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News: Warum muss eigentlich alles immer einen "Zweck" haben? (potz)
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Autor Thema: Züchten ja oder nein  (Gelesen 3027 mal)

callis

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #15 am: 10. August 2008, 22:57:38 »

Wenn ein Insekt Pollen von Glockenblume A nach Glockenblume B trägt und es entsteht daraus eine Glockenblume C, dann ist das Natur.
Tut ein Züchter dasselbe, dann verfälscht er die Natur. Im ersten Fall entsteht eine neue Art, im zweiten Fall eine Zuchtsorte, weil Absicht dahinter steckt.
Wir essen Entrecote von Charollais-Rindern, pflastern Landschaften mit Autobahnen und Windrädern zu und lassen Astronauten auf dem Mond oder Mars landen. Organe werden verpflanzt, Mais gentechnisch verändert. All diese Eingriffe in die Natur nehmen wir hin und finden sie zum Teil sogar grandios.
Warum dieses Bewahrertum bei den Pflanzen? Nostalgie? Letzte Nische in einer entfremdeten Welt? Letzter Hauch von Paradies?
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fars

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #16 am: 11. August 2008, 06:19:38 »

Der Vergleich hinkt aus meiner Sicht.

Selbstverständlich selektiert und optimiert auch die Natur oder sie hybridisiert. Doch all das geschieht mit einem gewissen Maß. Ich wende mich ja auch nicht gegen das Züchten schlechthin, sondern gegen dessen Auswüchse. So z.B. das Erzwingen bestimmter Farben, die Pflanzenarten von Natur aus nicht besitzen (Stichwort: blaue Rose) oder der "Gigantismus" oder die "Dauerhaftigkeit".

Und mir geht es um die bewusste Wahl. Es wäre schön, wenn in Pflanzenkatalogen deutlich mehr Wert auf die Herausstellung von Stammformen gelegt würde, so dass der Kunde aufmerksamer würde.

Bei einigen seriösen Rhododendron-Baumschulen wird besipielsweise streng unterschieden nach Wildarten, Naturhybriden und Züchtungen. Einschließlich der dazughörigen Beschreibungen eröffnet sich dem Leser eine neue Welt(sicht). Hoffentlich.
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Lehm

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #17 am: 11. August 2008, 09:05:41 »

Gentechmais dulde ich zumindest übrigens nicht.
Solange Züchtung natürliche Eigenschaften betont, ist sie mir auch recht. Der Züchter hat es aber auch darauf abgesehen, ihm genehme Eigenschaften der Pflanze, z.B. rote Tomaten, die nicht matschig werden, zu einseitig herauszuzüchten. Schmeckt dann leider nicht mehr nach Tomate, weil man eben nicht alles haben kann. Bei Blumen gehen mit zuznehmender Blütengrösse bisweilen auch natürliche Eigenschaften verloren, etwa der Duft bei der Rose.
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Susanne

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #18 am: 11. August 2008, 09:36:34 »

Das fiel mir gestern in die Hände und ich mußte spontan an diesen thread denken:

Zitat
"Gärtner sind zweifellos durch gezielte Züchtung entstanden und nicht durch natürliche Auslese. Wenn sie sich auf natürliche Weise entwickelt hätten, sähen sie anders aus. Sie hätten Beine wie Käfer, um nicht auf den Fersen hocken zu müssen, und sie hätten Flügel, erstens um ihrer Schönheit willen und zweitens, um über die Beete schweben zu können."

- Karel Capek

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Knusperhäuschen

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #19 am: 11. August 2008, 09:49:37 »

Das ist aus "Das Jahr des Gärtners", nicht wahr, Susanne?
Das Buch ist mir als Erbstück auch kürzlich untergekommen, herrlich ;D !
Schön, dass du mich erinnerst, es ist letzte Woche in einer Umzugskiste verschwunden, ich muss es sofort wieder herauskramen, hab´s noch nicht ganz durch.....
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Warum bin ich eigentlich gerade nicht im Garten?

