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Erdbeeren (Gelesen 16273 mal)

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Moderator: cydorian

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Weidenkatz
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Re: Erdbeeren

Weidenkatz » Antwort #20 am:

In einem akuten Schnäppchenanfall habe ich eine sogenannte Rosenerdbeere Summerbreeze F1 Viermonatserdbeere erworben ::) ;D.
Kann mir jemand erklären, was das F1 hier bedeutet? Nicht samenfest heisst es doch?
Kann es da zu doofen Einkreuzungen mit meinen "normalen" Erdbeeren kommen?
Oder bleibt da alles beim alten, wenn ich später Ableger gewinnen will?
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Floris
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Re: Erdbeeren

Floris » Antwort #21 am:

F1-Hybride bedeutet: Kind zweier reinerbiger Eltern (1. Filialgeneration), damit mischerbig.
Nachzucht von dieser wird nicht einheitlich sein, da die Eigenschaften der beiden Elternteile ungleichmäßig auf die Nachkommen verteilt werden.
Kreuzt sich diese mit deinen schon vorhandenen Sorten, wird das Durcheinander noch größer :D

Das wirst du natürlich nur merken, wenn du Samenvermehrung betreibst.

Ausläufer sind (mal abgesehen von Mutationen) Kopien der Mutterpflanze, also von Nachbarpflanzen und deren Eigenschaften unberührt, es findet kein Austausch von Erbinformationen mit den Nachbarn statt.
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Weidenkatz
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Re: Erdbeeren

Weidenkatz » Antwort #22 am:

Ah :D, Danke , das heisst, nur wenn aus einer der reifen Erdbeerfrüchte selbst eine neue Erdbeerpflanze wächst, kommt es zum Kuddelmuddel? Die Früchte selbst sind aber noch normale Erdbeeren der jeweiligen Sorte? Sorry für die sicher doofen Fragen ;D :P
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Ayamo
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Re: Erdbeeren

Ayamo » Antwort #23 am:

Du hast es erfasst, und doofe Fragen gibt's fast keine, hier ist ja kein Doktorandenforum.

Das Kuddelmuddel ist in den Samen, d.h. den kleinen Nüsschen, nicht in der großen roten Scheinfrucht.
Nur bei denjenigen Pflanzen, bei denen die Samen unsere gewünschte Ernte sind, zB. Mais, spielt das Kuddelmuddel eine Rolle und könnte den Gärtner stören ( wenn er z.b. nur rote oder nur blaue Körner haben möchte).
Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)
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Rib-2BW
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Re: Erdbeeren

Rib-2BW » Antwort #24 am:

Das ganze wird gemacht um den Heterosis-Effekt zu erzielen. Dazu braucht man zwei Inzuchtlinien von Elternpflanzen (Parentalgeneration, P Generation) mit reinerbigen Eigenschaften.
Bei der F1-Generation kann man dann den Heterosis-Effekt sehen. Die Pflanzen sind uniform (sehen Recht gleich aus und bilden recht ähnliche Fruchtkörper aus) und sind überdurchschnittlich fruchtbar bzw erzielen hohe Erträge. In der F2-Generation (Nachkommen der F1) ist dieser Effekt schon verschwunden, da die F1-Generation schon nicht mehr reinerbigen inzüchtig ist. Die Pflanzen der F2-Generation sind nicht uniform und bilden nur noch normale Erträge aus.

Da die F1-Generation aus den Inzuchtlinien stammt, nennt man sie Hybridpflanzen. Hybridmais, Hybridhühner (Auch bei Tieren anwendbar), Hybridtomate usw. beruhen auf diese Art der Zucht.

