Die Schlammschlacht geht weiter - nun meint Monsanto bzw. die Agrarindustrie was gefunden zu haben, um dem IARC eins auszuwischen.
Vorher war's anders rum.
Was dabei stets auf der Stecke bleibt, sind die faktischen Inhalte.
Im konkreten Fall: Es gibt eine seit langer Zeit laufende Studie in den USA über Zusammenhänge zwischen Gebrauch von PSM und Krebserkrankungen.
Was Glyphosat angeht, so waren die Ergebnisse nicht veröffentlicht, als die IARC ihre inzwischen berühmt-berüchtige Bewertung und Einschätzung vornahm, wonach Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" ist.
IARC berücksichtigt grundsätzlich nur Studien, die veröffentlicht sind, keine Firmenstudien, die für Zulassungen gefordert werden, aber ansonsten unter Verschluss bleiben, keine unveröffentlichten Stellungnahmen etc. Und natürlich auch keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die noch nicht in einer Fachzeitschrift publiziert worden sind.
Während man bei Firmenstudien noch streiten kann, ob IARC die nicht besser anfordern sollte, anstatt sich auf eine Auswahl von Studien zu beschränken - was die Gefahr einer Verzerrung mit sich bringt -, so ist es bei wissenschaftlichen Untersuchungen, die publiziert werden sollen, verständlich, dass man deren Ergebnisse nicht verwendet, wenn die Studie noch nicht der Öffentlichkeit vorliegt, d. h. publiziert wurde.
Die Urheber einer Studie würden sich vermutlich schönstens bedanken, wenn da jemand vorprescht und ihre Ergebnisse - womöglich verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen - hinausposaunt.
Im konkreten Fall wirft man nun einem Wissenschaftler vor, er hätte an der IARC-Bewertung mitgearbeitet und ebenso an der US-Studie zu Glyphosat - und deren Ergebnisse gekannt -, aber nicht dafür gesorgt, dass das berücksichtigt würde.
Und da diese Studie keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebserkrankungen beim Menschen liefert, hätte sich womöglich die Einschätzung des IARC geändert (ändern müssen?).
Schwierig.
Vielleicht hätte IARC warten sollen, bis die Studie vorliegt oder zumindest zur Veröffentlichung eingereicht wurde (oder akzeptiert). Andererseits: Irgendwann muss man ja mal zu Potte kommen.
Insgesamt ist das aber ein Nebenschauplatz, der an der Bewertung insgesamt nichts ändert - da mit Ausnahme des IARC-Gremiums große Übereinstimmung in der Bewertung durch alle Fachleute herrscht, dass Glyphosat beim Gebrauch als PSM kein Krebsrisiko birgt.
Die Studie, um deren Berücksichtigung jetzt gestritten wird, bestätigt höchstens diese Bewertung.