Wir haben hier derzeit folgenes Problem: Umwandlung von Naturflächen in Gewerbegebiete.
Sämtliche Kommunen hier schreien, wir haben zuwenig Gewerbeflächen, dabei haben wir allein in der größten Stadt hier 150 ha alter brachliegender Gewerbeflächen, alte Anlagen rotten dort vor sich hin, entlassen Schadstoffe in die Böden und verschandeln die Gegend. Anstatt diese zu restaurieren sollen in dieser Stadt 110 ha neu erschlossen werden, offizieller Grund: die alten Flächen sind teilweise im Privatbesitz, haben eine zu schlechte Straßenanbindung (sind also dem LKW-Verkehr nicht zumutbar), schadstoffbelastet (klar, wenn Versickerung über Jahrzehnte zugelassen wird).
Wenigstens haben wir, die Bevölkerung hier, jetzt ein geplantes Gewerbegebiet, daß auf wertvollen Mager- und Trockenwiesen angesiedelt werden sollte, hoch oben auf einem Berg, so daß weitere Naturzerstörung zur Erschließung mit LKW-tauglichen Straßen dazu gekommen wäre, erfolgreich über das FFH-Programm der EU verhindert. Wir hoffen, das auch für andere Plangebiete zu erreichen. Der beste Weg: ein solches Gebiet ökologisch so wertvoll zu machen wie möglich, so daß es FFH-Gebiet werden kann oder die Ausgleichsmaßnahmen so teuer werden, daß sich eine Erschließung nicht mehr lohnt. Dabei sind unsere Waldgenossenschaften inzwischen die besten Verbündeten.
Natürlich kommt man uns mit der Keule, Arbeitsplätze gehen verloren, wenn keine neuen Gewerbegebiete gebaut werden. Defacto passiert aber folgendes: hiesige Firmen wandern von ihrem angestammten Sitz in ein neues Gewerbegebiet ab, kassieren dabei in der Regel kräftig Subventionen, hinterlassen auf ihrem alten Platz einen verrottenden Müllhaufen und befinden sich dann vielleicht 10 km weiter in der Nachbargemeinde. Eine wirkliche Neuansiedlung ist bisher weder durch den Bau von Neu-Gewerbegebieten gelungen, noch eine Altfirma durch den Nichtbau vergrault worden. Wir haben z.B. hier in einer Gemeinde ein Gewerbegebiet mit gerade mal einer einzigen Ansiedlung, der Rest ist unverkäuflich (landläufig auch Investitionsruine genannt), und für so etwas sollen wir uns und unseren Kindern die Natur zerstören lassen!
Wer gegen den massiven Landschaftsverbrauch, Entwicklungen, die es so mit Sicherheit auch in anderen Teilen der Republik gibt, etwas tun möchte, sollte sein Geld nicht in Immobilienfonds investieren, diese Fonds sind gezwungen, zu bauen oder Immobilien zu kaufen, sobald eine bestimmte vorher festgelegte Summe im Topf vorhanden ist. Da schwärmen dann gut ausgebildete Vertreter der "Investoren" (zwischengeschaltete Organisationen der Immobilienfonds) aus, um einigermaßen lukrative Projekte ausfindig zu machen. Der gemeine Kommunalpolitiker ist dem Druck dieser Damen und Herren nicht gewachsen.
Wir erleben es hier immer wieder, daß nur ein "Investor" mit Geld winken braucht, schon tanzen die Kommunalpolitiker nach seiner Pfeife, und wenn wir, die ortsansässige Bevölkerung uns dann nicht wehren, ist wieder mal ein Stück freie Fläche zubetoniert.
Meines Wissens nach soll es 1 Fußballfeld/Tag sein.
Grüße Karin