Dies hat aber nicht mit der Hybridisierung von Arten also Kreuzung von Arten zu tun, wie dem Liger (Löwe x Tiger) oder Jostabeere (schwarze Johannisbeere x Stachelbeere).
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Weidenkatz
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Re: Erdbeeren

Weidenkatz » Antwort #25 am:

Dankeschön :D.
(Genau das mit den verschiedenen Arten hatte ich fälschlicherweise gedacht - dass also meine "Rosenerdbeere F1 "ein Mix aus rotblühender Scheinerdbeere oder so und einer normal blühenden fruchtenden Erdbeere wäre.)
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Rib-2BW
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Re: Erdbeeren

Rib-2BW » Antwort #26 am:

Die Gartenerdbeere selber ist auch ein Art-Hybrid aus Fragaria chiloensis und Fragaria virginiana aber so etwas wird hier nicht gemeint. Ich neine dass die Rotblütigkeit von einer weiteren Art kommt.

Viele dieser rotblütigen Sorten werden aber über diese Inzuchthybridisierung gezüchtet. Die eine Inzuchtlinie ist rotblütig, die andere Inzuchtlinie ist großfruchtig. Die Samen dieser Kreuzung wird ausgesät. Durch den Heterosis-Effekt erlangt man uniforme, ertragreiche Pflanzen mit roter Blüte und großer Frucht; die F1-Generation. Diese Pflanzen sind dann die Sorte, die verkauft werden.

Aus welchen Ausgangsarten die Elternpflanzen sind, spielt wie gesagt, bei dieser Benennung keine Rolle.
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thuja thujon
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Re: Erdbeeren

thuja thujon » Antwort #27 am:

Weidenkatz hat geschrieben: 5. Mai 2021, 18:45Kann mir jemand erklären, was das F1 hier bedeutet? Nicht samenfest heisst es doch?
Ja, sie werden nicht samenfest sein. Das F1 bedeutet allerdings auch, das der Züchter eine Garantie auf bestimmte Eigenschaften geben kann, Resistenzen etwa, oder Blütenfarbe. Das kann er nicht bei samenfestem Saatgut.

Vegetativ lassen sich die F1-Erdbeeren trotzdem Sortenecht vermehren. Also wenn nicht jedes Jahr neu ausgesäht werden will, wie gewohnt Ableger machen.
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Rib-2BW
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Re: Erdbeeren

Rib-2BW » Antwort #28 am:

In dem Wort "F1-Hybride" kann man mit einem blinden Auge, eine "Eigenschafts-Garantie" hinein interpretien. "F1" ist erst einmal ein relativer, biologischer Begriff der sich auf die Nachkommen bestimmter Eltern bezieht.

Wenn du ein Elternteil bist, dann bist du mit deinem Partner die P-Generation. Deine Kinder sind dann die F1-Generation und deren Kinder sind dann die F2-Generation.

Geht es aber im Handel um den Begriff F1, dann bezieht man sich zu 90% auf F1-Inzuchthybride und damit indirekt auf eigenschaftsfestes Saatgut bzw. nicht samenfeste Pflanzen. Wobei auch bei Populationssorten Eigenschaften garantiert werden können.
Rüttelplatte
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Re: Erdbeeren

Rüttelplatte » Antwort #29 am:

Mal ne andere Frage, soll man Erdbeeren nach der Ernte runterschneiden, oder schwächt das die Pflanzen zu sehr? Bei den Ertragsbauern habe ich das nämlich schon öfter gesehen.
Unkraut ist die natürliche Opposition zur Diktatur des Gärtners.
saugrün
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Re: Erdbeeren

saugrün » Antwort #30 am:

Hier machen das einige im Juli sogar mit dem Rasenmäher. Die Schnitthöhe muss so eingestellt sein, dass das Herz der Pflanze unversehrt bleibt. Die abgemähten Blätter und das untergelegte Stroh sollen wegen möglicher Krankheitserreger besser nicht auf den Kompost.
Witan
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Re: Erdbeeren

Witan » Antwort #31 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Mal ne andere Frage, soll man Erdbeeren nach der Ernte runterschneiden, oder schwächt das die Pflanzen zu sehr? Bei den Ertragsbauern habe ich das nämlich schon öfter gesehen.


