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Bayernfeige (Gelesen 38256 mal)
Moderator: cydorian
Re:Bayernfeige
d. h. ihr beiden habt gute chancen...
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brennnessel
Re:Bayernfeige
bewurzelst du sie gleich in erde oder in wasser, max? ich hab mir nämlich auch ein schätzchen (so hoffe ich wenigstens) aus dem osterurlaub aus kroatien mitgebracht: ein zweig von einem feigenstrauch an einem entlegenen straßenrand in den bergen über lovran. der trug im gegensatz zu allen anderen feigenbäumen jetzt schon kleine runde rötliche (aber natürlich noch völlig unreife) früchtchen! mich wunderte sehr, dass ich alle die tage nirgends sonst einen solchen sah und hoffe jetzt, das gute stück zum bewurzeln bewegen zu können (steht am warmen kachelofenrand...)!lg lisl
Re:Bayernfeige
Hmm.. das sieht verdächtig aus, denn normalerweise begint erst jetzt der Austrieb und die Blütenfeigen sind noch winzig. Das muss also nicht unbedingt positiv sein. Exemplare, die schon so zeitig weit entwickelte Feigen tragen, sind sehr oft Bocksfeigen (männliche Feigen) deren Früchte nie ausreifen und generell ungeniessbar sind.Hoffentlich hast du einfach nur eine Feige erwischt hast, die sehr weit in ihrer Entwicklung ist.Grüsseder trug im gegensatz zu allen anderen feigenbäumen jetzt schon kleine runde rötliche (aber natürlich noch völlig unreife) früchtchen!
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sarastro
Re:Bayernfeige
Wer kann mir die korrekte Herkunftsgeschichte erzählen? Im Burgenland wachsen teilweise in den Innenhöfen der Straßendörfer Feigen, die angeblich die Türken mitbrachten und sehr winterhart sind.
Re:Bayernfeige
Hallo,das ist ein Märchen. Feigen sind in Österreich nicht nativ. Es handelt sich um später ausgepflanzte Exemplare (gekauft oder Selbstimport). Im Bgld und der Wachau und Osten allgemein, wo das Klima etwas sommewärmer und daher günstiger ist, hat man eben schon früher damit experimentiert. Man darf aber nicht ausser Acht lassen, dass die Feige im Bgld ein Exot ist, der sich nur in günstigen Lagen länger halten kann.Feigen werden selten mehr als 80-100 Jahre alt, bei den Wintern der letzten 100 Jahre bei uns deutlich weniger. Die letzte Türkenbelagerung fand 1683 statt.In mediterranen Europa gibt es den Feigenbaum bereits seit der Antike und dürfte durch Phöniker und Griechen zu uns gekommen sein: Griechen und Römer kannten sie bereits. Die Araber (ab dem frühen 8. Jh. ind Spanien, Süditalien und tw. Südfrankreich) haben zur Verbreitung der Feige weiter beigetragenGrüsseWer kann mir die korrekte Herkunftsgeschichte erzählen? Im Burgenland wachsen teilweise in den Innenhöfen der Straßendörfer Feigen, die angeblich die Türken mitbrachten und sehr winterhart sind.
- Knusperhäuschen
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Re:Bayernfeige
Jetzt habt ihr mich verrückt gemacht
.Ich hab gerade bei meiner Schwägerin Steckhölzer geordert, es gibt bei ihnen violette, große, leckere Feigen, die ich schon öfter pflücken und geniessen durfte. Sie wachsen im Piemont, Langhe, oberer Weinbaubereich (ca. 400m ü.H.), exponiert am Weinberghang, es gibt dort auch Winter mit viel Schnee, allerdings lange nicht so kalt, wie bei uns. Vielleicht sollte ich es mal versuchen, mit geschützter Kübelhaltung die ersten Jahre....
Warum bin ich eigentlich gerade nicht im Garten?
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ernst
Re:Bayernfeige
Am Grazer Schloßberg, an einer süd-west-Mauer direkt unter dem Uhrturm steht eine Feige seit meiner Kindheit, mit einem dicken Flies als Winterschutz.Auch Sarastro spricht von Innenhöfen.Das Microklima sollte nicht unterschätzt werden.Ebenfalls am Schloßberg im Herbersteingarten wächst seit Jahrzehnten ein Poncirus trifoliata ohne jeden Winterschutz.
