Ich bin grad wirklich total enttäuscht.
Komplett alle!! Meine Reben, sowohl alte als auch ganz junge haben ihre knospen durch frost verloren.
Was hast Du für Sorten gepflanzt?
Klimazone 6a ist schon ganz schön heftig für Wein- und Tafeltrauben. Dazu bedarf es schon spezieller Sorten. Ich wohne in Zone 7a, aber das ist ein statistischer Wert, d.h. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wird es so kalt. In Wirklichkeit kann es insbesondere in Ostdeutschland und Bayern auch mal heftig kälter werden, wenn Ostwindwetterlagen länger anhalten. Die tiefste Temperatur der vergangenen Jahre bei mir war -37°C - in Klimazone 7a. Das kommt aber selten vor, dass so extreme Abweichungen vorkommen, aber mal 5 bis 7 Grad kälter, als es lt. Klimazone eigentlich kalt werden darf, kommt fast jedes Jahr bei mir vor. Deshalb müssen die Rebsorten frostfester sein als lt. Klimazone definiert.
Man darf auch nicht vergessen, dass ein Wetterfrosch die Temperatur in 2 m Höhe misst, die Rebe aber im Boden steht und dort kann es bei Windstille 3 bis 5 Grad kälter sein als in 2 m Höhe.
Neben der Frostfestigkeit ist aber auch der SAT-Wert wichtig - eine Art Wärmesumme in der Vegetationsperiode. Grob über den Daumen gepeilt dürfte der SAT-Wert bei Dir unter 2200 sein. Falls Du die Temperaturdaten einer Vegetationsperiode hast (Tagesmaximum und -Minimum), kannst Du Deinen SAT-Wert selbst berechnen.
Falls Du mit den Reben nicht ins Gewächshaus willst, gibt es einige Sorten, die auch -30 - -35 °C regelmäßig aushalten, aber diese Sorten wird es wohl kaum in D zu kaufen geben. Ich hatte mal über meinen Besuch beim nördlichsten Weinberg Europas in Lettland gepostet und geschrieben, welche Sorten dort angebaut werden. Dein Klima dürfte mit Klimazone 6a ähnlich sein. Die Trauben- und Beerengröße dieser Sorten ist aber sehr klein.
Dieser Winter war aber eigentlich sehr milde und wenn Deine Reben die vorherigen kälteren Winter überstanden haben, dann dürfte der Frost allein nicht der Grund sein, falls Deine Reben wirklich eingegangen sind..
Ich war heute auf meiner Plantage. Heute ist der erste Tag, wo man bei mir die Knospen schwellen sieht, aber nicht bei allen Sorten. Wenn Du wirklich Klimazone 6a hast, dürfte dieser Termin bei Dir gut 2 Wochen später sein. Es kann also u.U. eine unnötige Panik sein, weil Du von anderen Usern Berichte zum Austrieb gelesen hast.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Reben auch bei nicht so starken Frost eingehen, z.B.:
- häufiger Temperaturwechsel um den Nullpunkt. Starker dauerhafter Frost wird oft besser vertragen als so ein Wechsel um 0°C.
- Mäuse: knabbern im Winter die Wurzeln an, weil es sonst nichts zu fressen gibt. Trotz einer Katze und Mausefallen, Giftködern usw. ist es sehr schwer, der Mäuseplage im Winter Herr zu werden.
- falsch gedüngt: zu viel Stickstoff (niemals Hornspäne oder Langzeitdünger mit Stickstoff geben, nur kleine Gabe im Frühjahr möglich, zu wenig Kalium: Kalium fördert die Holzreife und damit die Frostfestigkeit, Im Spätsommer und Herbst mit Kalium düngen.
- Vorschädigung durch Pilzkrankheiten (falscher Rebschnitt im Sommer, nicht gespritzt ...)
- ungünstiges Mikroklima durch nicht optimalen Standort. Reben brauchen in Deiner Klimazone den besten Standort bei Dir, am Besten im Gewächshaus und im Freien an einer Hauswand an der Süd- bis Süd-West-Seite
- Überlastung der Rebe durch falschen Rebschnitt
- Vertrocknen, wenn längere frostfreie Periode im Winter ohne Niederschlag - dann dezent gießen, nicht einschwämmen.
In kälteren Gebieten in Osteuropa legt man im Herbst die Reben um und bedeckt sie mit Erde. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie das bei älteren Reben gehen soll.