Komplexe Aromen bei Keltertrauben stellen sich bei Vollreife am besten mit Ertragsreduzierung ein, überschießender Zucker ist kein Problem, der wird zu Alkohol. Bei Tafeltrauben sieht das anders aus. Ich hab gerade noch Wostorg gepflückt, lecker, aber mir eigentlich schon zu süß.
Angaben über Zucker und Säure scheinen mir begrenzt interessant, die Säureabbaukurven dürften je nach Standort unterschiedlich verlaufen. Und das Zuckermaximum wollen auch nicht alle ausprobieren.
Beschreibungen, die nicht nachvollzogen werden, helfen nicht viel.
Bei Muskat gibt es ja verschiedene Richtungen „Gewürztraminerspätlese“ mit Rosenduft, das findet sich ohne den Duft etwa bei Sinelosi, das wäre eine typische Richtung.
Andere haben diese Richtung, aber feiner nicht so aufdringlich.
Daneben gibt es Muskat etwas parfümiert, so schmeckt bei mir Garold, das wäre auch eine typische Richtung. Das lässt sich anhand weiterer typischer Geschmacksbilder wahrscheinlich weiter differenzieren. Ich hab ja nicht so viele Sorten im Ertrag und wohne auch nicht in einem Weinanbaugebiet.
Wenn alle wissen würden wie Garold, Liwia, Ki-Luchistiyi, Prim, Tigin etc. schmecken, wäre man weiter. So weit ist man hier aber noch nicht. Dann könnte man sagen Muskat wie Liwia, nur intensiver. Und alle wüssten was los ist.
Mit der üblichen Weinlyrik kommt man jenseits der Bukettsorten kaum weiter - abgesehen davon „ Aromen von dunklen Beeren", bla bla steht auf jeder zweiten Rotweinflasche ab 2.99. Wenn man dunkle Beeren durch Waldfrüchte oder „Pfaumenaromen mit Leder“ ersetzen würde, gerne auch mit einem Hauch vollreifer Melone, würde es einem der Millionen Käufer auffallen? Wohl kaum. Es war ja nur ein Hauch Melone. Geht eh alles im Holzaroma unter, erst recht wenn schön fruchtig ausgebaut wird, Marmelade mit Eichenholzvanillegeschmack.
Bei manchen Sorten kommt das Sortenaroma früh, bei manchen spät, bei manchen verliert es sich in der Vollreife. Auch danach mag man unterscheiden.
Manche stärkeren Aromen gehen eher in fruchtige Richtungen wie ein Ruländer, andere eher ins blumig kräuterige.
Ein Tafeltraube, die wie ein vollreifer Grauburgunder ohne dessen Süße daherkäme, wäre schon gut.
Bei den eher neutralen Sorten ist es natürlich schwieriger als bei Bukettsorten. Da braucht man das Wissen um Referenzsorten. Dann hat man Maßstäbe.