Kann man durchaus machen, solange das Herz der Pflanzen nicht beschädigt wird, was zuvor schon erwähnt wurde. Solltest du aber immertragende Sorten haben würde ich das natürlich nicht empfehlen, das sollte aber selbsterklärend sein.
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Re: Erdbeeren

goworo » Antwort #32 am:

Es wird von einer neuen Erdbeersorte 'Renaissance' berichtet, welche eine Verbesserung von 'Mieze Schindler' sein soll. Gibt es dazu schon Erfahrungen?
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martweb
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Re: Erdbeeren

martweb » Antwort #33 am:

Es gibt auch noch Mieze Nova, die aber eher enttäuschend sein soll, und Tabea.
Witan
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Re: Erdbeeren

Witan » Antwort #34 am:

hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Es wird von einer neuen Erdbeersorte 'Renaissance' berichtet, welche eine Verbesserung von 'Mieze Schindler' sein soll. Gibt es dazu schon Erfahrungen?


Ich habe die Renaissance dieses Jahr sortenecht bekommen (Frigopflanzen), nachdem ich zuvor bei einem anderem Verkäufer etwas komplett anderes als Renaissance verkauft bekommen habe.
Meiner Meinung hat die Sorte sehr wenig mit der echten Mieze Schindler gemeinsam, die meine absolute Lieblingserdbeere ist und ich im großen Stil bei mir anbaue, es ist meiner Meinung mehr eine Marketingstrategie, die Renaissance als solche zu bewerben.

Die Früchte ähneln von der Härte/Konsistenz eher den typischen Standarderdbeeren für die Vermarktung, sie haben nichts mit der delikaten Textur der Mieze Schindler gemein. Die Früchte der Renaissance sind zwar etwas größer als die von Mieze Schindler und auch mehrheitlich sehr einheitlich geformt (es gibt meiner Beobachtung nach selten eine andere Form bei der Sorte), das sind meiner Meinung aber Eigenschaften die vielleicht der Großhandel sucht, nicht aber ein Hobbygärtner. Der Ertrag war aber zumindest bei mir, für eine einmaltragende Sorte sehr gering, ich weiß nicht ob das im Folgejahr viel besser wäre, aber mich hat der Ertrag überhaupt nicht überzeugt. Geschmacklich hat die Renaissance schon etwas Walderdbeeraroma und eine starke Süße, meiner Meinung ähnelt das Aroma aber eher der Mara des Bois und ist auch schwächer als bei der Mara des Bois, dafür sind sie durchschnittlich gesehen süßer.

Ich bevorzuge dann aber doch deutlich die Mara des Bois, einerseits als Befruchtersorte für meine Mieze Schindler, dann auch wegen des besseren Aromas und auch dauerhaften Ertrags.

Ich selber kann unterm Strich die Renaissance nicht weiterempfehlen und habe bei mir alle Pflanzen entfernt, da ich den Platz eh für etwas anderes nutzen möchte. Etwas Schade um das Geld, aber es konnte mich halt nicht überzeugen. Ich sehe das Ganze eher als Marketingstrategie ohne viel dahinter, da hatte sogar die Mieze Nova einen besseren Geschmack, wenn du eine meiner Meinung relativ gute Neuzüchtung willst, die an die Mieze Schindler rankommt, dann Hummis Neue Mieze. Diese ist selbstfruchtbar und Konsistenz und Geschmack ähneln deutlich der Mieze Schindler, wenn das Aroma auch etwas anders ist, was aber seinen Reiz hat. Ich baue trotzdem nur noch wenige Neue Mieze an, weil die Sorte zumindest bei mir viel schneller dazu tendiert kleinfruchtig zu werden als die Mieze Schindler und meiner Beobachtung nach auch etwas weniger trägt als die echte Mieze Schindler, dennoch eine empfehlenswerte Alternative, wenn man nicht auf eine Bestäubersorte setzen möchte.
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