Danke Hortus, Du hast das toll auf den Punkt gebracht, die Vermehrung über Veredelung war nicht typisch für den Spilling, also bleibt zur Reinhaltung als vegetative Vermehrungsmethode nur die Vermehrung über Wurzelsprosse übrig.
Für die Vemehrung
aller Zwetschgen waren früher Wurzelschosser beliebt. Es wäre absurd, daraus zu schliessen dass deswegen
nur diese Methode "übrig bleibt". Wir sind früher auch auf Pferden geritten, trotzdem bleibt nicht nur diese Methode der Fortbewegung übrig.
Wir haben die Vor- und Nachteile verschiedener Vermehrungsmethoden doch nun schon komplett seziert und wiederholen uns nur noch. Spillingspezifisch ist das auch nicht.
So gut wie sicher ist auch, dass -genau wie bei anderen alten Steinobstsorten- vielfach Sortengemische entstanden sind. Im Laufe der Jahrhunderte gab es eben auch mal zufällige Sämlinge, die zufällig der Vatersorte ähnlich waren, vielleicht sogar in Teilbereichen besser. Es wird -genau wie bei anderen alten Steinobstsorten- alle möglichen Variationen geben. Die Sorte besteht also nicht aus genetisch identischen Individuen, sondern aus ähnlichen Individuen mit ähnlichen Eigenschaften. Es hängt eben davon ab, wie man seine Sorte zu definieren geruht.
Wie oft wurden wohl vermeintliche Wurzelschosser ausgegraben, obwohl es Sämlinge waren? Oder hat man jedesmal jedem Wurzelchen konsequent nachgegraben, ob es vom anderen Baum stammt? Wenn nur ein einziger Sämling vom hundert Bäumen durch Zufall mit in die Vermehrung aufgenommen wurde, weil er als Schosser durchging und ähnliche Eigenschaften aufwies, dann ist nach 500 Jahren und einer "Baumgeneration" von 30 Jahren der Genpool zu einem Gensee geworden.
Zu raten wäre, -genau wie bei anderen alten Steinobstsorten- eine Boniturprüfung zu machen und Bäume zu finden, die erwünschte Baum- und Fruchteigenschaften haben um daraus das Material für weitere Vermehrung zu gewinnen. Legt ein Verzeichnis an, vergleicht über mehrere Jahre, lasst euch von Papst Hartmann anleiten.... ein gutes Betätigungsfeld für alle Gruppen bzw. Vereine, die sich mit alten Obstsorten beschäftigen.
Und nicht zu viel um des Kaisers Bart herumtheoretisieren, z.B. "
den" Spilling anhand von alten Büchern finden zu wollen. Eigentlich war dieser Thread für die Eigenschaften gedacht, die Spillinge ausmachen. Keinen aktuellen Wuchszustand irgendeines Baums oder die uninteressanten weil schon viel zu oft abgehandelten Vermehrungsideologien, sondern z.B. selbst gemessene Öchslegrade, Kerngewichte, Reifezahlen und all das. Jenseits der Literatur, die ja leider oft genug nur Fehler abgeschrieben und nachgeführt hat. Oder unbrauchbar weil schweigend ist - Beispiel Scharkaanfälligkeit. Dafür müssen aktuelle Erkenntnisse aus der Praxis her.