Eva

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #20 am: 11. August 2008, 17:03:27 »

In meinem Garten sind einige absichtlich angesiedelte Wildstauden (Waldgeisbart, Helleborus, Leberblümchen, Buschwindröschen, Clematis alpina) und Gehölz-Sämlinge (die Kugeleibe z.B. ist keine Züchtung, was mich häufig zum Fluchen bringt, weil sie gerne in die Höhe schießen will), die meisten Stauden und die Rosen sind natürlich mehr oder weniger gezüchtet. Aber ich habe eher wenige "sehr besondere" Züchtungen und Sorten.

Einfach deswegen, weil viele von den ganz besonderen Züchtungen ganz besonders gepäppelt sein wollen und mir dafür die Geduld und die Zeit fehlt. Und weil ich vieles über Ableger von ganz normalen Durchschnittsgärtnern gekriegt habe. Manche Züchter scheinen irgendwie betriebsblind zu werden - von mir aus betrachtet - und so entstehen z.T. absurde Zuchtformen, die weder schön, noch praktisch, noch sonst irgenwie attraktiv auf mich wirken. Sie sind jedoch "sehr ungewöhnlich" und wahrscheinlich schwierig zu züchten und finden deswegen ihre Fans. Diese letztere Gruppe finde ich total merkwürdig und bisher hab ich solche Sachen nicht. Dazu zähle ich z.B. Hosta, die so verdreht und schnerpfelig wachen, dass man sich fragt, welche Krankheit sie haben. Viele von den panaschierten Stauden wirken auf mich eher krank als schön.

Und mit kreischbunt-großblumig-plüschigen Züchtungen (z.B. die total gerüschten Hemerocallis, die großblumig rosa-orange gestreiften Rosen...) kann ich auch eher wenig anfangen. Aber darüber rümpf ich auch nicht mehr die Nase als über einen Nachbarn, der eine mit vielen bunten Lichtern aufgemotzte Goldwing fährt. Ist halt nicht mein Geschmack, aber ich kann die Sehnsucht die dahinter steckt erkennen und stehen lassen.
« Letzte Änderung: 11. August 2008, 17:06:15 von Eva »
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macrantha

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #21 am: 11. August 2008, 19:02:35 »

Interessant - ich habe den Eindruck, die meisten setzten Zucht/Sorten mit weniger gartenwürdig gleich (fallen um, wollen gepäppelt werden, haben häßlich-rießige Blüten).

Ich sehe es genau anders herum. Gute Sorten blühen länger, haben oft überhaupt erst "sichtbare" Blüten und klarere Farben, können sich gegen die eine oder andere Krankheit besser behaupten ...

Von schlechten Sorten rede ich jetzt nicht - schwarze Schafe gibt es immer. Es ist sicherlich exklusiver, die seltene Wildart xy mit viel Hilfsmitteln zur Blüte zu bekommen (z.B. Regenschutz im Winter, extrem gute Drainage bei gleichzeitlich stündlicher Düngung ect.pp) - mir persönlich ist eine dankbare Sorte lieber, die in einer kräftigen Fabe länger als die Art blüht und auch im nächsten Jahr zuverlässig wiederkommt.
Meine Aussage, ich bevorzuge die "einfacheren Formen und Farben" heißt nicht, dass Pflanzen wie ähnlich ihrer Wildform sein sollen. So finde ich z.B. bei den Taglilien die Spiderformen besonders hübsch (die sind doch ein Zuchtziel, oder?) - gerne auch in tiefem dunkelrot. Eine Caryopteris in dunklem Blau statt verwaschenem Fliederton? Klasse!

