...Der "richtige" Weg in der Spitzengastronomie ist selbstredend ein anderer: frische, lokal und biologisch angebaute Zutaten werden zu einfachen, aromatischen Gerichten vereint....
frische, biozutaten sind bei den sterneköchen schon lange selbstverständlich. aber warum um himmels willen sollten sie sich damit begnügen, daraus "einfach" gerichte herzustellen?
das kann die traditionelle ländliche küche auch und ist keine kunst.
spitzengastronomie wollte immer schon etwas ganz anderes.
Einfach ist es ja nicht, einfache Gerichte herzustellen. Es braucht die besten Zutaten und eine schonende Zubereitung. Das schafft die traditionelle ländliche Küche eher im Ausnahme- denn im Regelfall. Und auch sog. Spitzengastronomen ertränken immer wieder beste Produkte in Sahne und lassen sich weitere Sünden zu Schulden kommen.
Das physikalische und chemische Wissen um die Vorgänge in der Küche sind schon ein Vorteil. Ebenso wichtig ist aber das Sinnliche. Es widerstrebt mir eben, an einem grünen Schaum zu nippen, der verblüffenderweise nach grilliertem Gemüse schmeckt. Und das ist ja noch ein harmloses Beispiel: der prämierte Andria setzt so etwa alles ein, was die Lebensmittelindustrie an Hilfsstoffen anzubieten hat, auch kein Wunder, er wird offenbar von ihr geponsert. Dieser kann es nämlich nur Recht sein, wenn ihre vom Markt nicht immer gnädig aufgenommenen "Erfindungen" im angeblich besten Restaurant der Welt Verwendung finden.
Letzlich gebe ich zu, dass das alles Geschmackssache ist, solange die Lebensmittelgesetze eingehalten werden, was leider grad im Falle Andrias nur teilweise zuzutreffen scheint. Die italienische Kontrollbehörde überlegt sich gerade, wegen der Anbietung nicht zugelassener Andria-Halbfabrikate ein Verfahren einzuleiten.
Meine Achtung vor einem Koch wächst, wenn er Produkte verwendet, die er selbst angebaut hat oder von genau bekannten Produzenten bezieht, diese möglichst wenig verändert und damit in erster Linie geschmacklich, in zweiter dann auch optisch überzeugt. Je weniger, je naturbelassenere und je geschmackvollere Zutaten er verwendet, desto besser.