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brennnessel
Re:Bayernfeige
danke, philippus! dieser gedanke kam mir auch mittlerweile schon! es waren aber sicher junge noch unfertige früchte und keine aus dem vorjahr! von einem blattaustrieb war an dem strauch auch noch nichts zu sehen. in unserem klima muss ich sie, so sie mir anwächst, sowieso im kübel halten und im haus überwintern. dann werde ich hoffentlich weitersehen....lg lislDas muss also nicht unbedingt positiv sein. Exemplare, die schon so zeitig weit entwickelte Feigen tragen, sind sehr oft Bocksfeigen (männliche Feigen) deren Früchte nie ausreifen und generell ungeniessbar sind.
- helga7
- Beiträge: 5142
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- Höhe über NHN: 446m
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Re:Bayernfeige
Ich bin zwar nicht Max, aber Feigenästchen bewurzeln eigentlich immer bei mir. Ca.10 cm lang, ganz tief in den Topf stecken, ein Blattpaar rausschaun lassen (oder einen Blattpaaransatz), Nylonsackerl bzw Glas drüberstellen, ab damit ans Küchenfenster... ;)ciaoHelgabewurzelst du sie gleich in erde oder in wasser, max? mich wunderte sehr, dass ich alle die tage nirgends sonst einen solchen sah und hoffe jetzt, das gute stück zum bewurzeln bewegen zu können (steht am warmen kachelofenrand...)!lg lisl
Ciao
Helga
Helga
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sarastro
Re:Bayernfeige
Jetzt weiß ich aber noch immer nicht die Geschichte der Bayernfeige!Warum sollten nicht die Türken die Feigen mitgebracht haben? Wenn man bedenkt, dass Burgenland lange Zeit ungarisch war und außerdem auch in Bosnien und in anderen Kronländen Feigen standen und heute immer noch wachsen. Da könnten auch leicht einige Exemplare in Richtung Westen gelangt sein.
Re:Bayernfeige
Die Bayernfeige ist eine Kreation der Baumschule Plattner in Deutschland. Was er womit gekreuzt hat, ist soviel ich weiss nicht bekannt. Tatsache ist, dass es sich um eine Hybride handelt die unter Copyright steht (in der Theorie darf sie also nicht vermehrt werden) und gekonnt als besonders winterhart vermarktet wird (diese Eigenschaft ist sie allerdings bisher meistens schuldig geblieben, im Gegenteil: sie friert öfter zurück als manch so andere Sorte). Manche behaupten, es sei einfach eine Brown Turkey die er als neue Sorte vermarktet, was aber - wenn man die Früchte betrachtet - nicht sein kann. Außerdem ist BT deutlich winterhärter. Westungarn war praktisch nie unter türkischer Herrschaft, dauerhafte Besetzung dieser Region und des Burgenlandes hat es also kaum gegeben (anders als Bosnien und ein Grossteil des Balkans wo dann eine Art kulturelle Kolonisierung zumindest tw. stattgefunden hat).Die These ist zwar nicht uninteressant aber doch kühn, schon alleine deswegen, weil man den Feigenbaum viel früher kannte und (eizelne) Feigenbäume in Mitteleuropa (zB auch in D) schon im Früh- und Hochmittelalter überliefert sind, einer Zeit vor der Entstehung des Osmanischen Reichs. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. kam es zu einer etwas grösseren Verbreitung von Feigen in Europa.Unmöglich ist zwar nichts, aber ich glaube nicht dass die Türkenkriege reichen, um eine heutige Präsenz der Feige in manchen burgenländischen Gehöften zu erklären.GrüsseJetzt weiß ich aber noch immer nicht die Geschichte der Bayernfeige!Warum sollten nicht die Türken die Feigen mitgebracht haben? Wenn man bedenkt, dass Burgenland lange Zeit ungarisch war und außerdem auch in Bosnien und in anderen Kronländen Feigen standen und heute immer noch wachsen. Da könnten auch leicht einige Exemplare in Richtung Westen gelangt sein.
