Gibt es nach Euren Erfahrungen inzwischen gute Tafeltraubensorten die man gar nicht mehr gegen Pilzkrankheiten spritzen muss?
Nein !!! Es gibt keine !!! Sorte, die man überhaupt nicht spritzen muss. Es gibt aber Sorten, die viel weniger anfällig sind, einen günstigen Standort (abseits der Weinbaugebiete, weniger Niederschläge ...) und gute Laubarbeit vorausgesetzt. Dazu zählt z.B. Muskat Bleu. Galachad zählt definitiv nicht dazu. Obwohl ich bis vor 5 Wochen regelmäßig mit Profimitteln gespritzt habe, ist bei zwei Reben eine Traube völlig befallen, mehrere zu 10 bis 20 % und einige wenige gar nicht. Die Pilzfestigkeit von Galachad liegt bei mir unter der von Frumoase Alba.
Die Angaben der Rebschulen sind viel zu optimistisch. Sie wissen es nicht besser (Infos aus 2. Hand) bzw. schätzen die eigenen Sorten immer besser ein, als sie sind. Das nennt sich Marketing. In Osteuropa verwendet man auch andere Spritzmittel, die hier verboten sind und die quasi auf die Pilzbelastung der näheren Umgebung Einfluss nehmen und deren Wirkung recht lange anhält und außerdem billig sind. Wegen der "Nebenwirkungen" auf alle Lebewesen (Insekten, Bodenlebewesen, Fische usw.) sind diese Spritzmittel in D verboten. Außerdem reichert sich der Boden mit Kupfer an.
Dort kommt man z.B. mit 3 Spritzungen im Jahr aus, aber unsere Profisorten wirken nicht so stark und lange, von denen im Gartencenter ganz zu schweigen. Sorten, die in Osteuropa nur 2 bis 3 mal im Jahr gespritzt werden, gelten dort als sehr pilzfest, sind es aber unter unseren Bedingungen nicht.
Einige Sorten mit viel Fox-Genen sind relativ pilzfest, aber bei denen ist der Fox-Geschmack sehr ausgeprägt. Manche tolerieren das oder denen schmeckt das sogar, aber mich würgt der Foxton.
Auch abseits der Weingebiete kann der Befallsdruck hoch sein, da falscher und echter Mehltau, z.T. unter anderem Namen viel verbreitet ist, z.B. Rosen und viele andere Blumensorten, darunter auch Distelähnliche, Äpfel, Gurken, Zuchini, Tomaten, Kürbis.
Wenn man wirklich ohne Spritzen sicher auskommen will, gibt es m.E. nur eine Möglichkeit:
Der Anbau im Gewächshaus (trockene Luft, Tröpfchenbewässerung) und Schwefelverdampfer. Die trockene Luft hilft gegen Pero. Gegebenenfall mit Kaliumphosphit spritzen (kein Gift, keine Wartezeit). Das hält im Gewächshaus rechtb lange, da keine Niederschläge.
Der Schwefelverdampfer hilft gegen Oidium und einige tierische Schädlinge zu Vegetationsbeginn.
Alternativ kann man mit verdünnter Molke spritzen.
Gegen Botrytis hilft die trockene Luft, da Grauschimmel vor allem Feuchtigkeit liebt. Gegebenenfalls muss man gegen Botrytis spritzen. Hier wissen die User, die im Gewächshaus anbauen, mehr.
Wer im Freiland ohne jeglisches Spritzen auskommt, hatte bisher unsagbares Glück oder erkennt die Krankheiten einfach im Anfangsstadium nicht. Bei einigen sehr pilzfesten Sorten werden vorwiegend die Blätter befallen, die Trauben kaum.
Muskat Bleu hatte ich schon vor Jahren gerodet, weil jedes Jahr stark verrieselt und einige Jahre nicht reif geworden. Sehr beständig bei mir sind New York Muskat (recht viel Foxton, aber noch erträglich) und Festivee.
Alle anderen Sorten sind auch Piwis, müssen aber gespritzt werden.