Also ich mag Sorten :-*
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fars

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #22 am: 12. August 2008, 12:14:18 »

Komme gerade von einer Schnuppertour durch 2 Baumschulen.
Beide sind überschwemmt von einer neuen Hibsicussorte, die laut Etikett "XXL-Blüten" haben soll.
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macrantha

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #23 am: 12. August 2008, 12:41:53 »

Naja - "Blüten in Größe 58" klingt ja aber auch blöd 8)
« Letzte Änderung: 12. August 2008, 12:42:05 von macrantha »
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Zazoo

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #24 am: 12. August 2008, 21:54:55 »

Hier wurde ja bereits viel Kluges (nach meinem Verständnis) gepostet.

Grundsätzlich denke ich, gibt es schlicht unterschiedliche Naturen von Gärtnern, was logisch und auch gut ist.
Dem Einen geht es um einen naturnahen Garten, dann wird er sich wohl kaum auf "Blüten in Größe 58" einlassen.
Dem Nächsten geht es in erster Linie um Ästhetik, wo dann noch zu unterscheiden wäre zwischen denen, die bereit sind, mit Fungizid und Stützen durch den ganzen Garten zu preschen und "den Anderen", die das mit kleinstmöglichem Aufwand halten möchten (sicher lässt sich das noch bis ins Millionstel ausdifferenzieren, aber wir möchten doch hier niemanden langweilen ;)).
Und last but not least: Die Sammler.
Sicher ist der Sammler ein vielfältiges gärtnerisches Exemplar, von jenen, die jede Pflanze einer Gattung/ Art/ ... haben müssen und möchten, gleich, ob sie selbstständig Wasser über die Wurzeln aufnehmen kann, oder nicht und jenen, die auch unter dem ästhetischen Aspekt sammeln, also nicht zwingend alles haben müssen. Hier ist sicher auch wieder die Differenzierung nötig, wie bei den "reinen Ästheten".

Aber wie heißt es so schön? Jedem das Seine?

Was mich persönlich sehr angesprochen hat, ist ein Beitrag bei den Rosisten, in der eine Rosenliebhaberin mal die Karten im Hinblick auf Gesundheit offen legte. Hat mir sehr imponiert.

Nach meiner Meinung sollte eine Züchtung auch in der freien Natur selbstständig überleben können. Aber das ist mein Ansatz und der muß und kann nicht für alle anderen gelten :-*
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Raphaela

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #25 am: 13. August 2008, 17:49:31 »

Macrantha, von Cimi hab ich mal einen zart fliederfarbenen Monarda-Sämling bekommen der sehr lange blüht und nie Mehltau bekommt. Wenn du möchtest schick ich dir im Herbst davon ein Stück (mußt mich aber dran erinnern!) - Noch blüht er (inzwischen an drei Plätzen) wunderschön und üppig :)

Mein Eindruck ist auch, daß solche spontan entstandenen "Sorten" wesentlich gesünder und widerstandsfähiger sind als von Menschen gezielt herbeigeführte Kreuzungen.
Ansonsten finde ich "jedem Dierche sing Pläsierche" - Solange es nicht durch gentechnische Eingriffe zustande kommt und jemand (Züchter und/oder Käufer) Freude daran hat.
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Fragaria

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #26 am: 19. August 2008, 09:25:33 »

Die Natur hat es so eingerichtet, dass jedes sexuell vermehrte Lebewesen immer nur die Hälfte seines Genbestandes an die nächste Generation weitergeben kann. Die sexuelle Vervollständigung dieses Mangels kann auf natürliche Weise (zufällig) oder züchterisch (gezielt kombiniert) erfolgen; am Prinzip ändert das nichts. Viele Pflanzenarten haben sogar durch obligate Fremdbefruchtung gesichert, dass keine Genverarmung durch fortgesetzte Inzucht erfolgt.

Auch das Klonen einer bestimmten genetischen Kombination ist bei vielen Pflanzenarten, die sich selbst vegetativ vermehren (etwa Kartoffeln, Quecken oder Erdbeeren) durchaus natürlich; alle vegetativ vermehrten Pflanzensorten sind Klone. Das trifft auch für Sorten zu, bei denen Edelreiser oder Augen auf Unterlagen gesetzt werden, oder wo die vegetative Vermehrung vorteilhafterweise im Gewebekultur-Labor erfolgt. Beim Menschen ist das natürliche Klonen bisher auf eineiige Zwillinge beschränkt.

