Aronstab und einige andere Gewächse aus seiner Verwandschaft produzieren Wärme in ihrer Blütenständen. Dazu werden in erheblichem Umfang Kohlenhydrate (Zucker) oxidiert, indem ein intensiver, unter Sauerstoffaufnahme laufender Stoffwechsel angekurbelt wird. Der Zucker stammt dabei aus dem Speicherorgan, der Knolle. Innerhalb des Blütenstands können so einige Stunden bis Tage Temperaturen erzeugt werden, die um einige Grad über der Außentemperatur liegen.
Durch die höhere Temperatur werden a) die Duftstoffe im Blütenstand, die Insekten anlocken, in stärkerem Maße verdunstet und b) die Insekten wohl auch direkt angelockt in dieses schöne schattig-warme Plätzchen.
Dass Schneeglöckchen und andere Geophyten sich mittels selbst erzeugter Wärme durch den Schnee schmelzen (oder gar durch den gefrorenen Boden), halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Machen wir mal eine einfache Überschlagsrechnung (sorry, wenn ich mit Kalorien und nicht mit Joule rechne): Zum Schmelzen von 1 g Eis sind 80 cal erforderlich. Nehmen wir an, im Boden ist ein wenig Eis, und es liegt eine ganz dünne Schneedecke, dann sind 10 g Eis über der Zwiebel sicher keine unrealistisch große Menge. Dann wären 800 cal notwendig, um den Schnee zu schmelzen.
Nehmen wir weiter vereinfachend an, die Wärme geht direkt vom Ort der Entstehung in den Triebspitzen ohne Verlust ausschließlich in den zu tauenden Schnee (und nicht seitlich und nach unten).
Die vollständige Oxidation von Traubenzucker liefert pro Mol (180 g) 675 kcal an Wärme, oder 675 cal pro 180 mg.
Dann sind 210 mg (0,21 g) Traubenzucker notwendig, um den Schnee zu schmelzen.
Wenn es mehrere Nächte friert, müsste die Pflanze jedes Mal aufs Neue den Auftauvorgang starten. Da wäre die Zwiebel wohl schnell erschöpft, und für den Austrieb bliebe nichts mehr übrig.
Dass um die Triebspitzen von Schneeglöckchen und anderen Frühlingsblühern herum oft eine kreisförmige schneefreie Zone entsteht, während ansonsten noch Schnee liegt, halte ich für eine Folge der besseren Wärmeaufnahme aus der Luft und insbesondere der Sonneneinstrahlung. Schnee hat eine sehr geringe Albedo und strahlt das meiste auffallende Licht (und Wärmestrahlung) zurück, die Blattspitzen absorbieren die Strahlung besser und erwärmen sich mehr als der Schnee. Ist erstmal ein kleiner schneefreier Fleck vorhanden, verstärkt sich der Vorgang von selbst weiter, weil der dunkle Boden sich viel besser erwärmt als der Schnee daneben.