Da ich aus einem Apfelweindorf stamme, habe ich das anders erlebt. Dagegen helfen auch irgendwelche Internet-Links nichts.
Bei uns haben viele ihren Apfelwein selbst gemacht, man braucht dazu nur Most, ein bisschen Presssaft vom Speierling, Weinhefe, einen Ballon, einen Vorstoß und einen kühlen Keller. Dort entsteht der Apfelwein durch Gärung und wenn er fertig ist, wird er abgezogen. Klären tut er sich selbst, d.h. die Trübstoffe aus dem Most setzen sich am Boden ab und wenn man sie nicht irrtümlich beim Abziehen aufwirbelt, ist der Apfelwein von allein klar. (Wie übrigens auch sterilisierter Apfelsaft, die "Naturtrübe" wird künstlich erzeugt).
Die Männer bei uns im Dorf hatten den ganzen Winter nichts Anderes zu tun, als rundum den Apfelwein zu kosten, welcher am besten gelungen war (So wie die Anhaltiner es in der Weihnachtszeit mit der Stolle hielten). Auf jeder hessischen Apfel-Streuobstwiese stand auch ein Speierling. Bei uns hatte die Kirche eine große Streuobstwiese mit hochstämmigem Wirtschaftsäpfeln (und einem Speierling). Dort konnte man sich im Herbst einen Baum ersteigern. Für den Zuschlag konnte man nicht nur einen Baum abernten, sondern hatte auch die Pflicht denselben Baum im Januar zu schneiden. So konnten auch Leute ohne eigenen Garten Apfelwein machen. Wie das mit dem Speierling ging, habe ich nicht mitbekommen, denn meine Eltern haben nur Saft eingeweckt und brauchten keinen.
Da es keine kalten Keller mehr gibt, geht das alles heutzutage nicht mehr. Aber in einigen Städtchen hier gibt es seit einigen Jahren wieder Wettbewerbe, wer den besten Apfelwein macht und das sind alles Hobby-Privatleute.
Also erzähl mir nichts von Äppler und Speierling, was du höchstens aus Büchern oder von Tante Gockel hast.
Der Anlass für mein Posting war im übrigen, dass ich den Planern einer Naturschutz-wertvollen Streuobstwiese geraten habe, auch Speierling zu pflanzen, und damit meinte ich natürlich das Wildobst. Deine Einmischung ging völlig am Thema vorbei.
Gruß
Gartenoma