Hat jemand Erfahrung mit der Sorte Muromez?
Ich persönlich baue keine neue blauen und roten Sorten mehr an. Das hat im wesentlichen 3 Gründe:
1. Die Kirschessigfliege steht auf rote und blaue Sorten, nicht aber auf helle Sorten. Wenn man nichts dagegen macht, muss man mit Totalausfall rechnen. Aber es gibt ein Mittel: Organzabeutel, die ca. 3 Wochen vor der Reife aufgezogen werden. Die helfen auch gegen Wespen und Vögel.
2. Viel schlimmer ist die Gefahr durch den Traubenwickler und da helfen Organzabeutel nicht, da dieser böse Schmetterling seine Eier schon viel zeitiger auf die Beeren legt. Für den Kleingärtner gibt es kein sicher wirkendes Mittel. Alle sind hochgiftig für Bienen und deshalb für Kleingärtner verboten und die Verwirrmethode mit Pheromontafeln funktioniert bei kleinen Anbauflächen nicht. Bei meinen rote und blauen Sorten habe ich seit ein paar Jahren deswegen praktisch Totalverlust, während helle Sorten bisher gar nicht oder zu unter 5 % der Beeren befallen werden. Ein etwas unsicheres Mittel für Kleingärtner ist das Spritzmittel XenTari, welches für Bienen und andere Insekten ungiftig ist und nur Eulenfalter tötet, wozu der Traubenwickler (und andere Wickler wie der Apfelwickler) und der Buchsbaumzüngler gehören.
Probleme:
a) wirkt nur zu ca. 70 % (nur Trauben spritzen!)
b) man muss genau die Flugzeiten der Traubenwickler kennen und genau zu diesem Zeitpunkt spritzen. Der Traubenwickler fliegt jedoch nur Nachts. Ein Kleingärtner kann jedoch die Flugzeiten kaum feststellen und damit nicht den richtigen Spritzzeitpunkt. In manchen Weinbaugebieten gibt es einen staatlichen Warndienst hierzu, aber für den Rest der Hobbywinzer gibt es das nicht und diese Flugzeiten sind jedes Jahr anders.
c) XenTari wird durch den nächsten Regen wieder abgewaschen und das UV-Licht der Sonne macht das Mittel näch spätestens 1 Woche unwirksam.
Allerdings ist mir ein Rätsel, woher der Traubenwickler weiß, dass das rote und blaue Sorten sind, denn zur Eiablage sind alle Beeren noch grasegrün.
Ich werde diese Jahr das Mittel mal testen, aber wenn das nicht (ausreichend) funktioniert, dann rode ich meine restlichen roten und blauen Sorten.
Generell empfehle ich deshalb allen, keine roten und blauen Sorten mehr neu zu pflanzen. Das erspart in Zukunft jede Menge Enttäuschungen.
3. Meiner Frau und mir schmecken die allermeisten blauen Sorten nicht, da diese zu wenig Weinsäure enthalten, welche für den fruchtigen Geschmack des Weines zuständig ist.
Zur angefragten Sorte:
- Farbe: blau
- SAT-Wert: 2200 - also auch für Nichtweinbaugebiete außer im Gebirge geeignet
- Reifezeit: 105 ... 115 Tage (von Blüte bis Lese) - also sehr zeitig, in Weinbaugebieten etwa Mitte August, sonst je nach Lage 4 bis 6 Wochen später
- Geschmack: einfach, saftig
- Beeren: bis 5 g
- Trauben: bis 400 ... 500 g (bei richtiger Erziehung)
- Zuckergehalt: 16 ... 18 % = 5 - 7 g /l
- Frostfestigkeit: bis -26 °C, also sehr gut
- Pilzfestigkeit: 7, also sehr gut
Die Sorte ist sehr wüchsig und fruchtbar, d.h. eine Ertragsbegrenzung ist sinnvoll.