Züchter streben zunächst eine hohe Variabilität von Merkmalen an, um in der Nachkommenschaft gezielt nach günstigen Merkmalskombinationen zu suchen. Oft bestimmt letztlich der Großhandel, welche Kombinationen marktfähig sind. Eine angebotene Erdbeersorte kosten zu können, habe ich auf Wochenmärkten, insbesondere im Ausland erlebt. Aber eine solche eigenmächtige Handlung von Kunden hätte im Supermarkt fatale Konsequenzen. Dort zwingt man Kunden, allein mit den Augen zu entscheiden, ob er eine Ware kauft oder nicht. Und die Wahl wird zudem oft eingeschränkt, indem vorsorglich (diktatorisch!) nur eine Sorte angeboten wird.

Also, schimpft nicht voreilig auf die Züchter, denn letztendlich ist es die Kundschaft, die selektiert. Und damit auf diese Weise nicht eine ungewollte Verarmung des natürlichen Reichtums an genetischem Material erfolgt, wurden für Pflanzen Genbanken eingerichtet, etwa in Gatersleben oder (für Obst) in Dresden-Pillnitz. Das geschieht demnächst auch international tief in den Bergen von Spitzbergen.
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callis

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #27 am: 19. August 2008, 09:56:05 »



Mein Eindruck ist auch, daß solche spontan entstandenen "Sorten" wesentlich gesünder und widerstandsfähiger sind als von Menschen gezielt herbeigeführte Kreuzungen.


Das lässt sich pauschal so nicht sagen. Es gibt auch Gesundheit und Widerstandsfähigkeit als Zuchtziel. Wenn das sich dann noch mit 'Schönheit' (Zierpflanzen) oder gutem Geschmack (Nutzpflanzen) verbinden lässt, umso besser.

@ Fragaria

Diese Vermengung von Züchten und Vermarkten bzw. die Bestimmung des Zuchtziels durch Aspekte der Vermarktbarkeit gibt es sicher häufig. Und es ist schwer zu entscheiden, ob der Kunde die Ziele des Züchters beeinflusst oder der Züchter (und seine vermarktenden Gehilfen) den Geschmack des Kunden.
Aber es gibt auch den Züchter, der rein am Züchten, also an neuen erhofften Ergebnissen, die sein ästhetisches Empfinden befriedigen, unabhängig von der kommerziellen Verwertbarkeit, seine Freude hat.
So wie es Sammler gibt, die teure (Pflanzen)Schätze erwerben und hegen ohne ständig an den Wiederverkaufswert zu denken.
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Eva

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #28 am: 22. August 2008, 12:22:40 »

Irgendwie kommt mir das ein bisschen so vor, als wäre die Einstellung zur Züchtung vergleichbar mit unserer Einstellung zur Technik.

Wenn es klaglos genau so funktioniert, wie wir es gerne hätten, ist es weder "nicht ganz geheuer" noch "übertrieben". Aber wenn es in eine spleenige Richtung geht, die vielen nicht verständlich scheint, gibt es Aufmerksamkeit und schnell mal Kritik.

z.B. Niemandem würde im Ernst einfallen zu sagen, dass die modernen Lichtschalter "überzüchtet" sind. Sie passen halt genau für den Zweck, für den wir sie brauchen. Und besonders tolle gibt es auch, nur halt für recht unverhältnismäßig viel Geld. Und jemand, der jeden Schalter im Haus mit Dimmerfunktion und Goldrand versehen hat finden wir wahrscheinlich auch ein bisschen merkwürdig.
« Letzte Änderung: 22. August 2008, 13:03:58 von Eva »
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