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sarastro
Re:Bayernfeige
Verstehe mich doch richtig, ich meine nicht die Türkenkriege oder deren Besetzung, sondern die vielen kulturellen positiven Errungenschaften, die sie auf dem Balkan im Laufe der Jahrhunderte einführten. Dass dann irgendwann die Feigen (übrigens ein wichtiges Obst in der Türkei) von Altösterreichern aus Bosnien oder Ungarn verbracht wurden, scheint doch sehr naheliegend. Woher sollten diese Feigen denn sonst kommen, die im Burgenland in den Heurigenhöfen stehen? Diese sind teilweise uralt und ich glaube kaum, dass die Burgenländer und Ungarn in der jüngsten Vergangenheit im Mittelmeerraum nach winterharten Feigen gesucht haben. Da ist doch die Theorie mit den Feigen vom Balkan oder aus Anatolien viel naheliegender, da dort auch das Klima wesentlich rauer ist. Ich kann mich auch jetzt dunkel erinnern, entweder im Hegi darüber gelesen zu haben oder dass es mir irgendwer erzählt hatte. Kann ja nochmals nachforschen.Ich fände eine winterharte Türkenfeige jedenfalls viel realistischer, zumal sie auch wesentlich härter zu sein scheinen. Sicher nicht halb so merkantil als Bayern.
Die sollen lieber weiter ihren Fußball verkaufen.
- cydorian
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Re:Bayernfeige
Mit Türken hat die Feige nur so viel zu tun, dass die geschmacksfreien Supermarktfeigen aus kommerziellem Anbau zumeist aus der Türkei kommen. Die echte Feige ist im gesamten Mittelmeerraum heimisch, wurde dort schon seit mehreren tausend Jahren genutzt und schon in vorrömischer Zeit verbreitet. Im heutigen Israel ist ein Anbau vor über 10000 Jahren nachweisbar. Spätestens mit den Römern wurde die Pflanzung auch in allen neurömischen Gebieten versucht, wozu auch lange das Burgenland gehörte. Danach gab es immer wieder Lücken und Neuversuche, je nach Klima, langjährigen Warmphasen und Kaltphasen.Warum ich diesen Sermon erzähle? Weil ich glaube, dass der Mensch seit sehr langer Zeit versucht hat, kältetolerantere Feigensorten für nördlichere Gebiete auszulesen und damit immer gescheitert ist. Die Violetta ist auch so ein Scheitern. Wenn etwas die Anbausicherheit verbessert, dann die Klimaänderung.
Re:Bayernfeige
Du hast es gut auf den Punkt gebracht.Wenn ich mich nicht irre, sind die Funde in der Nähe von Jericho etwa 11.000 Jahre alt. Interessant dabei ist, dass es sich schon um parthenokarpe Feigen gehandelt haben soll, was zeigt dass der Mensch damals nicht nur den Anbau, sondern auch die Züchtung neuer Sorten bereits beherrschte.@Sarastro: das ist genau worauf ich hinaus wollte. Die Verbreitung der Feige geht auf die Antike - im gesamten Mittelmeerraum auf Phöniker und Griechen, im übrigen Europa auf das Imperium Romanum - zurück. Wie gesagt sind einzelne Feigen in Mitteleuropa schon aus dem Frühmittelalter überliefert, eine Zeit als die Vorfahren der Osmanen noch nomadisierende Turkstämme in Zentralasien waren. Die Feigen die es heute im Bgld gibt (wohl gemerkt: es handelt sich nicht um ein Massenphänomen das wie Unkraut wächst) sind viel später gepflanzt worden. Die Lebenserwartung einer Feige liegt meist unter 100 Jahren. Auch die Tradition von Auspflanzversuchen in der Region geht in jedem Fall wie im übrigen Mitel- und Westeuropa auf die Antike zurück.Grüsseechte Feige ist im gesamten Mittelmeerraum heimisch, wurde dort schon seit mehreren tausend Jahren genutzt und schon in vorrömischer Zeit verbreitet. Im heutigen Israel ist ein Anbau vor über 10000 Jahren nachweisbar. Warum ich diesen Sermon erzähle? Weil ich glaube, dass der Mensch seit sehr langer Zeit versucht hat, kältetolerantere Feigensorten für nördlichere Gebiete auszulesen und damit immer gescheitert ist. Die Violetta ist auch so ein Scheitern. Wenn etwas die Anbausicherheit verbessert, dann die Klimaänderung.