen überleben, aber blühen kaum oder gar nicht.
Schon bei Christrosen-Hybriden wird es wackeliger. Je teurer, gefüllter oder schöner, desto mampf. Alle gekauften sind recht schnell verschwunden. Sämlinge aus einem anderen Garten kommen dagegen und blühen. Im Winter werden jedoch die Blätter zumeist gefuttert. Abseits des Nahbereiches des Wohnhauses (ca. 2 m) hält sich bisher eine blühende und eine Jungpflanze. Innerhalb des Nahbereiches über zehn. Hosta hält sich auch in dieser gewissen Schutzzone.
Wild kommen Buschwindröschen, Hohe Schlüsselblume, Aronstab und Winterschachtelhalm vor.
Straußfarn und Kleinblütiges Immergrün kommen gut. Falls davon genascht wird, fällt es nicht auf.
Neubelgische Aster hält sich. Neuenglische ist verschwunden.
Bei als verschwunden bezeichneten Pflanzen sind nicht automatisch die tierischen Besucher schuld, stehen aber unter Verdacht. Das Verschwinden kam halt nur sehr plötzlich.
Herbstanemonen sind verschwunden.
Taglilien geht gar nicht. Auch nicht die geschenkten Wucherer aus anderen Gärten.
Gilbweiderich 'Firecracker' tut sich schwer. Lampionblume will nicht. In beiden Fällen nicht sicher warum.
Lonicera nitida überlebt wird aber fürcherlich angefressen. Ein formgebender Schnitt ist sinnlos.
Buchsbaum hat keine Probleme.
Ilex schafft es nur in der sehr stacheligen Variante. Feuerdorn sieht zerupft aus, packt es aber. Aukube hat zehn Meter vom Haus entfernt als Minibonsai überlebt. Steht jetzt seit einem Jahr im 2 m Nahbereich des Gebäudes und sieht besser aus. Kann aber auch am milden Winter liegen. Die immergrünen Pflanzen werden besonders bei starkem Frost oder Schneelage in Mitleidenschaft gezogen. Winterjasmin geht nicht. Kerria hält sich schwach in einer ungefüllten Form und gefüllt direkt am Haus.
Flieder ist ein Wackelkanidat. Lebt, kommt aber nicht in die Pötte. Sommerflieder geht nicht, aber nicht wegen der Tiere, sondern wegen Lichtverhältnissen und Winterkälte. Magnolie und Zaubernuss bisher ohne Probleme. Seidelbast kommt super. Spiersträucher klappt gut. Cornus mit bunter Rinde zickt.
Obstgehölze gehen nur als Halb- oder Hochstamm mit Stammschutz in den ersten Jahren. Danach ist Ruhe. Bei Neupflanzungen ist es gut, irgendeinen wilden Strauch in der Nähe auf ein freies Stämmchen auszuschneiden und den Boden darunter freizumachen. Dieser wird dann gezielt zum Fegen des Geweihs aufgesucht. Ein Opferbäumchen sozusagen.
Weitere Erfahrungen stammen aus einem Kleingarten. Nähe Industriegebiet. Komplett eingezäunt. 1,20 m Zaumhöhe. Mitten im teilweise verwilderten Parzellengebiet. Seit 1,5 Jahren regelmäßiger Besuch von Rehen. Davor höchstens mal sporadisch ein verirrter Feldhase. Marschgarten, feucht bis frisch, absonnig bis halbschattig, lehmig, neutral, nährstoffreich. Stauden laufen so mit, Schwerpunkt liegt auf Obst und Zwiebelpflanzen.
Hier hat der Überraschungseffekt die meisten Schäden verursacht. Im ersten Winter 'nur' Gartenerdbeeren komplett entblättert und Rindenschaden an einem Apfelbuschbaum verursacht. Danach Moschuserdbeerblüten geköpft und an allen möglichen Buschbäumchenblättern geknabbert. Reh gesehen, aber keine weiteren Schäden. Leider habe ich im zweiten Winter keinen Stammschutz an die Obstgehölze angebracht. Hielt es für ein Ausnahmejahr.
Dieses Frühjahr ist die Rinde von fünf weiteren Buschbäumen angefressen. Zum Glück war das Lieblingsopfer eine wurzelechte Große Grüne Reneclode. Die taucht immer wieder irgendwo auf. Hat mich nur geärgert, weil ich so stolz auf den Erziehungsschnitt war. Stand halt wie ein zuvor beschriebenes Opferbäumchen da.
Sonst hat es gezielt alle Christrosen-Hybriden von Blütenknospen befreit bis auf eine einzelne Blüte an einer Pflanze. Blätter sind nicht gefressen worden.
Hyazinten, Hasenglöckchen, Traubenhyazinte und Blausternchen haben Blätter und Blütenstände gelassen.
Silberpfennig ist teilweise geköpft.
Und der Thujopsis dolabrata ist zu einer hübschen 'Zimmertanne' entzweigt worden.
Und ganz frisch hellgelbes Scharbockskraut hat sehr leckere Blüten... gehabt. Gefülltes wird nicht angefasst. Und beim wilden ist mir auch nichts aufgefallen.