Meine Kodrianka ist ca. 6...8 Jahre alt, eher 8. Der Stamm hat einen Durchmesser von ca. 6 ... 7 cm.
Ich habe hier auch schon übers Düngen geschrieben. Ich habe z.B. nie Mineraldünger wie Blaukorn oder andere stickstoffhaltige Dünger oder Hornspäne gegeben. Einmal im Jahr im Frühjahr erhalten die Reben Dolomitkalk (60 % Kalziumkarbonat, 40 % Magnesiumkarbonat). Im Sommer gieße ich einmal Eisensulfat, um der Chlorose vorzubeugen. Anfang September gibt es etwas Kalium für die Holzreife (auch als Blattdünger in Form von Kaliumphosfit gegen Pero). Ich füttere also die Kodrianka und meine anderen Reben nicht. In den letzten 10 Jahren habe ich einmal etwas Kompost gegeben, bis aber wieder davon abgekommen, weil danach das Unkraut so gewuchert hat. Seit die Kodrianka so groß ist, gieße ich sie auch nicht mehr, obwohl es fast jedes Jahr zu langen Hitzeperioden mit wochenlanger Dürre gekommen ist. Nur junge Reben werden etwas gegossen.
Mein Boden ist sandig-lehmig, aber eher Dreck. Ursprünglich lag mein Grundstück 1,5 m tiefer und bei Starkregen strömte das Wasser aus allen Seiten herein. Deshalb habe ich beim Hausbau die Fundamente hochgezogen und erst 1,5 m über der gewöhnlichen Höhe kam die Bodenplatte und 40 Fuhren Kies unter diese. Außen um das Haus wurde mit Boden aufgefüllt. Da hier kaum Mutterboden erhältlich ist, habe ich den Boden von einem Feld, wo eine Schule gebaut wurde. Vor dem Schulbau wurde die ca. 30 cm hohe qualitativ gute Bodenschicht zusammen geschoben und später für die Grünanlagen der Schule verwendet. Diesen guten Boden konnte ich also nicht bekommen. Ich bekam die darunter liegende minderwertige Bodenschicht, die ohne Humus war. Damit wurden ca. 450 Quadratmeter meines Grundstückes um 1,5 m aufgefüllt, so dass jetzt mein Grundstück genau so hoch ist wie die darum. Das waren schon ca. 40 Fuhren mit einem größeren Kipper.
Allerdings befindet sich mein Grundstück und die darum in einer flachen Kaltluftsenke. Im frostigen Winter ohne Wind strömt die Kaltluft hinein, wodurch manchmal extrem tiefe Temperaturen entstehen. Deshalb muss ich so sehr auf die Frostfestigkeit der Reben achten. Die Tiefstemperatur betrug in den letzten 10 Jahren -37 °C. Mein Grundstück befindet sich etwa 1,5 km vom Flughafen entfernt auf der gleichen Hochebene, aber ca. 40 m tiefer als der Flughafen (mein Grundstück ist 183 m über NN). Bei Wind habe ich das gleiche Wetter wie am Flughafen, aber bei Windstille ist es im Sommer bis zu ca. 6 Grad wärmer und im Winter bis zu 6 Grad kälter. Der Frühling beginnt etwa 3 Wochen später als im Elbtal (Baumblüte) und der Winter ca. 2... 3 Wochen eher.
Die Kodrianka hat ca. 75 % des Tages Sonnenlicht, sonst Frühmorgens und Abends durch Bäume und Gebäude auf Nachbargrundstücken abgeschattet.
Die Kodrianka habe ich immer auf 2 Bogreben zu ca. 8 ... 9 Augen geschnitten. Diese befinden sich in ca. 60 cm über dem Bodenniveau (unterster Draht des Spaliers). Das Spalier mit verzinkten Weinbaupfählen ist etwa 2,70 m hoch, aber die Fruchtruten stehen etwas höher und kommen dann wieder herunter auf den obersten Draht und verlaufen auf diesem noch über 5 m, wenn ich diese nicht wegen den Nachbarreben einkürze. Pro Fruchtrute lasse ich ca. 1 Traube stehen, kleinere Trauben nehme ich zusätzlich heraus. In den letzten Jahren waren die Trauben fast alle größer als 1 kg und die Beeren für meine Verhältnisse auch recht groß, ca. 2,5 ... 3 cm lang, also oval. Der Geschmack ist nicht so toll, aber optisch sind die Trauben super und die Suzuki steht auch drauf. Die Befallsrate ist über 90 %, wenn nicht geschützt durch Organzabeutel.
Bis Ende August wuchern sehr viele Geiztriebe. Ich komme kaum nach, diese zu entfernen. Wenn ich mal 2 oder 3 Wochen Urlaub gemacht habe, ist ein wahrer Dschungel entstanden.
Ich habe also die Rebe jedes Jahr etwa gleich belastet.
Mein Klima ist in Euren Augen etwas extrem. Der Winter geht seit über 10 Jahren immer länger in den Frühling herein und dann beginnt fast ohne Frühling eine sehr trockene Hitzeperiode. Anfang bis Mitte August wird es kühler, meist um 15 ... 20 °C und bis Mitte September sehr feucht (außer im letzten Jahr). Die Blüte ist ca. 6 ... 8 Wochen später als bei Jakob.
Der erste größere Frost beginnt gewöhnlich Nachts zwischen dem 14. ... 20. September. Die Bananenblätter erfrieren da schon, aber die Reben überstehen dies gewöhnlich. Dann beginnt der Altweibersommer, der meist bis Mitte Oktober geht und dann kommen strengere Fröste, so dass die Blätter der Reben erfrieren.
In den letzten 10 Jahren ist die Vegetationszeit um ca. 4 Wochen kürzer geworden, weil der Winter länger blieb. Dafür sind die Frühsommer viel heißer und trockener geworden. Letztes Jahr war im Vollschatten die max. Temperatur 46 °C.
Nicht nur die Kodrianka wuchert so, auch die Tigin (nicht ganz so sehr) und früher auch die Frumoase Albe (etwa wie Tigin) und nach einigen Jahren der Zurückhaltung ab etwa dem 6. Standjahr wucherte auch die Festivee. Letztere hatte zwar nicht ganz so lange Fruchtruten, aber trotz zweier Bogreben wucherten die Geiztriebe.
Jetzt kennt Ihr meine Bedingungen. Vielleicht könnt Ihr Euch jetzt einen Reim darauf machen, warum meine osteuropäischen Reben so wüchsig sind.
Die Rebengenerationen davor waren mitteleuropäische und amerikanische Sorten (z.B. Arolanka, Lakemont, Muskat Bleu, Rhea, Original, Palatina, NYM ...) und die waren nur etwas wüchsiger als die Reben in den Weinbergen. Ich habe da gute Vergleichsmöglichkeiten, weil die Weinberge im Elbtal (Pillnitz, z.B. der von Eugen Neumann, und die von Radebeul-Meißen) nur 10-15 km entfernt sind, aber eben besseres Klima haben. Desweiteren gibt es noch die Überreste der Rebenversuchsstation in Radebeul. Die war so etwas Ähnliches wie Stutel der LWG Bayern. Die Stöcke gibt es noch, aber seit gefühlt 15 Jahren kommt nichts mehr dazu, seit der Chef in Rente ging. Offiziell ist diese geschlossen - auch das Tor dazu, aber wenn man die Leute kennt, darf man hinein.